Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Maya Priesterin

Die Maya Priesterin

Titel: Die Maya Priesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
Vom Netzwerk:
e r di e Auge n un d sah , da ß de r Anführe r auf Hernán s rechte Hand starrt e . Noch immer war die H and in ein Gewir r bleiche r Schlingpflanze n verstrickt .
    Zu m erste n Ma l verändert e sic h di e Mien e de s Anführer s . Sie wurd e noc h düsterer . Sei n Blic k bohrt e sic h i n di e Auge n des Mestize n . »Kuchiiyoi! « De r dürr e Kriege r a n seine r Seit e zückte ei n Messe r un d r eicht e e s ih m . »Xontal!« Diese r Befeh l galt Hernán , de r augenblicklic h au f di e Kni e fie l . Flehentlic h sa h er z u de m Anführe r auf .
    Fra y Dieg o hiel t de n Ate m a n . Für einen Moment befürchtete e r da s gleich e wi e offenba r Herná n . Aber der Anführer stach den Mes tize n nich t einfac h nieder . Er schob die Klinge unter das Gewirr der Ranken, die sich um Hernán s Hand geflochten hatte n . Ei n Ruck , un d di e Schlinge n fiele n z u Bode n . Di e Hand de s Mestize n wa r zu r Faus t geballt , al s versuch e e r noc h immer, di e Ranke n z u spr enge n .
    Ein ähnlicher Hieb, dachte der Pater, mochte auch die Seile der Hängebrücke durchschlagen habe n . Eine sonderbare Ruhe überka m ih n . Noch sind wir nicht verloren, sagte er sic h . Wenn e s mi r nu r gelingt , mi t de m Anführe r z u rede n . Ihm klarzumachen , da ß ich selbst ein Priester bi n . Ihn notfalls einzuschüchter n mi t de r Mach t meine s Gottes .
    In diesem Moment stieß Hernán eine n Schre i au s . Blu t quoll au s seine r Faust . De r Anführe r hatt e di e Kling e hineingestoße n . Seitlich , i n di e Spiral e de s gekrümmte n Zeig e finger s von Herná n . Unbegreiflic h langsa m gin g di e klein e braun e Faus t au f . Widerwillig . Wi e ein e Musche l . Noch immer tropfte Blut hervo r . Dan n sa h de r Pater , wi e au f de r blutüberströmten Handfläch e etwa s funkelte . Golden, eine Kugel von der Größe eine s M e nschenauges .
    De r Anführe r beugt e sic h vo r un d nah m da s glitzernd e Ding mi t spitze n Finger n vo n Hernán s Han d . E r führt e di e Kugel dich t vo r sei n Gesich t un d glotzt e si e a n . Sein e Mien e wirkte jetz t ehe r verstör t al s zornig , al s geh e vo n de r Kuge l eine zerm a lmend e Mach t au s . Vorsichti g reicht e e r si e weite r a n den hageren Krieger, der sie mit sichtbarem Widerstreben entgegennah m .
    In diesem Augenblick, in dem die Kugel weitergereicht wurde, erkannte Fray Diego, um was es sich handelte. Entsetzen durchfuh r ihn . Die kleine Kugel wies hervorquellende Augen un d ein e rüsselförmig e Nas e auf . Nich t ander s al s da s Abbild auf dem Rumpf des Anführers. E s wa r da s Ido l eine s Götzen, de n di e Mayakriege r verehrte n . Den sie wahrscheinlich sogar mehr als alle anderen Gottheite n fürchtete n . Schließlic h hatte de r Anf ü hre r selbs t sic h mi t seine m Abbil d geschmückt .
    Un d Hernán hatt e da s golden e Ido l gestohle n . Er mußte den Götterkop f au f de m Grun d de s See s gefunde n haben , dacht e der Pater .
    Da s erklärt e woh l auch , waru m de r Mestiz e ü berhaup t i n den Cenot e hinabgetauch t war . Sicherlic h wußt e er , da ß di e May a in ihre heiligen Seen Opfergaben zu werfen pflegten, darunter auch kostbar e Gegenständ e au s Gol d .
    Ei n halbe s Dutzen d May a umstande n jetz t de n hageren Kriege r un d starrte n de n Götte rkop f au f seine r Handfläch e a n . Angs t malte . sic h i n ihre n Züge n . Mit scheuen B l icken sahen sie zu m Grun d de s Cenot e hinab , dan n wiede r au f da s funkelnde Ido l .
    E r mußt e da s Wor t ergreifen , sofort , beschwo r sic h Fray Dieg o . E r versucht e sic h aufzurichte n . D e r Fu ß au f seine r Brust wic h zurück . Aber nur eben genug, um auszuhole n . Dan n spürte er einen harten Schlag an seiner rechten Schläfe. Ic h bin Priester, wollte er noch ausrufe n . D a wurd e e s schwar z u m ihn ...
    Al s e r wiede r z u sic h kam , la g e r noc h imme r au f dem Steinsocke l . Über ihm im Wipfel einer Ceiba flimmerte das schräg e Lich t de s Nachmittag s . I n seine m Kop f hämmert e ein Schmer z . Ers t nac h eine m Momen t de r Benommenhei t fie l ihm ein , wa s geschehe n war : De r golden e Götze . Sei n Versuch , das Wor t z u ergreif e n . Der Fuß des Kriegers. Dunkelheit .
    Behutsa m dreht e e r sic h zu r Seit e un d sa h u m sic h . Neben ihm auf dem Sockel lagen Fray Cristo, Jorg e un d Migue l . Sie all e mi t hinte r de m Rücke n gefesselte n Arme n wi e e r selbs t . Nebe n ihne n stande n zwe i Wächter , a n di e

Weitere Kostenlose Bücher