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Die Maya Priesterin

Die Maya Priesterin

Titel: Die Maya Priesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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e Befehl e schrie .
    »T i k 'ab'a ' Ixquic! « Ei n Schatte n saust e hera n un d tra f ihn wuchti g a n de r Schläf e . Wiede r wurd e e s schwar z u m ihn .
     

ZWEI

     
     

1
     
     
    »Si e tru g ei n Gewand , schimmern d wi e de r Mon d . Auf ihrem Kop f ein e silbern e Haube . S o flo g si e vo m Himme l herab . Das ist die Wahrheit, Her r .«
    Ni e zuvo r hatt e Fra y Dieg o de n Mestize n derar t aufgeregt gesehe n . Ergriffe n . Al s wär e e r Zeug e eine s wirkliche n Wunders geworde n .
    Si e hockte n i m Krei s u m da s Feuer , da s Jorg e ebe n entfacht hatte . Der Abend dämmerte. Auch der Pater konnte noch kaum glauben , da ß si e de r Gewal t de r Kriege r un d ihrer Teufelsprieste r tatsächlic h entronne n ware n . V o r wenigen Stunde n ers t un d buchstäblic h i m letzte n Moment . E r selbst hatte das Bewußtsein noch nicht wiedererlangt, als sich das angeblich e Wunde r ereignete . Es mißfiel ihm, daß er auf die Schilderunge n seine r Begleite r angewiese n war . Denn so, wie Herná n ihr e Befreiun g darstellte , konnt e e s nich t gewese n sein .
    »Kopfübe r flo g si e vo m Himme l herab . Di e ganz e Gestal t im Sonnenlich t gleißen d wi e ei n Komet . Si e wa r es , di e jen e Worte rief , di e unse r Lebe n retteten : T i k 'ab'a'Ixquic ! « Hernán legt e die rechte Ha n d au f sei n Herz , da s beinah e geopfer t worde n wäre . Im Schein der Flammen zuckte der Schatten seines Armes riesenhaft über die Lichtung, an deren Rand sie saße n . »So und nich t ander s wa r es , Her r . Ic h s chwör e es . Si e rief : I m Namen der Mondgöttin, laßt diese Männer frei! Dan n wa r si e vorbei un d flo g hina b i n de n Cenote .«
    Wa s fü r ei n Unsinn , dacht e Dieg o . S o entstande n erbauliche Legende n . Oder auch, so wurde der Blick durch abergläubische Erwartung verzerr t . Nu r eine s stan d bishe r fes t fü r ihn : Ein unerwarte te r Zwischenfal l hatt e di e Mayakriege r i n di e Flucht geschlage n . E r hatt e Hernán wiede r un d wiede r befragt . J e öfter der Mestize schilderte, was sich vorhin am Rand des Cenote ereigne t hatte , dest o mysteriöse r wurd e da s Geschehe n . Nu r zu ger n hätt e e r gegl aubt , da ß Hernán Traum und Wirklichkeit vermischte . Doc h Fra y Crist o hatt e sein e Schilderun g im wesentliche n bestätigt . Mi t de m Unterschie d allerdings , da ß die »silbern e Frau « lau t Cristóba l nich t vo m Himme l herabgeflogen war . »Si e spran g vo m Wipfe l de r C e ib a hoc h übe r de m Cenote .«
    Da s klan g kau m wenige r wundersa m . De r Pate r sa h den Baumriesen mit dem gewaltigen silbrigen Stamm vor sic h . Das Blattwer k wi e grüne s Gefieder , flirren d i m Sonnenlicht . Der Wipfel ragte fünfzig Fuß über den Schachtrand des Cenote. Und vo n dor t bi s zu m Wasserspiege l hina b wa r e s wenigsten s noch einmal so tie f . Fray Diego schaudert e . Ei n Sprun g au s hundert Fu ß Höhe , kopfübe r i n de n See ? Di e Fra u mußt e eine Selbstmörderi n gewese n sein . Oder ein weiteres Opfer der blutrünstige n Teufels priester. Aus dem Wipfel der Ceiba gestürzt , u m di e Gelüst e ihre r Götze n au f noc h raffiniertere, noch grausamere Weise zu befriedige n .
    Abe r waru m hatt e di e Fra u dan n jene n rätselhafte n Satz gerufen , währen d si e ihre m To d entgegenflog ? Un d viel sonderbare r noch , waru m hatte n di e Prieste r un d de r Anführer sich ihrem Befehl gebeugt? »Im Namen der Mondgötti n ...« Zum Teufel , wa s fü r eine r Mondgötti n denn?
    Tatsach e war , da ß de r Opferprieste r un d de r Anführe r vor Schreck erstarrt ware n . So jedenfalls Hernán, de m n och immer di e Stimm e brach , wen n e r au f ihr e Rettun g z u spreche n ka m .
    »T i k 'ab'a ' Ixqui c .« Di e Spitz e de s Messer s hatt e sic h scho n in sein e Brus t gebohrt , al s dies e Wort e buchstäblic h au s heiterem Himmel erschallte n . Der Opferpriester verrenkte sich den Ha l s nach der silbernen Gestalt hoch über ihne n . Abe r da s Messer drückt e e r imme r noc h au f Hernán s Brust . De r Mestiz e wagte kaum zu atme n . Au s de r Wund e übe r seine m Herze n flo ß in dünne m Rinnsa l Blut . Behutsa m dreht e e r seine n Kopf , der hinte r de m Opferstei n herabhin g . Ebe n noc h sa h er , wi e die fliegend e Fra u lotrech t au f de n Cenot e zuschoß . De n Kop f mit de r schimmernde n Haub e voran , di e Arm e ei n wenig abgewinkelt, ähnelte sie einem silbernen Pfeil. Dann verschwan d si e i m Schach t

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