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Die Maya Priesterin

Die Maya Priesterin

Titel: Die Maya Priesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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Felswan d gelehnt . Mi t unbewegte n Miene n sahe n Jorg e un d Migue l a n Fra y Diego vorbe i . Cristóba l erwiderte seinen Blick, aber er wirkte apathisc h . Sei n Gesich t noc h bleiche r al s sonst , sein e Augen geschwollen , al s o b e r gewein t hätte .
    Langsam , u m nich t de n A rgwohn der Wächter zu erregen, wandt e sic h de r Pate r um . Direk t unte r ihm , a m Fu ß des Sockels , stande n dre i braun e Männe r . Über ein unkenntliches Etwas gebeugt, das ihre Köpfe und Schultern verdeckte n . Auf den Häuptern trugen sie schwarze Hauben, deren For m an Axtklinge n erinnerte . Dies e dre i ware n anscheinen d keine Krieger , dacht e de r Pater . Vielleicht waren es Götzenpriester. Mehrer e Dutzen d Kriege r stande n i m Halbkrei s u m si e herum . Nieman d sprac h ei n Wor t . Spannun g la g i n de r Luft , fas t mit Hände n z u g r eife n . Blutdurst, Mordlust, dachte er. Au f einmal richtet e sic h de r mittler e Götzenprieste r au f . Fra y Dieg o stockte de r Ate m . Direk t unte r ih m la g Herná n .
    Er lag auf einem Stein, der zwei Fuß hoch und so schmal war, da ß nu r sei n Rücke n darau f ruhte . Si e h a tte n ih m auc h sein Schamtuch genommen, so daß er gänzlich nackt wa r . Au f der einen Seite hingen sein Kopf und seine Schultern, auf der anderen seine Beine über den Stein. De r Pate r verstan d jetzt, warum sich die beiden anderen Götzenpriester über ihn beugt e n . Knien d hielte n si e sein e Händ e un d Füß e a m Bode n fest , s o daß sei n Brustkor b gewaltsa m emporgewölb t wurde .
    Mitleid durchströmte Diego und ohnmächtiger Zor n . Hernáns Augen waren geschlosse n . Offenba r hatt e e r da s Bewußtsein verlore n . Wa s bi n ic h fü r ei n klägliche r Beschützer , dacht e er . Tatenlo s hatt e e r mitangesehen , wi e Isabe l de Cazorla erniedrigt wurde . Mit Schmutz über go s sen , a m Bode n zerstört . Un d nun traf es den Mestizen, der sich seiner Obhut gleichfalls anvertraut hatte . Al s o b ei n Fluc h au f mi r läge , dacht e er .
    Der dritte Götzenpriester, offenbar der wichtigste des Trios, hiel t nu n ei n Messe r i n de r Han d . E r ho b e s hoc h empor , die Kling e lan g un d funkeln d schwar z . Die Krieger im Halbkreis antworteten mit einem Keuchen aus fünfzig Kehle n .
    Wen n e r sic h jetz t wiede r hinabbeugt , dacht e de r Pater , wird e r Herná n da s Her z au s de r Brus t schneide n . Es war offenbar ihre bevorzugte Greueltat. Fieberhaf t überlegt e er , wi e e r die Schlächte r vo n ihre m Opfe r ablenke n könnte . Doc h e s fie l ihm nicht s ein . Wi r a l l e werde n hie r z u Tod e kommen , dacht e er . De m rüsselnasige n Götze n geopfer t al s Straf e fü r ei n Ba d in seine m See . Un d fü r de n Diebstah l eine s Goldklümpchens , das gleichfalls eine Rüsselnase hat, so abstoßend wie die des Götzen selbst .
    Wi e erstarr t stan d de r Opferprieste r inmitte n de r Meng e . Alle Blick e haftete n au f de r schwarze n Klinge , di e e r noc h immer hoc h erhobe n hielt .
    Tatsächlich, dachte Diego, hatte das bischöfliche Gericht zu Malag a ih n nich t einfac h verbannt . E r wa r zu m Tod e verurteilt worden , dam a l s scho n . Waru m gin g ih m da s jetz t ers t auf? Verbannung in den Dschungel Neuspaniens, ohne Schutz durch Klostermauern, kam offenkundig einem Todesurteil gleic h . Nur daß die christlichen Richter es vorzogen, ihr Urteil nicht mit eigene r Han d z u vollstrecke n .
    Nu n beugt e sic h de r Götzenprieste r z u Hernán hinab . Ganz langsam senkte er die Hand mit der schwarzen Kling e . Die Spitz e zeigt e gena u au f Hernán s Her z . Der Mestize war zu sich gekomme n . Di e Auge n wei t aufgerissen , starrt e e r au f das Messer . Dann suchte e r Fra y Diego s Blick . Sei n Gesich t zerfloß vo r Todesangst .
    »Bitt e wartet! « De r Pate r richtet e sic h auf , s o wei t seine Fesseln es erlaubte n . »Schon t sei n Leben , ic h fleh e euc h a n . Töte t stat t desse n mich!«
    Wede r di e Götzenprieste r noc h de r Anführe r hatte n s e ine Worte verstehen könne n . Drohende Blicke richteten sich auf ih n . I n de n Augenwinkel n sa h er , wi e eine r de r Wächte r au f ihn zuka m . De r Opferprieste r hatt e nu r flüchti g aufgesehe n . Schon senkt e e r di e Kling e wiede r übe r Herná n .
    Da s letzte , wa s Fra y Dieg o sah, war die Messerspitze, die sich i n Hernán s Brus t bohrte . Da s letzte , wa s e r hörte , wa r eine gebieterisch e Frauenstimme , di e unverständlich

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