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Die Maya Priesterin

Die Maya Priesterin

Titel: Die Maya Priesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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übe r ih n . Vo n ihre m Hal s hin g die Silberschnu r mi t de m Kruzifi x herab . Sie hob die Hände hinter ihre n Kop f un d löst e sie .
    Klirrend fiel das Kruzifix zu Bode n . Sein Mund wurde trock e n . Jetzt erst erkannte er, was es mit der Schnur auf sich hatte . De r dre i u ndzwanzigst e Silberfaden , dara n da s silberne Kaninche n . Da s Geisttie r de r Mondgöttin . Si e lie ß e s über seine m Gesich t hi n un d he r schwinge n . Lama t . Leidenschaftlich un d sanft .
    Mi t e i ner raschen Bewegung zog sie die zerfetzte Kutte über seine m Lei b auseinander . Si e beugt e sic h übe r ih n un d nahm sein e Silbersiche l i n di e Han d . »Mi t de n Götter n bis t d u seit lange m verbunden« , sagt e si e . »Nu n verknüpf e ic h dic h mi t der Menschenwelt .« Si e zog den dreiundzwanzigsten Silberfaden durch das verbliebene Loch in der Sichel und band ihn fes t . Dan n lie ß si e de n Mon d emporsteige n un d setzt e sanf t das Kaninchen darau f .
     

5
     
     
    »Edelst e vo n Tayasa l .« Zusammengesunken saß der Lahkin au f seine m Thron , i m T empel des Sonnengottes. »Wir haben Euc h hierhe r gerufen , u m de n Wille n de r Götte r z u verkünde n . Ihre n himmlische n Pla n zu r Erneuerun g unsere r Welt .«
    E s wa r di e Stund e de s Adlers . De r greis e Hoheprieste r ho b die Arm e empor , nac h uralte m Brauc h . Durc h di e K u ppel über ihm flutet e Sonnenlicht , ein e golden e Säule , un d hüllt e ih n ein . Dennoc h schie n e r z u fröstel n . E r lie ß di e Arm e sinke n und rafft e sein e Tunik a übe r de r Brust . Sein Blick irrte durch die riesenhaft e Tempelhall e Ahau s . Tausend e Säulen , hoc h wi e d i e heilig e Ceiba . Ei n steinerne r Wald .
    Diego beobachtete ihn verstohle n . Zusamme n mi t den andere n oberste n Priester n kniet e e r a m Ran d de r kreisrunden Lichtung, drei Fuß unter den Throne n . Nu r z u gu t erinnert e er sich , wi e e r zu m erste n Mal durch diesen Säu lenwal d gef ü hrt worden wa r . A m Halsband , wi e ei n Hun d . Sei n Lebe n verwirk t . Doc h heut e wa r alle s anders .
    Di e ganz e weit e Hall e wa r mi t Mensche n gefüll t . Überall zwischen den Säulen knieten sie. Zu Hunderten, die Edelsten vo n Tayasa l . Di e oberste n Prieste r un d di e mächtigste n Krieger . Die besten Gelehrten und die kundigsten Meiste r . De r Glanz un d di e Mach t de r May a . Nu r eine r fehlt e . B'ok - d'aanto j . Den achte n Ta g scho n hielte n di e Kriege r Ahau s sein e Festung umstell t .
    Neben dem Thron des Lahkin waren zwei weitere Sockel errichte t worden , gleichfall s au s schwarze m Stei n . Au f dem mittleren Sockel thronte der Canek. Z u seine n Seite n saße n die Hohepriester von Tayasa l . De r Lahki n un d Ixkukul . Immer wiede r mußt e Dieg o si e ansehe n . Hochaufgerichtet saß die Hoheprie steri n au f ihre m Thron , i n funkelnde r Silberrobe . Wie majestätisc h si e aussa h . Ein e gewaltig e Mondsiche l schmückte ihr Haar, in dem die Silberfaden flirrte n .
    Endlic h kehrt e de r Blic k de s Lahki n au s de m steinerne n Wald zurück . »Heut e nach t ereilt e unsere n C anek eine Visio n .« Er wollt e weitersprechen , doc h de r Köni g ho b ein e Han d .
    »Ic h selbs t werd e berichten , wa s ic h sa h .« De r Cane k erhob sic h . Sei n hünenhafte r Wuch s erstaunt e Dieg o noc h imme r . Wei t verblüffende r wa r di e inner e Wandlun g de s junge n Königs . Di e Klarheit seines Blicks, der früher stets verschleiert schie n . Seine gebieterischen Geste n . Al s hätte n di e Götte r ihn freigegebe n . Seine n Wille n un d seine n Geist . »E s wa r zur Stund e de r Fledermau s .« Kraftvol l schallt e sein e Stimm e durch di e Halle . »Di e Gö t ter sandten mir ein Gesicht. Ic h schaut e die Pyramid e de s große n Kukulkán, meine s himmlische n Vaters .« E r deutet e nac h draußen , zu m heilige n Plat z . »Au s dunkle r Flut r agt e si e empor . Dunkl e Flute n strömte n ihr e Flanke n hinab . Dunkl e Flu t bedeckt e de n ganz e n heilige n Plat z . Un d di e Götter donnerte n ihr e Botschaf t z u mi r herab .«
    Der Canek breitete die Arme au s . Sein e Rob e öffnet e sich über dem Gürte l . Gebann t sa h Dieg o z u ih m au f . Doc h vo n der Wunde , de m Mun d de r Götter , wa r au s diese r Entfernun g nichts z u s e he n .
    »Blu t fü r di e Wiederkeh r eure r Toten! « De r Cane k rie f e s mit dumpfe r Stimme , wi e au s de r Tief e de r Erd e herau s . »Blu t zur Besiegelung

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