Die Maya Priesterin
wiede r de n Blätter n z u .
Dieg o senkt e de n Kop f . Wa s hatt e da s z u bed e uten? Sein Nacke n schmerzte , wi e seh r ers t sei n Fuß . Noc h einma l sa h er z u de n Throne n au f . Dan n wandt e e r sic h u m un d humpelt e zu seine m Plat z zurück .
Hinte r ih m began n de r Lahki n auf s neu e mi t krächzender Stimme zu spreche n . »Den n s o befehle n e s di e Göt t er .« Er raschelte mit den Blätter n . »Zwanzi g ma l zwanzi g Geschlachtete fü r di e Wiedererzeugung . Unse r edelste s Blu t z u vergieße n zum Ruh m de r Schlang e un d zu r Erneuerun g de r Wel t unte r dem Mond .«
De r Lahki n hüstelte . S o rasc h e r konnte , humpelt e Diego zur ü ck , z u seine m Plat z a m Ran d de r Lichtun g . Hunderte unbewegte r Gesichte r sahe n ih m entgegen , a n ih m vorbe i . Unmöglich zu enträtseln, was sie dachten, empfande n . Er wandt e sic h u m un d kniet e abermal s nieder .
»Edelst e vo n Tayasal! « De r Lahki n schwenkt e di e B l ätte r .
»Ih r alle , di e ih r meine n Ru f befolg t habt , sei d auserwählt . Eure Seelen werden sich auf die Reise begebe n . A m Ta g der Fledermaus, Sechs Edznab Eins Zotz, wie es die Götter durch unseren Canek forder n .« E r breitet e di e Arm e au s . »Edelst e der Maya ! H eut e i n zeh n Tage n erhebe n sic h eur e Seele n zu m Flug de r Wiederkehr!«
Totenstill e erfüllt e di e weit e Halle . Diego sah zum Lahkin empor . Nu r langsa m sickerte n di e Wort e i n ih n ei n . Alle, die hie r versammel t waren ? Als o auc h er ? O nein , gewi ß nich t . Sein Bli c k schweift e z u I x k ukul . Ni e wa r si e ih m schöne r erschiene n . Noch immer stand sie vor ihrem Thron, reglos, eine silberne Skulptu r . Ihr e Auge n ware n hal b geschlossen , al s träum e si e im Stehe n .
»Unse r alle r Seele n .« Die volltönende Stimme des Canek. Zwische n dem Lahkin und Ixkukul stand er auf seinem Socke l . Jetz t ho b e r sein e Arm e un d legt e si e u m di e Schulter n der beide n Hohepriester . »Damit die Versöhnung auch wahrhaftig gelingt . Kei n Schatte n sol l au f de n Neue n Bun d de r May a und der Götter falle n . Kein Groll darf zurückbleiben und kein Verdacht . Kein Argwohn und kein Zor n . Deshalb werden wir alle uns auf die Reise der Wiederkehr begebe n .«
Noch immer hielt er Ixkukul und den Lahkin umschlunge n .
Aus überlegener Höhe sah er auf den Greis hinab. »Stimmt Ihr mi r zu , Brude r Sonne?«
De r alt e Man n erschauerte . Fröstelnd raffte er die goldene Tunika über seiner Brus t . »S o se i es , Brude r Schlang e .«
»Und Ihr, Schwester Mond?« Mit düsterem Lächeln wandte e r sic h de r Hohepriesteri n z u . »Sei d auc h Ih r bereit , di e Reise d e r Seele n anzutreten , a n de r Spitz e de r Edelste n vo n Tayasal?«
»Ja , göttliche r Canek .« Si e flüstert e es . Noc h imme r waren ihr e Auge n hal b geschlosse n . »Nicht s sol l un s meh r trenne n . Gemeinsa m werde n wi r fliege n . Mei n Wini k - 'u j un d ic h .«
Wi e betäub t kniet e Dieg o a m Ran d de r Lichtun g . Gemeinsam werden wir fliegen. Nur langsam drangen die ungeheuerlichen Worte zu ihm durc h . Er stemmte seine Krücken auf den Boden un d erho b sic h . Au f un d davon , dacht e er , noc h is t e s nich t zu spät . E r wandt e sic h u m un d humpelt e au f de n Ausgan g zu .
Mühselig arbeitete er sich vora n . Überal l kniete n Maya , die Köpf e gebeug t . Säul e u m Säul e schwankt e au f ih n z u . Verwunschene r Wald , dacht e er . Seine Krücken klapperten auf de m Steinbode n . Sei n Ate m gin g keuchen d . Wie weit es bis zum E n de der Säulenreihen war. Und wie totenstill noch imme r . Nieman d sprac h ei n Wor t .
Endlic h erreicht e e r di e äußerst e Säulenreih e . Dahinter begann schon die gewaltige Freitreppe, hinab zum heiligen Plat z .
S o nah , un d doc h z u fer n . Sonnenkriege r stande n zwisc h en den Säulen, Schulter an Schulter, die Speere aufgepflanzt. Es mußte n Hundert e goldene r Prieste r sei n . Jed e Lück e i n der äußerste n Säulenreih e füllte n si e au s . Di e Edelste n vo n Tayasal, dacht e Diego , allesam t Gefangen e Ahau s .
S o als o sol l e s ende n . Seltsam, wie ruhig er auf einmal wurde. Unbeholfe n wandt e e r sic h um . Sein Blick suchte Ixkukul, über Hundert e kniende r Priester , kauernde r Krieger , gebeugte r Köpfe hinwe g .
Wi e Skulpture n s o star r stande n di e dre i Gestalte n au f ihren schwarzen Sockel n . I n de r M itt e de r Canek ,
Weitere Kostenlose Bücher