Die Maya Priesterin
de r Mayafra u au f di e Ban k geglitten und stellte ihr Frage n . Si e antwortet e mi t murmelnde r Stimme, au f einma l wortkar g un d weiterhin , ohn e ihre n Blic k vo n Diego zu löse n .
»Ih r Nam e is t Ixkukul .« Herná n faßt e zusamme n . »Das heißt ›Frau Welle ‹ . Si e ha t i m Norde n Verwandt e besucht . Nu n is t sie au f de m Heimwe g i n Richtun g Süde n . I n diese r Gegen d hier kennt sie niemande n . Daher bittet sie, in der Station übernachten z u dürfe n .«
Se i argwöhnisc h gegenübe r jenen , di e dic h u m Obdac h bitten . Ohne Zweifel war Pedros Mahnung berechtigt. I n ihre m Haß au f Prieste r unsere r Kirch e kenne n si e w e de r Erbarme n noch Maß . E s wa r nu r allz u wahrscheinlich , da ß dies e »Fra u Welle« mi t de r hellen , ei n weni g heisere n Stimm e z u de n Rebellen gehörte, die in San Benito und anderswo rituelle Massaker verübt hatte n . Daß sie die Missionsstation unter einem Vorwa n d ausspähen sollte, um ihren Kumpanen den Weg zu ebnen für ihr mörderische s Werk . Oder hatte sie den Auftrag, den weißen Priester eigenhändig zu überwältigen, indem sie in tiefer Nacht i n sein e Kamme r schlich?
Dies e Vorstellun g stie g s o plötzlic h i n ih m a u f, daß seine Stirn sich r ötete. E r mußt e schlucke n . Sein e Handflächen wurde n feuch t . Ja , s o würd e e s komme n . So würde si e kommen, z u ihm , i n schwarze r Nach t . Ixkukul . Lautlo s formt e e r die Silbe n . Isch - k u - kúl . Wa s fü r ei n Nam e . Wi e ei n Sukkubu s .
E r mußt e sic h zwingen , de n Kop f z u hebe n un d si e auf s neue anzusehe n . Nicht , wei l ih r Anblic k ih m plötzlic h mißfallen hätte . Ehe r i m Gegenteil . Ihr e Augen , ei n weni g schräg geschnitte n . Ihr e hohe n Wangenknochen , di e zierlich e Nase . Ihre Lippen, voll und überaus ro t . Die sich auf einmal wieder öffnete n . Abermal s erklan g ihr e Stimme , sanf t un d ei n wenig heiser . De r Pate r starrt e au f ihr e Zunge , di e i n de r Höhl e ihres Munde s umherglit t . Wie eine Schlange, dachte er.
»Ixkukul sagt, daß sie die Gastfreundschaft des weißen Priester s ger n noc h länge r genieße n würde . Abe r si e hat dringend e Pflichte n z u erfülle n . Morge n i n alle r Früh e mu ß sie sich wieder auf den Weg mache n .«
Fra y Dieg o leckt e sic h übe r di e Lippe n . Sei n Mun d wa r so trocken, als hätte er Sand geschluck t . Mi t se i nem Bart kam er sich auf einmal struppig vor, bepelzt wie ein Tier. »Di e Kirche Christ i weis t niemande n ab , de r i n No t ist .« E r hoffte , da ß nur ih m selbs t auffiel , wi e beleg t sein e Stimm e klan g . »Den n e s ist die Kirche der Liebe. Selbstverständlic h kan n s i e di e Nach t über in der Station bleibe n . Übersetze das, Herná n . Migue l sol l ihr etwas zu essen bringe n . Sie kann hier im Refektorium schlafe n . Jorg e sol l ih r ein e Hängematt e un d ein e Deck e gebe n .«
E r nickt e Ixkuku l z u . »Wi r habe n späte r noc h Gelegenheit, m iteinander zu spreche n .« Wieder übersetzte Herná n . Und diesma l wa r e s Diego , al s o b Ixkuku l gelächel t hätte . E r erhob sic h . Sein Herz klopfte wild. Sei n Gesich t fühlt e sic h hei ß a n . Stum m bedeutet e e r Cristó bal und dem Mestizen, ihm nach drauße n z u folge n .
»D u un d Jorg e wechsel t euc h heut e nach t mi t de r Wach e ab«, sagt e e r z u Herná n . »Sei d noc h wachsame r al s sonst .« Er wollte sic h scho n abwenden , d a hiel t ih n Fra y Crist o a m Ärme l fest , die Auge n geweite t vo r Angs t . »Kein Grund zur Sorge«, sagte der Pater . » Abt Pedro schreibt, daß die Mörder von San Benito noch au f freie m Fu ß sin d . Abe r wen n wi r di e Auge n offe n halten, wird nichts Arges passiere n .«
E r tra t i n sein e Kamme r un d schlo ß di e Tür , ohn e de n Riegel vorzulege n . Sofort kehrte er zu der Vorstellung zurü ck , di e eben sein e Stir n s o erhitz t hatte . Un d nich t nu r sein e Stir n .
Ixkukul ... Niemal s hätt e e r e s fü r möglic h gehalten , daß ausgerechne t ei n braune s Heidenwei b i n ih m solch e Stürme entfachen könnt e . I m Gegentei l hatt e e r sich , sei t der Bannspruch ergan g e n war , dami t getröstet , da ß e r i m Lan d der Wilden wenigstens vor fleischlichen Gelüsten gefeit sein würde. Un d nu n das . Sei n ganze r Lei b stan d i n Flamme n . Un d seine Seele brannte lichterlo h .
6
Längst war es in der Missionsstation still geworde n
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