Die Maya Priesterin
. Draußen i m Dunkel n mocht e Jorg e hocke n ode r Hernán, bi s de r andere ih n zu r Mitt e de r Nach t ablöse n würde . Dabei lauerte die Gefahr längs t hie r drinnen , dacht e er . Bittersüß e Gefah r . Er löschte die Kerz e un d legt e sic h i n sein e Hängematte .
Nich t eine n Momen t bezweif elt e er , da ß alle s s o kommen würde , wi e e r e s vorausgesehe n hatte . Warum sonst hätten sie eine Frau vorschicken sollen? Sie würde warten, bis alle schliefe n . Dan n würd e si e durc h de n dunkle n Gan g i n seine Kammer schleiche n . E s wa r ein e sei t biblische n Zeit e n bewährte Lis t . Un d e r wa r bereit , nu r allz u bereit , sic h i n Ixkukul s Listen zu verstricke n .
Gemesse n a n de r Sünde , di e sein e eigen e Kirch e a n ihm beging, war die Sünde der Unzucht nur ein läßliches Vergehe n . Wen n e r scho n zu m Tod e verurteil t war , wollt e e r einmal , ein einzige s Ma l vo n de r köstlichste n Fruch t kosten , di e e s auf Erde n z u pflücke n gab . Un d wen n e r scho n sterbe n mußte , dann tausendmal lieber in den Armen von Frau Welle verröcheln als unter dem Messer des Teufelspriester s . Wobei er allerdings dafü r sorge n würde , da ß nieman d ih n wirklic h töte n könnte, zumindes t nich t i n diese r Nach t . Schließlic h wa r e r gewarnt . Er hatt e ihr e Lis t vorausgesehe n . Ixkuku l würd e nich t de r erste Sukkubu s sein , de n e r i n dunkle r Nach t umarmt e . Abe r di e erste Li e beste ufeli n au s Fleisc h un d Blut , mi t de r e r da s Lage r teilt e .
Noch immer roch er den frischen, ein wenig herben Geruch ihre r Hau t . Wi e Feue r spürt e e r ihre n Blic k au f seine m Gesicht . Wi e si e vorhi n gelächel t hatte . Plötzlich erstrahlend vor Zärtlichkeit . Frau Well e . E r wa r sicher , da ß si e komme n würde . I m nächste n Augenblick . Ode r i n Stunde n ers t . Sie würde durch di e Tü r schlüpfen , nebe n ih m au f sei n Lage r gleite n . Si e würde die Härte seines Leibes, die Fesseln seines Lebens löse n . So ode r so .
I n diese n Moment e n einsame r Ekstas e wa r e r bereit , alles, alle s aufzugebe n . Nich t nu r fü r dies e Nacht , sonder n fü r sein restliche s Erdenlebe n . Selbs t wen n e r dafü r mi t ewiger Verdammni s büße n müßte . Niemals hatte er verzehrendere Sehnsuch t empfunde n . Ein e Welle , i n ih m emportosen d . Die sic h mi t ih r vereinigen , ih n mi t davonreiße n würde . Verwandlun g ode r Untergang , dacht e er .
Endlic h fie l e r i n unruhige n Halbschla f . I m Trau m wa r ihm, al s lieg e si e nu n be i ihm , en g a n ih n geschmieg t . E r spürt e die Wärm e ihre s Leibes . Di e Hit z e ihrer Hände, die ihn liebkoste n . Die Weichheit ihrer Lippen, die sich endlich dem Drängen seiner sch l ä ngelnden Zunge ergabe n .
Beim ersten Tageslicht erwachte er, wie immer allei n . Er stürzt e au s seine r Kammer . I m Refektoriu m kauerte n Miguel un d Hernán v o r de r Feuerstell e un d backte n Tortillas . Der hagere Maya sah ihn ausdruckslos a n . Herná n übersetzt e seine Worte:
»Ixkukul dankt Euch für seine Gastfreundschaft, Pater. Sie glaubte , da ß Ih r noc h einma l komme n un d mi t Ih r sprechen wolltet . Si e ha t di e halb e Nach t au f Euc h gewartet . Länger konnt e si e z u ihre m große n Bedauer n nich t bleibe n . I n aller Früh e is t si e weitergezogen , wi e si e e s angekündig t hatte .«
Tatsächlich brachte er es fertig, ihnen gleichmütig zuzunicke n . E r wa r innerlic h zermalm t . Abe r e r hatt e e s sich imme r scho n zu r Pflich t gemacht , sein e Gefühl e z u verberge n . Ohne ein Wort kehrte er in seine Kammer zurück. Diesma l legte e r de n Riege l vo r . Dan n san k e r vo r de r Seekist e nieder .
E r faltet e di e Händ e un d wollt e si e z u de m Gekreuzigten emporhebe n . Seine Arme erstarrten in der Bewegun g . Ungläubig fixierte er die schwarze Wand über seinem behelfsmäßige n Alta r . Wo das Kruzifix gehangen hatte, steckte nu r noc h de r Nagel , de n e r eigenhändi g eingeschlage n hatte .
Nei n .
Noc h imme r kniend , löst e e r sein e g e faltete n Hände voneinander . A n de m Nage l hin g nu n etwa s anderes . Glitzernd in den ersten Sonnenstrahle n . Geboge n z u eine m halbe n Kreis . So dünn, daß es erst auf den zweiten Blick zu bemerken war. Mit einem Finger fuhr er über die zarten Fäde n .
Silberfä den , sieben , elf , dreizeh n a n de r Zahl . Fei n un d weich wie Frauenhaa r . Si e hatt e de n
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