Die Maya Priesterin
Seitde m brachte n si e ihr e Feind e nich t mehr den alten Göttern zum Opfe r . Ander s al s früher , d a si e die Todgeweihte n vo m Dac h de s heilige n Turme s stieße n .
De r P ate r schauderte . Mi t Müh e unterdrückt e e r de n Drang, sic h z u de m himmelhohe n Platea u i n seine m Rücken umzuwende n . Vorhi n be i ihre m Abstie g zu m Dor f hatt e e r seine Arm e u m Hernán s un d Jorge s Schulter n geschlunge n un d s o die Trepp e erstaunlic h gu t gemeistert . Be i ähnliche n Hürde n würde e r sic h auc h künfti g au f di e beide n stütze n . Wi e au f zwei Krücken , di e ma n sic h unte r di e Achsel n schob .
Schließlich waren sie jetzt getaufte Christen, fuhr der Kazike fort . Seitdem opferten sie ihre Feinde nicht mehr dem alten Totengot t Ahpuc h ode r Kukulkán , der göttlichen Himmelsschlang e . Sonder n einzi g de m weiße n Todesgot t Jesus Christus , vo n desse n Mach t un d Herrlichkei t Pate r Ramó n sie überzeug t hatte . Ih m brachte n si e ihr e Opfe r dar , nich t ander s als schon der heilige Petrus sich dem Erlöser opfern ließ: kopfüber ans Kreuz geschlage n . Wi e konnt e e s au f einma l falsc h sein, ihre m Namenspatro n nachzueifern?
Nach dieser Frage verstummte Pablo so abrupt, wie sein Redestro m eingesetz t hatte . Das Murmeln der Krieger im Kreis klan g nac h einhellige r Zustimmung . Vol l Erstaune n musterte Fra y Dieg o de n Ka z ike n . D a hatte n dies e eifernde n Neuchristen abe r einige s mißverstanden , dacht e er . In einem mußte er dem Kaziken allerdings recht gebe n . De r Überlieferun g nac h war Petru s i n de r Ta t ko pfüber gekreuzigt worde n . Au f eigenen Wunsch , d a e r sic h nich t würdi g fand , wi e Jesu s aufrech t am Kreuz zu sterbe n .
Fra y Dieg o sa h i n da s feist e Gesich t de s Kazike n un d fragte sich , waru m Pate r Ramó n ihnen ausgerechnet diese Geschichte nahegebrach t hatte . Ihm selbst flößte sie seit jeher Unbehagen ei n . Den n da s Kreu z Christ i wa r wi e ei n Pfeil , mi t de m der Erlöse r zurüc k i n de n Himme l gefloge n war . Während der Bogen , i n de n da s Kreu z Petr i gespann t war , de n Begründe r der römische n Kirch e geradeweg s i n di e H ö ll e katapultierte .
»Ic h mach e Euc h keine n Vorwurf« , sagt e e r endlic h . Es war di e Wahrheit . Wen n irgendwe m etwa s vorzuwerfe n war , dann allenfall s Pate r Ramó n . Ode r de r heilige n Kirche , di e ih m mehr und mehr wie eine sterbenskranke Greisin erschie n . Wann imm er sie den Mund auftat, um das ewige Leben zu verheißen, schwappt e ein e Wog e schwarze s Blu t hervo r . Au f einma l fühlte sic h de r Pate r unsäglic h müde . »Frag e ihn , we r de r Tot e ist«, befah l e r Herná n . »Wan n si e ih n an s Kreu z geschlage n habe n . Un d waru m e r st e rbe n mußte .«
Die Gestalt des Kaziken schien sich zu straffe n . »Ei n Feind der weißen Götter«, erklärte er. »Vor drei Tagen kamen sie in unser Dor f . Zeh n Männe r un d dre i Fraue n . Sie drohten uns mit de m Zor n de r Götter , fall s wi r un s weigerten , ein e Versammlu ng einzuberufe n . Dor t sollte n wi r all e un s vo n Jesu s un d Maria lossage n . Um wieder die alten Götter anzubete n . Al s wi r uns weigerten, drohten sie, den Unterweltgöttern neun unserer Kinde r z u opfern , wi e e s frühe r de r Brauc h wa r . D a befah l ich meine n Krieg e rn , z u de n Waffe n z u greife n . Den Eindringlingen gelang es zu fliehe n . Bi s au f eine n vo n ihne n . Er strauchelte auf de r Trepp e de s heilige n Turms . Wir überwältigten ihn und brachte n ih n al s Opfe r dar . Zu m Dan k un d Ruh m de r weißen Götter , di e mächtige r al s d i e alte n Götte r sin d .«
Dami t wär e zumindes t geklärt , welche r Seit e Pabl o un d seine Leut e angehören , dacht e de r Pate r . Seine Anspannung ließ nac h . An der christlichen Lehre mochten sie einiges mißverstanden habe n . Abe r si e gehörte n nich t z u de n Aufrührern , di e i n San Benit o un d andersw o rituell e Mord e begange n hatte n . Vielmehr hatte n di e Rebelle n vergeblic h versucht , hie r i n Sa n Pedr o neue Anhänger zu rekrutiere n . Zeh n Männe r un d dre i Fraue n . Das paßt e z u de n Angabe n i n Ab t Pedro s Brie f . Worau s de s weiteren folgte , da ß de r Kazik e nich t di e Absich t hatte , de n neuen Prieste r un d sei n Gefolg e de n alte n Götter n z u opfer n .
Pablo und alle Maya, die im Kreis standen, schwiegen jetzt und sahen ihn a n . Auc h de r
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