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Die Maya Priesterin

Die Maya Priesterin

Titel: Die Maya Priesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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nebeneinander setzen konnte. Nac h wenigen Schritte n gin g e r i n di e erst e Stuf e de r Trepp e über . Die Schlucht darunter war tiefer als die Abgründe in Dieg o s abscheulichsten Alpträume n .
    In seinen Ohren begann es zu tose n . E r wollt e zurückweichen un d stie ß gege n da s Taufbecken , da s Cristóba l umklammert hiel t . Ih m war , al s saug e de r Abgrun d ih n an , al s zieh e die Schluch t ih n mi t tausen d Hände n z u sic h hinab . E r zwan g sich, gleichmäßi g au s - un d einzuatme n . Behutsam beugte er sich zur Seit e un d sa h a n de r Flank e de s heilige n Turm s empor . In schwindelnder Schräge ragte sie über dem Abgrund au f . Wie hatt e e r auc h nu r fü r eine n Augenblic k annehme n können , daß diese r Steinbrocken von Menschen geschaffen sei? Eine Felswand , mi t Schlam m un d Moo s bedeckt . Bäum e und Gestrüpp , au s Steinritze n wachsen d . Wurzeln , dic k wie Männerarme , wir r ineinande r verstrickt . Von Menschen geschaffen , sagt e sic h de r Pater , ware n nu r dies e St ufe n . Mit Hacken in den Stein geschlage n . Sechzig , siebzi g primitive Tritt e i n de r nahez u senkrechte n Wan d . Jadegrü n un d glitschig . Verwittert und ausgetrete n . Stellenweise überwachsen von Wurzel n un d andere m Geschlinge . Und jede einzelne Stufe so haarstr ä ubend schmal, daß man allenfalls seitlich darauf treten konnt e . Zumindes t mi t de n Füße n eine s ausgewachsenen Europäers .
    »Bringe n wir' s hinte r uns« , sagt e e r z u Herná n .
    De r Mestiz e packt e da s Kreu z au f seine r Schulte r feste r und scho b sei n Hütche n au s de r S tir n . S o unbekümmert , al s wandele e r durc h di e Gasse n vo n Marbella , tra t e r au f de n Gra t und spaziert e a m A b g run d entlan g . Feixen d sa h e r sic h z u den andere n um . Dan n began n e r di e Trepp e emporzuspringen, inde m e r imme r dre i Stufe n au f einma l nah m .
    Hinte r Diego warteten Cristóba l und Jorg e . Abe r e r kümmerte sic h nich t u m si e . E r vergaß , da ß e s au f diese r Wel t überhaupt etwa s andere s ga b al s Grate , di e e s z u überwinde n galt . Abgründe , i n di e ma n nich t stürze n durfte . Himmelhohe Wände mi t Stufe n fü r Zwe r g enfü ße , schlüpfri g un d schimmelgrü n . Der Pate r kroc h . Au f alle n viere n wi e ei n Tier . Ei n große r brauner, unbeholfener Käfe r . Murmeln d kraucht e e r Stuf e u m Stufe empor . »Herrschaf t un d Schrecke n sin d be i Ihm , de r Frieden schafft in Seinen Höhen.« Nu r gan z a m R a nde nahm er wahr, da ß ih n Cristóbal, da s Taufbecke n vo r de r Brus t umklammernd, schnaufen d überholt e . Da ß nackt e braun e Füß e nebe n ihm innehielte n un d Jorg e ihm eine kleine harte Hand entgegenstreckt e . Diego schüttelte den Kopf, daß die Schweißtropfe n flog e n . Kraucht e weiter . »Daru m fürchte n wir un s nicht , wen n di e Erd e auc h wankt . Wen n Berg e stürze n i n die Tief e de s Meere s .«
    Au f einma l wa r e r obe n . Seine Hand, die nach der nächsten Stuf e tastete , grif f in s Leer e . Keuchen d ho b e r de n Kop f und späht e übe r de n Treppenran d . Ei n Bergplateau , s o flac h wi e das Dac h eine r spanische n Hazienda . Ächzend zog er sich über den Ran d un d rappelt e sic h auf .
    E r fan d sic h au f eine m Gevier t vo n vielleich t fünfzeh n auf fünfzehn Schritte n . Verwitterte r Stei n un d nahez u kah l . Der Himmel darüber wolkenlos, unwirklich na h . Di e Sonn e brannte herab , doc h hie r obe n gin g ei n unerwarte t starke r Win d . Fray Dieg o ta t einig e vorsichtig e Schritte , bi s zu r Mitt e de s Plateau s . De r Ausblic k wa r atemberauben d . Di e grün e Mass e des Dschungels , neb e lverhangen und bis zu allen Horizonten aufgetürmt .
    Wie gebannt ging er auf den jenseitigen Rand des Plateaus z u . A m Fu ß de s Berge s öffnet e sic h de r Wal d z u eine r Lichtun g von de r For m eine s Ovals . Auc h au f diese r Seit e ga b e s ein e Treppe, gro b i n de n Stei n geschlage n . Doc h e r nah m di e Stufe n kaum wah r . I n diese m Momen t dacht e e r auc h nich t a n de n Abstieg, de r ihne n noc h bevorstan d .
    Ein e breit e Schluch t zo g sic h U - f örmig um die Lichtun g . In de r Öffnun g de s U sa ß wi e ei n gewaltige r Riege l de r Ber g . Eine idea l e natürlich e Festung , dacht e e r . Leich t z u verteidigen , kaum z u überrenne n . Jedenfalls solange die Angreifer nicht über Feuerwaffen verfügte n .
    Zwei Dutzend Rundhütten

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