Die Maya Priesterin
a n seine n Mun d . Was hat t e e r z u verlieren ? Nu r die Lähmung seiner Gliede r . De n Zaube r Mujaneks . Außerdem vertraut e e r diese r Fra u . Sie erinnerte ihn an Ixkukul. Ih r kühles, meis t s o ernste s Gesicht . I n de m zuweilen , u m so überraschender, ein Lächeln erstrahlte. Wie wenn der Mond aufgeh t i n schwarze r Nacht .
E r ho b de n Kop f a n un d tran k . Ei n würzige r Geschmack, erdi g un d schwer . Beinah e wi e alte r Rotwein . Der Trunk rann in sein e Kehl e . I n seine m Innere n breitet e sic h Wärm e au s .
»Ih r werde t jetz t schlafen , weiße r Man n . Ein e Nach t u n d eine n Ta g .« Si e lächelt e mi t de n Augen , übe r ih n gebeug t . »Und wen n Ih r wiede r z u Euc h kommt ...«
Wa s dann ? De n Res t ihre s Satze s beka m e r nich t mi t . Aber da s macht e nichts . E r fühlt e sic h behaglic h wi e sei t Monaten nich t meh r . Wohlig und geborge n . Ein e w underbar e Frau, dacht e er . Ixtz'a k würd e ih n heile n . Scho n ihr e bloß e Gegenwart ta t ih m wohl .
Er versuchte die Augen zu öffne n . U m si e noc h einmal anzusehen , eh e e r i n de n Schla f san k . Abe r sein e Lide r ware n zu schwer . Un d e r spürt e ja , da ß si e noc h imme r nebe n seine r Matte saß . De r Aben d konnt e nich t meh r fer n sei n . De n ganze n Tag hatt e si e hie r be i ih m i m Heilhau s verbracht . Un d ih m vo n den Anschauunge n ihre s Volke s erzähl t . Während in den Hütten nebenan die Schreie der Kranken und der Gebärenden, der Ste rbenden und der Neugeborenen erklange n .
Zweiundzwanzig Götterwelte n . Imme r wiede r kehrte n seine Gedanke n z u diese r Zah l zurück . Si e hatt e e s ih m erklärt . Zu erkläre n versuch t . Ei n verwirrende r Irrglaube , wi e e r fan d . Mit eine m Himmel , de r au s dreizeh n übe r irdischen Götterwelten bestan d . Und einer Hölle, die sich in neun Unterwelten fächerte.
Abe r dami t nich t genu g . I n ihre m Himme l regierte n keineswegs nu r gut e Gewalte n . Soweni g wi e di e Unterwelte n einfac h von böse n Mächte n beherrsch t wurde n . Übe r sein e Fra g e hatte Ixtz'a k gelächelt . Für einen Moment war er sich wie ein törichter Schüler vorgekomme n . Gut und böse? Eine untaugliche Unterscheidung , lau t Ixtz'ak . Die Götter waren launisc h . Mächtig , abe r wankelmütig . Un d vo r alle m undurchschaubar . Kei n Sterblich e r hatt e j e ih r Wolle n un d Wirke n enträtselt .
Natürlic h hatt e e r protestiert . E s ga b nu r eine n Gott . Nicht deren dreizeh n . De n Herr n i m Himmel , de r allmächti g wa r und gu t . Und seinen Widersacher in den Abgründe n . Satan, gestürzter Engel, Inbegriff des Böse n .
E r hatt e Mühe , ih r seine n Glaube n z u erkläre n . Nicht nur, weil e r ihr e Sprach e nu r unzulänglic h beherrschte . Sonder n mehr noch , wei l e r selbs t sei t lange m a n de n Verheißunge n Christi zweifelte . Ixtz'ak hatte ihn nur angesehen, mit ihrem schwermütige n Lä c hel n . Ein Moment des Schweigens, seltsam vertraut . Dan n wa r si e z u de n verwob e n e n Götterwelte n ihres Volke s zurückgekehr t .
Dreizeh n un d neun , dacht e e r nun , scho n a m Ran d des Schlaf s . Zumindes t wußt e e r jetzt , waru m di e Götzengaleri e in K'ak'as - 'ich neun R iesengesichte r i n de r untere n un d dreizeh n in de r obere n Reih e aufwies . Das Krokodil dazwischen verkörperte di e dreiun d z wanzigst e Welt . Genann t Maya b oder Menschenwelt . S o zumindes t Ixtz'ak . Mi t schwermütigem Lächeln .
Überal l i n seine m Innere n spürt e e r d i e Wärm e ihre s Trunks . Ihm war, als sinke er tiefer und tiefer in seine Hängematte ein. I n de n weiche n Untergrun d de s Traums . Di e Erd e al s Krokodil, dacht e er . Kei n Wunder , da ß all e Maya , di e e r bisher kennengelernt hatte, so düster dreinschaute n . Ei n Glau b e ohne Tros t . Ode r nicht ? Lebe n hieß , imme r lau t Ixtz'ak , au f dem Rücke n de s große n Krokodil s umherzutaumeln . Sic h a n einer Schupp e i m Panze r de r Riesenechs e anzuklammer n . Bi s man früher oder später dennoch herunterfie l . Un d wa s gescha h dann? Währen d e r n o c h übe r dies e Frag e nachsann , schlie f e r vollends ei n .
I m Trau m kehrt e e r nac h Xibalb á zurück, in die schreckliche Unterwasserwelt , vo n de r Ixtz'a k ih m vorhi n erzähl t hatte . Er selbs t wa r Huhnapú , de r älter e de r göttliche n Zwillingsbrüder . Noc h einma l fordert e e r di e Todesgötte r zu m Kamp f herau s .
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