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Die Mayfair-Hexen

Die Mayfair-Hexen

Titel: Die Mayfair-Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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wie weit sie kommen würde, ohne der Ich-Erzählerin einen Namen zu geben. Michael hat mir das erzählt. Es ist wahr. Und am Ende des Buches war das Experiment unwichtig geworden. Aber du erfährst nie, wie Maxim de Winters zweite Frau heißt, nicht im Roman und auch nicht im Film. Hast du den Film gesehen?«
    »Worauf willst du hinaus?«
    »Na, du bist auch so, Ryan. Du wirst es bis zum Grabe schaffen, nicht ein einziges Mal Lashers Namen auszusprechen.« Wieder brach sie in Gelächter aus.
    Mary Jane schüttete sich aus vor Lachen, als wüßte sie über alles Bescheid.
    Es gibt nichts Komischeres als jemanden, der über einen Witz lacht – abgesehen von einem, der nicht mal lächelt, sondern einen entrüstet anstarrt.
    »Du darfst diese Kisten nicht anrühren«, sagte Ryan ernst. »Sie gehören Rowan! Aber ich muß dir etwas erzählen, über Michael. Etwas, das ich in einer Genealogie in diesen Papieren gefunden habe. Mary Jane, bitte setz dich hin und iß.«
    Mary Jane setzte sich.
    »Richtig, die Genealogien«, sagte Mona. »Wow – vielleicht hat Lasher Sachen gewußt; die wir nicht wissen. Mary Jane, Ahnenforschung ist kein besonderes Interessensgebiet in dieser Familie, sondern eine ausgewachsene Obsession. Ryan, die vier Minuten sind fast um.«
    »Welche vier Minuten?«
    Sie fing wieder an zu lachen. Er mußte jetzt gehen; ihr würde noch schlecht werden von soviel Lachen.
    »Ich weiß, was du sagen willst«, sagte Mary Jane. Sie war wieder aufgesprungen, als könne sie wirklich ernsthafte Gespräche nur im Stehen führen. »Du willst sagen, Michael Curry ist ein Mayfair. Ich hab’s dir gesagt!«
    Alles Lebendige wich aus Ryans Gesicht.
    Mona trank ihr viertes Glas Milch. Sie hatte ihren Reis aufgegessen, und jetzt nahm sie die Schüssel, hielt sie schräg und ließ einen Berg von weichen, dampfenden Reiskörnern auf ihren Teller fallen.
    »Ryan, hör auf, mich anzustarren«, sagte sie. »Was ist denn mit Michael? Hat Mary Jane recht? Mary Jane hat gesagt, daß Michael ein Mayfair sei, als sie ihm das erstemal begegnet war.«
    »Er ist einer«, erklärte Mary Jane. »Ich hab die Ähnlichkeit sofort gesehen. Und wißt ihr, wie er aussieht? Wie dieser Opernsänger.«
    »Was für ein Opernsänger?« fragte Ryan.
    »Tyrone Mac-Namara, von dem Beatrice noch Bilder hat, wißt ihr. Die Stiche, die bei ihr an der Wand hängen. Juliens Vater? Er muß dein Urgroßvater gewesen sein, Ryan. Ich hab im genealogischen Labor einen ganzen Schwärm von Verwandten gesehen, die so aussahen – so irisch, wie man nur sein kann. Habt ihr das nie bemerkt? Natürlich nicht, aber ihr habt ja alle irisches Blut, französisches Blut…«
    »Und holländisches Blut«, ergänzte Ryan knapp. Er sah Mona und dann wieder Mary Jane an. »Ich muß jetzt gehen.«
    »Moment mal. War es das?« wollte Mona wissen. Sie schlang einen Mundvoll Reis hinunter und trank einen Schluck Milch. »Wolltest du mir das erzählen? Daß Michael ein Mayfair ist?«
    »Es findet sich in diesen Papieren eine Erwähnung«, sagte Ryan, »die sich anscheinend explizit auf Michael bezieht.«
    »Gott verdammt, das ist nicht dein Ernst!« sagte Mona.
    »Diese Inzucht bei euch, die ist geradezu göttlich!« schwärmte Mary Jane. »Wie in einem Königshaus. Und hier sitzt die Zarin persönlich!«
    »Ich fürchte, du hast recht«, sagte Ryan. »Mona, hast du irgendwelche Medikamente genommen?«
    »Bestimmt nicht. Würde ich meiner Tochter so etwas antun?«
    »Tja, dann muß ich jetzt gehen. Versucht euch zu benehmen. Denkt daran, das Haus ist von Wachleuten umgeben. Ich möchte nicht, daß ihr hinausgeht, und bitte ärgert Eugenia nicht.«
    »Mist«, sagte Mona. »Geh noch nicht. Du bringst Leben in die Bude. Und was heißt ›Eugenia ärgern‹?«
    »Wenn du wieder zur Vernunft gekommen bist«, sagte Ryan, »würdest du mich dann bitte anrufen? Und was ist, wenn dieses Kind ein Junge ist?«
    »Es ist kein Junge, Dummerchen«, sagte Mona. »Es ist ein Mädchen, und ich habe sie bereits Morrigan getauft. Ich rufe dich an. Okay? Okay.«
    Er ging, eilte mit seiner eigenen, ganz speziellen Art von Hast davon. Ein bißchen so, wie Nonnen sich beeilten oder Ärzte. Mit einem Minimum an Geräusch oder Getue.
    »Rührt die Papiere nicht an«, rief er durch die Tür.
    Mona entspannte sich und holte tief Luft. Das war der letzte Erwachsene gewesen, der zu ihnen hereinschauen würde, soweit sie wußte.
    Und was war das mit Michael? »Gott, meinst du, es ist wahr? Hey, Mary Jane,

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