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Die Mayfair-Hexen

Die Mayfair-Hexen

Titel: Die Mayfair-Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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und taten weh und wollten ihr nicht gehorchen – ihr geschundener Körper ließ sie im Stich.
    Egal. Er rammte sein Glied hart in sie hinein, und sie kam, ohne ihm mit Schreien oder Seufzern ein Zeichen zu geben. Sie hatte keinen Gedanken; mit rotem Gesicht schleuderte sie die Hände von sich und umschlang ihn dann mit aller Macht, umschlang den Schmerz selbst, während er immer wieder in sie hineinstieß und sich dann in mächtigen, ruckhaften Bew e gungen verströmte, so daß er sich beinahe von ihr erhob, nur um sich dann willenlos in ihre Arme fallen zu lassen, naß und vertraut und geliebt, verzweifelt geliebt. Michael.
    Er rollte von ihr herunter. So bald würde er es nicht noch ei n mal tun können. Das war zu erwarten. Sein Gesicht war naß, das Haar klebte ihm an der Stirn. Sie lag still in der kühlenden Luft des Zimmers, ohne sich zuzudecken, und beobachtete die langsam kreisenden Rotorblätter des Ventilators oben an der Decke.
    Die Bewegung war so langsam. Vielleicht ließ sie sich davon hypnotisieren. Sei ruhig, sagte sie zu ihrem Körper, zu ihren Lenden, ihrem Innersten. Halb träumte sie, und angstvoll erlebte sie noch einmal die Augenblicke in Lashers Armen, und barmherzigerweise waren sie unzulänglich. Ein wilder, lustvoller Gott, ja, so mochte er ihr erschienen sein; aber das hier war ein Mann, ein brutaler Mann mit einem unermeßlichen, liebenden Herzen. Es war göttlich rauh, göttlich grob, ganz und gar blendend und schmerzhaft und einfach gewesen.
    Er stieg aus dem Bett. Sie war sicher gewesen, daß er ei n schlafen würde, und sie wußte, daß sie selbst nicht schlafen konnte.
    Aber er war auf und zog sich wieder an, zerrte saubere S a chen von den Stangen im Badezimmerschrank. Er hatte ihr den Rücken zugewandt, und als er sich umdrehte, schien das Licht aus dem Badezimmer auf sein Gesicht.
    »Warum hast du es getan?« fragte er. »Warum bist du mit ihm weggegangen?« Es war fast ein Brüllen.
    »Sschhhh!« Sie richtete sich auf und legte den Finger an die Lippen. »Laß es nicht alle hören. Du kannst mich hassen, wenn du willst…«
    »Dich hassen? Gott, wie kannst du so etwas zu mir sagen? Tagein, taugaus habe ich dir gesagt, daß ich dich liebe.« Er kam zum Bett und umklammerte das Fußende fest mit beiden Händen. Finster ragte er über ihr auf, schrecklich schön in seiner Wut. »Wie konntest du mich einfach so verlassen!« Ein geflüsterter Aufschrei. »Wie!«
    Er kam um das Bett herum und packte sie bei ihren nackten Armen. Seine Finger taten ihr unerträglich weh.
    »Tu das nicht!« schrie sie und bemühte sich sofort, ihre Sti m me zu dämpfen; sie wußte, wie häßlich sie klang, wie panisch. »Schlage mich nicht. Ich warne dich. Das hat er wieder und wieder und wieder getan. Ich bringe dich um, wenn du mich schlägst!«
    Sie riß sich los und rollte zur Seite, taumelte aus dem Bett und drängte ins Bad. Die kalten Marmorfliesen brannten unter i h ren nackten Füßen.
    Ihn umbringen! Verdammt, wenn du nicht aufpaßt, wirst du das tun, du wirst es tun, mit deiner Macht wirst du Michael umbringen!
    Wie oft hatte sie das bei Lasher versucht, hatte ihm ihren schmächtigen Haß entgegengespuckt, stirb, stirb, stirb – und er hatte nur gelacht. Nun, dieser Mann hier würde sterben, wenn sie ihn mit ihrer unsichtbaren Wut träfe. Er würde so sicher sterben wie die anderen, die sie getötet hatte – diese schmutzigen, abscheulichen Morde, die ihr Leben geformt und sie in dieses Haus, zu diesem Augenblick geführt hatten.
    Entsetzen. Die Stille, die Ruhe dieses Zimmers. Langsam drehte sie sich um, schaute durch die Tür und sah ihn neben dem Bett stehen. Er beobachtete sie nur.
    »Ich sollte vor dir Angst haben«, sagte er. »Aber ich habe ke i ne. Nur vor einem habe ich Angst. Daß du mich nicht liebst.«
    »Aber ich liebe dich«, sagte sie. »Und ich habe es immer g e tan. Immer.«
    Er ließ die Schultern hängen, einen Augenblick lang nur, und dann wandte er sich ab. Er war sehr verletzt, aber er würde nie wieder den verwundbaren Ausdruck haben, den er früher gehabt hatte. Nie wieder diese reine Sanftheit.
    Vor dem Fenster zur Veranda stand ein Stuhl. Er schien ihn blind zu finden und gleichgültig auszuwählen; er setzte sich und wandte ihr immer noch den Rücken zu.
    Und ich werde dich schon wieder verletzen, dachte sie.
    Sie wollte zu ihm gehen, mit ihm sprechen, ihn wieder in die Arme nehmen. Reden, wie sie es am ersten Tag getan hatten, nachdem sie zu sich gekommen war und

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