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Die Mayfair-Hexen

Die Mayfair-Hexen

Titel: Die Mayfair-Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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wunderbare Ladung Lyrik, die für Rowan in ihrem schlafwandlerischen Zustand oft zu schlic h tem Geräusch geworden war -, und in dieser Zeit hatte sie Mona vorbehaltlos liebgewonnen.
    Erbin. Die das Kind gebären wird, welches das Vermächtnis weitertragen wird. Kind mit einem Mutterleib und mit den Le i denschaften einer erwachsenen Frau. Kind, das Michael in den Armen gehalten hatte, der in ihrem Überschwang und ihrer Ahnungslosigkeit nicht für sein ramponiertes Herz g e fürchtet hatte, der nicht Angst gehabt hatte, auf dem Höh e punkt der Leidenschaft zu sterben. Und er war nicht gesto r ben. Er hatte sich aus seinem Invalidenzustand erhoben und sich auf die Heimkehr seiner Frau vorbereitet! Und jetzt lastete die Schuld, viel zu berauschend, auf Mona und mischte all die mächtigen Dosen, die sie schon hatte schlucken müssen, we i ter durcheinander.
    Niemand sprach, während der Wagen anfuhr.
    Rowan saß neben Michael, ein kleines Häuflein an seiner Se i te; sie widerstand dem Drang zu schlafen, sich wieder zu ve r lieren in den Gedanken, die dahinströmten, so stetig und unerschütterlich wie ein Fluß, Gedanken wie diejenigen, die sie jetzt wochenlang behutsam eingehüllt hatten, Gedanken, durch die Worte und Taten so langsam und sanft gedrungen waren, daß sie sie kaum erreicht hatten – Stimmen nur, die durch rauschendes Wasser zu ihr gesprochen hatten.
    Sie wußte, was sie tun würde. Es würde noch einen schrecklichen, schrecklichen Schlag für Michael bedeuten.
    Im Haus herrschte reges Treiben. Wieder war es von Wac h leuten umgeben. Das überraschte keinen von ihnen. Und R o wan brauchte keine Erklärungen. Niemand wußte, wer den Mann angeheuert hatte, der Aaron Lightner überfahren hatte.
    Celia war gekommen und hatte Bea unter ihre Fittiche genommen; sie war mit ihr in Aarons altes Gästezimmer im e r sten Stock gegangen und ließ sie »sich ausweinen«. Ryan Mayfair war auch zugegen, der Mann, der in seinem Anzug, mit seiner Krawatte stets bereit für Gericht oder Kirche war; umsichtig sprach er über das, was die Familie jetzt zu tun ha t te.
    Natürlich blickten sie alle auf Rowan. Sie hatte diese Gesichter an ihrem Bett gesehen. Sie hatte sie in jenen langen Stunden im Garten an sich vorbeiziehen sehen.
    Doch jetzt hatte sie einen rasenden Hunger, und im Eßzimmer war ein Buffett nach Art der Mayfairs aufgebaut.
    Michael füllte ihr einen Teller, bevor irgend jemand anderes es tun konnte. Sie setzte sich ans Kopfende des Eßtisches und aß, und dabei beobachtete sie, wie die anderen in kleinen Gruppen hierhin und dorthin wanderten. Sie trank gierig ein Glas Eiswasser. Sie ließen sie in Ruhe, aus Respekt oder aus Hilflosigkeit. Was hätten sie auch zu ihr sagen sollen? Die meisten wußten sehr wenig von dem, was tatsächlich passiert war. Ihre Entführung, wie sie es nannten, würden sie nie ve r stehen, ihre Gefangenschaft, die Angriffe, die gegen sie unte r nommen worden waren. Was für gute Leute sie doch waren. Sie waren von ehrlicher Fürsorge erfüllt, aber sie konnten jetzt nichts tun; sie konnten sie nur in Ruhe lassen.
    Mona stand neben ihr. Mona beugte sich herunter und gab ihr einen Kuß auf die Wange; sie tat es sehr langsam, so daß Rowan sie jederzeit hätte daran hindern können. Aber Rowan tat es nicht. Im Gegenteil, sie packte Monas Handgelenk, zog sie dicht an sich heran und küßte sie wieder; sie genoß es, die weiche Babyhaut zu fühlen, und dachte nur flüchtig daran, wie Michael diese Haut gefallen haben mußte – sie zu sehen, zu berühren, zu durchdringen.
    »Ich gehe nach oben in die Falle«, sagte Mona. »Ich bin da, wenn du mich brauchst.«
    »Ich brauche dich«, sagte sie, aber sie sagte es mit leiser Stimme, so daß Michael es vielleicht nicht hören würde. Michael saß neben ihr, schaufelte von einem Teller sein Essen in sich hinein und spülte es mit einer Dose kaltem Bier hinunter.
    »Yeah, okay«, sagte Mona. »Ich lege mich nur hin.« Ein angstvoller Ausdruck lag auf ihrem Gesicht. Müdigkeit, Trauer und Angst.
    »Wir brauchen uns jetzt gegenseitig«, sagte Rowan so leise sie konnte. Die Augen des Rindes waren starr auf sie geric h tet, und sie schauten einander an.
    Mona nickte, und dann ging sie, ohne sich auch nur kurz von Michael zu verabschieden.
    Die Unbeholfenheit der Schuldbewußten, dachte Rowan.
    Jemand im vorderen Zimmer lachte plötzlich. Es schien, daß die Mayfairs immer lachten, was auch passieren mochte. Als sie oben im Sterben gelegen und

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