Die Mayfair-Hexen
daß seine Bitterkeit und sein Leiden ihn noch attraktiver hatten werden lassen; es war wie ein wunderbarer Firnis, der ihn überzog. Er wirkte nicht mehr so unschuldig. Nein, sein Inn e res war durch die hübsche Haut gesickert und hatte die B e schaffenheit der Oberfläche geändert. Es hatte seinem Gefühl eine leise Wildheit verliehen und so manchen weichen, unst e ten Schatten darauf hinterlassen.
Trauerschatten. Er hatte ihr einmal von Trauerschatten erzählt, in ihrer Zeit als strahlende Jungvermählte, als sie noch nicht wußte, daß ihr Kind ein Kobold war. Er hatte ihr erzählt, daß man in viktoriarascher Zeit beim Anstreichen von Häusern »Trauerschatten« in die Farben gemischt hatte. Das bedeut e te, man hatte sie ein bißchen abgedunkelt, so daß sie düster, gedämpft, komplex wirkten. Überall in Amerika hatte man vi k torianische Häuser so angestrichen, hatte er ihr erzählt. Und er hatte das alles geliebt, diese bräunlichen Rotnuancen, di e se olivfarbenen Grüntöne und das stählerne Grau.
Sie dachte nach. War es »Trauerschatten«, der über ihm lag? War es Trauer, was ihn verändert hatte? Oder mußte sie ein anderes Wort für den dunkleren und doch kühneren Blick seiner Augen finden, für die Verschlossenheit seines Gesichts, das auf den ersten Blick so wenig verriet und doch zugleich nicht einen Moment lang gemein oder häßlich wirkte?
Er sah sie an; seine Augen erfaßten sie wie Lichter. Klick. Blau, und das Lächeln war fast da. Tu das noch einmal, dac h te sie und schaute weg. Mach mir diese Augen. Mach sie groß und blau und einen Moment lang wirklich blendend. War es ein Handicap, solche Augen zu haben?
Sie streckte die Hand aus und berührte den Bartschatten auf seinem Gesicht, an seinem Kinn. Sie fühlte ihn an seinem Hals, und dann fühlte sie auch sein feines schwarzes Haar und all die neuen, härteren grauen Haare, und sie grub die Finger in seine Locken.
Er blickte starr vor sich hin, als habe er einen Schock erlitten, und dann wandte er sehr vorsichtig den Blick, fast ohne den Kopf zu bewegen, und sah sie an.
Sie zog ihre Hand zurück und stand gleichzeitig auf, und er tat es ihr nach.
Fast pochte es in seiner Hand, als er ihren Arm umfaßte. Sie schob den Stuhl zurück und beiseite und lehnte sich dabei mit dem ganzen Körper gegen ihn.
Leise gingen sie die Treppe hinauf.
Das Schlafzimmer war, wie es die ganze Zeit gewesen war, sehr heiter und vielleicht übermäßig warm. Das Bett war nie gemacht, sondern nur ordentlich zurückgeschlagen worden, damit sie sich jederzeit hineinsinken lassen könnte.
Sie schloß die Tür und schob den Riegel vor. Er zog bereits sein Jackett aus. Sie knöpfte ihre Bluse auf, streifte sie ab und ließ sie auf den Boden fallen.
»Die Operation, die sie gemacht haben«, sagte er. »Ich dac h te, vielleicht…«
»Nein, ich bin geheilt. Ich will es tun.«
Er kam heran und küßte sie auf die Wange, und dabei drehte er ihren Kopf. Sie spürte das rauhe Kratzen der Bartstoppeln, die harten Hände, die ein bißchen heftig an ihren Haaren ri s sen, als er ihren Kopf nach hinten bog. Sie packte sein Hemd und zerrte daran.
»Zieh es aus«, sagte sie.
Als sie den Reißverschluß an ihrem Rock öffnete, fiel er ihr auf die Füße. Wie dünn sie geworden war! Aber sie selbst kümmerte sie nicht, und sie wollte sich auch nicht sehen. Ihn wollte sie sehen. Er war schon ausgezogen. Sie streckte die Hand aus und griff in die schwarzen Locken auf seiner Brust, zwic k te seine Brustwarzen.
»Ah, das ist zu fest«, flüsterte er und zog sie an sich, ihre Br ü ste preßten sich in sein Brusthaar. Ihre Hand griff zwischen seine Beine und fand ihn hart und bereit.
Sie zog an ihm, während sie auf das Bett stieg. Sie rutschte auf den Knien hinüber und ließ sich dann auf das kühle Baumwollaken fallen. Schwerfällig drückte sein Gewicht sie nieder. Gott, diese großen Knochen, die sie jetzt wieder ze r malmten, dieser Wust von Haar, dieser Duft von süßer Haut und altem Parfüm, diese kratzende, drängende, göttliche Rauhheit.
»Tu’s gleich, tu es schnell!« sagte sie. »Beim zweitenmal machen wir es langsam. Mach schon, füll mich aus.«
Aber er brauchte keine lockenden Worte.
»Tu es hart!« stieß sie zwischen den Zähnen hervor.
Sein Glied drang in sie ein; die Größe schockierte sie, schmerzte sie, verletzte sie. Der Schmerz war herrlich, kös t lich, makellos. Sie umklammerte sein Glied, so gut sie konnte; die Muskeln waren schwach
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