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Die Mayfair-Hexen

Die Mayfair-Hexen

Titel: Die Mayfair-Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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haben.«
    »Stuart, es ist immer noch möglich!« sagte Marklin. »Die Familie! Die Mayfair-Hexen!«
    »Jawohl«, schrie Stuart mit überschnappender Stimme. »Rührt sie an, und sie werden euch vernichten! Du hast meine allererste Warnung an dich vergessen. Die Mayfair-Hexen gewinnen gegen die, die sie verletzen. Sie haben immer gewonnen! Wenn nicht als Individuen, dann als Familie.«
    Einen Moment lang standen sie schweigend da.
    »Euch vernichten, Stuart?« fragte Tommy. »Warum nicht uns alle drei?«
    Stuart war verzweifelt. Sein weißer Schöpf, der im Wind hin und her wehte, ähnelte den zerzausten Haaren eines Betrunkenen. Er schaute auf den Boden unter seinen Füßen, und seine Hakennase glänzte, als wäre sie nur blanker Knorpel. Ein Mann wie ein Adler, ja, aber kein alternder Adler, niemals.
    Marklin machte sich Sorgen um ihn, weil er hier im Wind stand. Stuarts Augen waren rot und tränten. Marklin sah die blauen Adern, die sich wie eine Landkarte über seine Schläfen zogen. Stuart zitterte am ganzen Leibe.
    »Ja, du hast recht, Tommy«, sagte er. »Die Mayfairs werden uns alle vernichten. Warum sollten sie auch nicht?« Er hob den Kopf und sah Marklin an. »Und Was ist der größte Verlust für mich? Ist es Aaron? Ist es die Vermählung des männlichen mit dem weiblichen Taltos? Ist es die Kette der Erinnerungen, die wir zu entdecken hofften, Glied für Glied bis zu ihrem Ursprung? Oder ist es die Tatsache, daß ihr jetzt verdammt seid, alle beide, weil ihr so etwas getan habt? Euch habe ich auch verloren. Sollen die Mayfairs nur kommen und uns alle drei vernichten – jawohl, es wird uns nur recht geschehen.«
    »Nein, ich will solche Gerechtigkeit nicht«, sagte Tommy. »Stuart, Sie dürfen sich nicht gegen uns wenden.«
    »Nein, das können Sie nicht«, sagte Marklin. »Sie dürfen uns nicht geschlagen geben. Die Hexen können den Taltos noch einmal gebären.«
    »In dreihundert Jahren?« fragte Stuart. »Oder morgen?«
    »Hören Sie mir zu, Stuart, ich bitte Sie«, sagte Marklin. »Der Geist Lashers besaß Wissen über das, was er gewesen war und was er sein konnte. Aber dieses Wissen haben jetzt wir – was ein Taltos ist und vielleicht war, und was ihn erschaffen kann. Und, Stuart, die Hexen wissen es auch! Zum erstenmal wissen die Hexen jetzt, wozu die Riesenhelix gut ist. Und ihr Wissen ist ebenso mächtig wie Lashers Wissen.«
    Stuart wußte darauf keine Antwort. Offenbar hatte er daran noch nicht gedacht. Er schaute Marklin eine ganze Weile an. Dann fragte er: »Das glaubst du?«
    »Ihnen verleiht dieses Wissen vielleicht noch größere Macht«, sagte Tommy. »Die telekinetische Unterstützung, die beim Ereignis der Geburt von den Hexen selbst gegeben werden kann, ist nicht zu unterschätzen.«
    »Stets der Wissenschaftler«, sagte Marklin mit triumphierendem Lächeln. Das Blatt wendete sich allmählich. Er spürte es, er sah es in Stuarts Augen.
    »Und man darf nicht vergessen«, fügte Tommy hinzu, »daß der Geist ungeschickt und verwirrt war. Davon sind die Hexen meilenweit entfernt.«
    »Das kannst du nur vermuten, Tommy.«
    »Stuart«, flehte Marklin, »wir sind schon zu weit gegangen!«
    »Um es anders auszudrücken«, sagte Tommy, »unsere Erfolge sind keineswegs zu verachten. Wir haben die Inkarnation des Taltos verifiziert, und wenn wir die Aufzeichnungen von Aaron in die Hände bekommen könnten, dann könnten wir bestätigen, was alle vermuten: daß es sich nicht um eine Inkarnation, sondern um eine Reinkarnation handelte.«
    »Ich weiß, was wir erreicht haben«, sagte Stuart. »Das Gute wie das Böse. Du brauchst es mir nicht vorzurechnen.«
    »Nur zur Klärung«, sagte Tommy. »Und wir haben Hexen, die heute nicht nur abstrakt über die alten Geheimnisse Bescheid wissen, sondern an das physikalische Wunder selbst glauben. Interessantere Möglichkeiten könnten wir uns kaum wünschen.«
    »Stuart, haben Sie wieder Vertrauen zu uns«, bat Marklin.
    Stuart schaute Tommy an und dann wieder Marklin. Marklin sah den alten Funken wieder glimmen, die Liebe.
    »Stuart«, fuhr er fort, »das Töten ist vorbei. Es ist erledigt. Unsere ahnungslosen Helfershelfer können wir vernachlässigen!«
    »Aber was ist mit Lanzing? Er muß doch eigentlich alles wissen.«
    »Er war ein gedungener Knecht, Stuart«, sagte Marklin. »Er hat nie verstanden, was er sah. Außerdem ist er ebenfalls tot.«
    »Wir haben ihn nicht umgebracht«, warf Tommy beinahe beiläufig ein. »Man hat Überreste von ihm am

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