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Die Mayfair-Hexen

Die Mayfair-Hexen

Titel: Die Mayfair-Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Rückblick ein, daß die Exkommunikation ein Fehler war. Aber sie war unser einziger Fehler.«
    »In der Frage der Exkommunikation hatten wir keine Wahl«, stellte Tommy nüchtern fest. »Entweder das, oder wir mußten riskieren, jeden Augenblick entdeckt zu werden. Ich habe getan, was ich tun mußte, und ich habe es verdammt überzeugend getan. Eine gefälschte Korrespondenz zwischen den Ältesten und Aaron hätte ich nicht lange aufrechterhalten können. Das wäre zuviel gewesen.«
    »Ich gebe ja zu«, sagte Marklin, »daß es ein Fehler war. Aber wenn wir einen Fehler begangen haben, Stuart, dann haben wir ihn zu dritt begangen. Wir hätten ihn und Yuri Stefano nicht vor den Kopf stoßen sollen. Wir hätten sie fester im Griff haben und unser Spiel besser spielen müssen.«
    »Das Netz war so schon zu kompliziert geworden«, erwiderte Stuart. »Ich warne euch, alle beide. Tommy, komm her. Ich warne euch. Erhebt ja nicht eure Hand gegen die Familie Mayfair! Ihr habt genug angerichtet. Ihr habt einen Mann vernichtet, der besser war als jeder andere, den ich kannte, und ihr habt es um eines so geringfügigen Vorteils willen getan, daß der Himmel es euch vergelten wird. Aber erhebt ja nicht die Hand gegen die Familie, nur um zu schützen, was uns jetzt noch bleibt!«
    »Ich glaube, wir haben es schon getan«, sagte Tommy in seinem gewohnten, praktischen Tonfall. »Aaron Lightner hatte erst vor kurzem geheiratet: Beatrice Mayfair. Außerdem war er inzwischen so eng mit Michael Curry befreundet – und überhaupt mit der ganzen Sippe -, daß diese Heirat kaum noch nötig war, um diese Beziehung zu zementieren. Aber die Heirat fand statt, und für die Mayfairs ist die Ehe ein heiliger Bund, wie wir wissen. Aaron war einer der ihren.«
    »Bete zu Gott, daß du dich irrst«, sagte Stuart. »Bete zum Himmel, daß du dich irrst. Ziehst du den Zorn der Mayfair-Hexen auf dich, könnte Gott selbst dir nicht mehr helfen.«
    »Stuart, lassen Sie uns beraten, was jetzt geschehen muß«, sagte Marklin. »Lassen Sie uns vom Hügel hinunter und zum Hotel gehen.«
    »Niemals. Wo andere hören könnten, was wir sagen? Niemals.«
    »Stuart, bringen Sie uns zu Tessa. Lassen Sie es uns dort besprechen«, drängte Marklin.
    Dies war der entscheidende Augenblick, wußte Marklin. Er wünschte jetzt, er hätte Tessas Namen nicht ausgesprochen – noch nicht.
    Stuart beäugte sie beide mit Bedacht; Verdammung und Abscheu lagen in seinem Blick. Tommy stand unbewegt da, die behandschuhten Hände vor sich verschränkt. Der steife Mantelkragen verdeckte seinen Mund; und so sah man nur seinen gleichmütigen, ungerührten Blick.
    Marklin selbst war den Tränen nahe; das dachte er zumindest. Tatsächlich konnte er sich nicht daran erinnern, im Leben je geweint zu haben.
    »Vielleicht ist dies nicht der rechte Augenblick, sie zu besuchen«, sagte er hastig, um den Schaden zu reparieren.
    »Vielleicht solltest du sie überhaupt nie wiedersehen.« Zum erstenmal klang Stuarts Stimme dünn, und seine Augen waren groß und nachdenklich.
    »Das meinen Sie doch nicht ernst«, sagte Marklin.
    »Wenn ich euch zu Tessa bringe, was soll euch dann noch davon abhalten, mich aus dem Weg zu räumen?«
    »Ach, Stuart, Sie tun uns beiden weh. Wie können Sie uns eine solche Frage stellen? Wir sind nicht prinzipienlos. Wir haben uns lediglich einem gemeinsamen Ziel gewidmet. Aaron mußte sterben. Yuri ebenfalls. Yuri hat nie wirklich zum Orden gehört.«
    »Ja, und ihr beide wart auch nie Mitglieder, nicht wahr?« fragte Stuart. Sein Benehmen änderte sich, er wurde härter.
    »Wir sind Ihnen treu ergeben und waren es immer«, sagte Marklin. »Stuart, wir verschwenden wertvolle Zeit. Behalten Sie Tessa für sich, wenn Sie wollen. Sie werden meinen Glauben an sie nicht erschüttern, und Tommys ebenso wenig. Und wir werden weiter auf unser Ziel zumarschieren. Wir können nicht anders.«
    »Und wie sieht es jetzt aus, das Ziel?« fragte Stuart. »Lasher ist fort. Dahin, als habe er nie existiert!«
    »Lasher ist nicht mehr von dieser Welt«, sagte Tommy. »Ich glaube, darüber sind wir uns alle einig. Was Lanzing gesehen hat, läßt sich nicht anders deuten. Aber Tessa ist in Ihrer Hand, so real, wie sie es an dem Tag war, als Sie sie entdeckt haben.« Stuart schüttelte den Kopf. »Tessa ist real, und Tessa ist allein, wie sie immer allein war. Und die Vereinigung wird nicht stattfinden, und meine Augen werden sich schließen, ohne das Wunder je gesehen zu

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