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Die Mayfair-Hexen

Die Mayfair-Hexen

Titel: Die Mayfair-Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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ein Ende setzen?«
    Seine Stimme versagte, und ein Schmerz trat zutage, der so ungeheuerlich war wie sein Zorn. »Ich würde dich vernichten, Mark, wenn ich das könnte«, sagte Stuart. »Aber ich kann so etwas nicht tun, und vielleicht habe ich deshalb geglaubt, du könntest es auch nicht. Aber du hast mich erstaunt, Mark.«
    »Stuart, die Sache war jedes Opfer wert. Was ist ein Opfer, wenn es kein moralisches Opfer ist?«
    Stuart war entsetzt, aber was blieb Marklin übrig, als sich ins kalte Wasser zu stürzen? Eigentlich sollte auch Tommy etwas sagen, dachte er, aber er wußte, wenn Tommy spräche, würde er ihm beipflichten. Er stand unbeirrbar an seiner Seite.
    »Ich habe diejenigen beseitigt, die uns hätten aufhalten können«, sagte Mark. »Mehr ist nicht dabei, Stuart. Sie trauern um Aaron, weil Sie ihn gekannt haben.«
    »Hör auf damit«, sagte Stuart erbittert. »Ich trauere um unschuldiges Blut, das vergossen wurde. Ich trauere wegen einer monströsen Dummheit! O ja, das war es! Glaubst du, der Orden wird den Tod eines solchen Mannes ungesühnt lassen? Du glaubst, du kennst die Talamasca. Du glaubst, mit deinem raffinierten jungen Verstand könntest du sie nach diesen paar Jahren vollständig durchschauen. Aber du hast nichts weiter entdeckt als ihre organisatorischen Schwächen. Du könntest dein ganzes Leben in der Talamasca verbringen und würdest sie nicht kennen. Aaron war mein Bruder! Du hast meinen Bruder ermordet! Du hast mich verraten, Mark. Du hast Tommy verraten. Du hast dich selbst verraten. Du hast Tessa verraten.«
    »Nein«, widersprach Mark. »Sie sagen nicht die Wahrheit, und das wissen Sie. Sehen Sie mich an, Stuart. Sehen Sie mir in die Augen. Sie haben es mir überlassen, Lasher herzubringen. Sie haben es mir überlassen, alles zu planen, statt in der Bibliothek zu sitzen. Mir und Tommy. Glauben Sie, das alles hätte ohne uns inszeniert werden können?«
    »Du übersiehst einen entscheidenden Punkt, nicht wahr, Mark?« sagte Stuart. »Du bist gescheitert. Du hast den Taltos nicht gerettet und hier hergebracht. Deine Soldaten waren Trottel, und so muß man das gleiche von ihrem General sagen.«
    »Stuart, haben Sie doch Geduld mit uns«, sagte Tommy in seinem gewohnt nüchternen Ton. »Ich wußte schon, als wir das erstemal darüber sprachen, daß sich dies nicht würde bewerkstelligen lassen, ohne daß jemand mit seinem Leben dafür bezahlen würde.«
    »Aber so etwas hast du nie zu mir gesagt, Tommy.«
    »Ich darf Sie daran erinnern«, antwortete Tommy unverändert monoton, »daß Sie uns erklärt haben, wir sollten dafür sorgen, daß Aaron und Yuri sich nicht einmischen, wir sollten alle Hinweise darauf vernichten, daß dieser Taltos in der Familie Mayfair geboren worden war. Auf welche Weise sollte das denn geschehen, wenn nicht so, wie wir es getan haben? Stuart, wir haben nichts getan, dessen wir uns schämen müßten. Was wir anstreben, läßt alle diese Dinge absolut bedeutungslos erscheinen.«
    Marklin bemühte sich verzweifelt, einen Seufzer der Erleichterung zu unterdrücken.
    Stuarts Blick ging zwischen Tommy und Marklin hin und her, hinaus über die fahle Landschaft mit ihren sanft gewellten grünen Hügeln und schließlich hinauf zum Gipfel des Glastonbury Tor. Er wandte ihnen den Rücken zu und senkte den Kopf, als kommuniziere er mit einer eigenen Gottheit.
    Marklin trat an ihn heran und legte ihm zögernd die Hände auf die Schultern. Er überragte Stuart; im Alter hatte Stuart ein wenig von seiner früheren Körpergröße eingebüßt. Marklin näherte sich seinem Ohr.
    »Stuart, die Würfel waren gefallen, als wir den Wissenschaftler beseitigten. Es gab kein Zurück. Und der Arzt…«
    »Nein.« Stuart schüttelte emphatisch den Kopf. Er fixierte mit schmalen Augen den Gipfel. »Diese Todesfälle hätte man dem Taltos selbst in die Schuhe schieben können, versteht ihr denn nicht? Das war doch das Schöne daran. Der Taltos hat den Tod dieser beiden Männer, die doch die Erkenntnisse, die sie gewonnen hatten, nur hätten mißbrauchen können, gleichsam annulliert!«
    »Stuart«, sagte Mark, dem sehr wohl bewußt war, daß Stuart nicht versucht hatte, sich aus der leichten Umarmung zu befreien. »Sie müssen verstehen, daß Aaron unser Feind wurde, nachdem er zum offiziellen Feind der Talamasca wurde.«
    »Feind? Aaron war nie ein Feind der Talamasca! Deine gefälschte Exkommunikation hat ihm das Herz gebrochen.«
    »Stuart«, sagte Mark flehentlich. »Ich sehe im

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