Die McDermotts 01 - Niemals
auch nicht.« Eindringlich sah er sie an, sein Blick war ernst. »Ich hoffe, du wirst jetzt ein bisschen vorsichtiger sein, und falls noch irgendetwas vorfällt, sag mir das bitte, dann werde ich mich darum kümmern.«
In diesem Moment hörten sie das Motorengeräusch eines sich nähernden Fahrzeugs.
Callan stand auf. »Das wird Reece sein.« Er ging nach drinnen, löschte sorgfältig das Feuer im Kamin, kam wieder nach draußen und schloss die Tür. »Komm«, forderte er sie auf und sie folgte ihm den schmalen Weg hinab, bis sie auf Reece stießen, der bereits mit dem Jeep auf sie wartete.
»Mensch Cal, wir haben uns ziemliche Sorgen um euch gemacht«, sagte er erleichtert, nachdem sie eingestiegen waren.
»Sorry, ich habe nicht daran gedacht, anzurufen. Aber bei dem Sturm hätte ich vermutlich sowieso keinen Empfang gehabt«, murmelte Callan ausweichend.
Reece hatte schon eine anzügliche Bemerkung auf den Lippen, doch nach einem kurzen Seitenblick auf die angespannten Gesichter von Joyce und Callan schluckte er sie herunter.
Schweigend legten sie den Weg zur Ranch zurück. Joyce saß in der Mitte, ängstlich darum bemüht, Abstand zu Callan zu halten, seine Nähe erschien ihr fast unerträglich. Ihm erging es offenbar genauso, er drückte sich in die äußerste Ecke, und kaum war der Wagen zum Stillstand gekommen, sprang er hinaus.
»Bis dann«, murmelte er, ohne Joyce dabei anzusehen, und verschwand in den Unterkünften.
»Bis dann«, flüsterte Joyce unhörbar vor sich hin.
Sekunden später lag sie in ihrem Zimmer auf dem Bett und ließ ihren Tränen freien Lauf.
25
Die nächste Woche begann und somit auch für Joyce wieder der inzwischen gewohnte Alltag. Sie hatte sich fest vorgenommen, die ganze Sache zu vergessen. Ihr war klar, dass Callan keinerlei Gefühle für sie hatte. Er hätte sowieso nur sein Vergnügen gesucht und sie konnte im Prinzip dankbar dafür sein, dass er die Situation nicht ausgenutzt hatte. Obwohl es ihr schwerfiel, gab sie sich nach außen hin locker und fröhlich. Scheinbar entspannt plauderte sie mit den Gästen, die nachdenklichen Blicke, die Callan ihr manchmal während des Essens zuwarf, bemerkte sie überhaupt nicht.
Es scheint ihr völlig gleichgültig zu sein, ging es ihm dabei jedes Mal durch den Kopf. Obgleich er wusste, dass er darüber eigentlich froh sein sollte, blieb doch ein bitteres Gefühl zurück. Er grübelte, ob sie wirklich nur darauf aus gewesen war, durch ihn ihre Unschuld zu verlieren, und bei dem Gedanken daran fühlte er sich auf eine merkwürdige Art benutzt. Trotzdem war da nach wie vor ein bohrendes Verlangen. Ständig sah er vor sich, wie sie in seinen Armen gelegen und seine Küsse erwidert hatte. Er spürte förmlich, wie gut sie sich angefühlt hatte, wie weich und anschmiegsam sie gewesen war, und er begehrte sie jetzt noch stärker als zuvor.
Frustriert versuchte er, sich diese Gefühle aus dem Kopf zu schlagen, es war besser, nicht mehr daran zu denken.
Mit einer größeren Einkaufsliste in der Hand machte Joyce sich am Mittwochmorgen auf den Weg nach Stillwell. In Gedanken versunken schob sie ihren Einkaufswagen durch das Lebensmittelgeschäft, als sie plötzlich mit jemandem zusammenstieß.
»Oh, tut mir leid«, begann sie und hielt dann überrascht inne, als sie Callans Schwester erkannte. »Lauren«, sagte sie erfreut, »wie schön, dich zu treffen.«
»Hallo Joyce«, erwiderte Lauren verlegen und Joyce hatte den Eindruck, dass ihr die Begegnung unangenehm war.
»Schade, dass du neulich nicht beim Tanz warst, ich hatte mich schon so darauf gefreut, ein bisschen mit dir zu plaudern.«
»Ich … es ist mir leider etwas dazwischengekommen«, erklärte Lauren hastig. »Mein Job, weißt du – ich bin manchmal sehr im Stress, und mein Chef drückt mir oft auch abends Arbeit aufs Auge.«
»Das hört sich anstrengend an«, lächelte Joyce. »Aber vielleicht findest du ja doch noch Zeit, bevor ich wieder abreisen muss.«
»Wie lange bleibst du denn?«
»Das kann ich nicht genau sagen, es kommt darauf an, was aus meinem Termin in L.A. wird.«
»Okay, lass uns diesen Freitagabend in der Cactus-Bar treffen, ich bin mir sicher, dass es dieses Mal klappt«, schlug Lauren schnell vor. »Ich würde ja so gerne hören, was du in den letzten Jahren erlebt hast.«
»In Ordnung«, stimmte Joyce zu, »also sehen wir uns am Freitag, ich freue mich schon.«
»Ich mich auch«, nickte Lauren. »Aber ich muss jetzt weg, machs gut.«
»Machs gut«,
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