Die McDermotts 01 - Niemals
versuchte sie auszuweichen.
»Das ist keine Antwort auf meine Frage. Bist du schwanger?«
Sie zögerte einen Moment, dann schüttelte sie entschlossen den Kopf. »Nein.«
Ein undefinierbares »Hm«, war sein einziger Kommentar und auf einmal lag eine ganz merkwürdige Spannung in der Luft. Er zog sie wieder dichter an sich, hielt sie schweigend im Arm und Joyce spürte, dass ihn irgendetwas beschäftigte.
»Woran denkst du?«, fragte sie nach einer Weile.
Er drehte sich auf die Seite, stützte sich auf seinen Ellenbogen und betrachtete ihr Gesicht.
»Sprosse«, sagte er leise und stupste mit seinem Zeigefinger ihre Nasenspitze an, »willst du meine Frau werden?«
32
Wie erstarrt lag Joyce da, fest davon überzeugt, sich in einem verrückten Traum zu befinden und jede Sekunde aufzuwachen. Doch da war Callans Atem, der sacht über ihre Wange strich, da war sein Gesicht dicht vor dem ihren, die Augen erwartungsvoll auf sie gerichtet.
»Ich glaube, du hast da etwas falsch verstanden«, murmelte sie verstört, »ich bin nicht schwanger.«
»Das habe ich schon begriffen.«
Jetzt war sie es, die nur ein »Hm« herausbrachte, während sie fieberhaft überlegte, wie er auf die absurde Idee kam, ihr einen Heiratsantrag zu machen.
»Was ist los, Sprosse? Hat es dir die Sprache verschlagen? Du hast doch sonst immer eine große Klappe«, sagte er mit mildem Spott.
Sie setzte sich auf. »Okay McDermott, ich weiß, dass du noch nicht genug getrunken hast, um auf so einen Schwachsinn zu kommen. Also sag mir, dass das nur ein Scherz war, dann lachen wir beide herzhaft darüber und die Sache ist erledigt.«
Irritiert schaute er sie an. Das lief nun gar nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte. Eigentlich war er davon ausgegangen, dass sie in ihn verliebt war. Er hatte erwartet, dass sie sich freuen und ja sagen würde. Aber dass sie jetzt genauso unbeteiligt reagierte, wie an jenem Morgen in der Küche, als sie über die mögliche Schwangerschaft gesprochen hatten, damit hatte er nicht gerechnet.
»Sag mal Sprosse, was zur Hölle ist bloß los mit dir?«, fragte er gekränkt. »Ich mache dir einen Antrag und du hast nichts Besseres zu tun, als festzustellen, dass ich nicht betrunken genug dafür bin?«
»Ich wüsste zu gerne, was mit
dir
los ist«, erwiderte sie kopfschüttelnd. »Hast du ernsthaft geglaubt, ich würde dir um den Hals fallen und ja sagen?«
Betroffen starrte er sie an. »Und was, bitteschön, spricht dagegen?«
»Das glaube ich nicht«, entfuhr es ihr entgeistert, »wie kannst du nur so blöd fragen? Wir kennen uns kaum, wir streiten uns die ganze Zeit und von deinem Lieblingshobby will ich erst gar nicht anfangen. Außerdem erwarte ich, dass ein Mann, der mir einen Antrag macht, mir vorher zumindest mal auf irgendeine Art zeigt, dass ich ihm etwas bedeute.« Er schwieg und sie fügte trocken hinzu: »Wenn du mir einen einzigen Grund nennen kannst, der dafür spricht, werde ich darüber nachdenken.«
Plötzlich packte er sie, riss sie in seine Arme und küsste sie so heftig, dass es beinahe schmerzte. »Ich kann dir einen sehr guten Grund nennen, Sprosse«, sagte er dann rau, »ich bin es nicht gewohnt, dass man mir einen Korb gibt.«
Am Samstagmorgen nach dem Frühstück stand Joyce zusammen mit Rose in der Küche und trocknete das Geschirr ab. Sie hatte das Gefühl, völlig neben sich zu stehen, sich selbst zuzusehen, wie sie aß, trank, sprach, ihrer Großmutter half, ohne wirklich zu registrieren, was sie überhaupt tat. Dabei lief in ihrem Kopf erneut der Film ab, der sich seit gestern Abend wie in einer Endlosschleife ständig wiederholte.
Sie sah sich mit Callan durch das Museum laufen, lachend, herumalbernd.
Sie sah sich in seinen Armen liegen, während er ihr die Sterne zeigte.
Dann kam jedes Mal die Stelle, an welcher der Film plötzlich stoppte.
»Willst du meine Frau werden?«
Mit zitternden Händen griff sie nach einer Tasse. Es gab keine Antwort auf diese Frage, zumindest keine, die sich im Moment richtig angefühlt hätte. Warum, dachte sie immer wieder, er liebt mich nicht, also warum zum Teufel hat er mir diesen Antrag gemacht?
»Kind, du bist so abwesend, stimmt etwas nicht?«, riss die Stimme ihrer Großmutter sie aus ihrem Vakuum.
»Was?«
Rose nahm ihr das Geschirrtuch aus der Hand. »Gib her, ich mache das.«
Schweigend blieb Joyce neben ihr stehen und sah ihr zu.
»Hattet ihr eigentlich einen netten Abend?«, fragte Rose beiläufig, während sie nach einem Teller
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