Die McDermotts 01 - Niemals
aufeinanderpresste, fügte er leise hinzu: »Liebst du sie?«
»Liebe«, wiederholte Callan bitter, »was ist schon Liebe?«
33
Eine knappe Stunde später erreichten Callan und Reece die Ranch.
»Joyce, Liebes, die Männer sind zurück«, rief Rose aufgeregt nach einem Blick aus dem Küchenfenster. »Komm mit, wir schauen uns die neuen Pferde an.«
Sie humpelte auf ihrer Krücke zur Tür und Joyce folgte ihr zögernd. Zwar hatte sie keine große Lust, Callan zu begegnen, doch sie war auch ein bisschen neugierig auf die Neuerwerbungen.
Zusammen mit Rose stand sie neben dem Truck und schaute zu, wie die beiden Männer die Laderampe ausklappten. Wenig später kam Callan mit einem goldbraunen Quarterhorsefohlen aus dem Laderaum, gefolgt von Reece, der eine Stute von der gleichen Farbe am Zaumzeug hielt.
»Och, sind die schön«, entfuhr es Joyce begeistert. Sie ging auf das Fohlen zu und wollte es streicheln.
»Vorsicht«, warnte Callan, »die Stute ist noch sehr wild und von der Fahrt jetzt zusätzlich aufgeregt.«
In diesem Moment geschah es auch schon. Das Tier riss sich von Reece los, stieg mit den Vorderläufen in die Höhe und machte einen Satz zur Seite, traf dabei Joyce mit einem Huf an der Schulter. Durch die Wucht des Aufpralls wurde sie nach hinten geschleudert und fiel der Länge nach hin.
Rose stieß einen erschrockenen Schrei aus. »Joyce.«
»Oh mein Gott, Joyce«, rief Callan entsetzt aus. »Warum passt du nicht auf, du Idiot?«, fuhr er den überraschten Reece an, während er das Fohlen am Truck festband. Er kniete sich neben Joyce auf den Boden. »Joyce, ist alles in Ordnung? Hast du dir wehgetan?«
»Nein, es ist nichts passiert«, murmelte sie etwas benommen.
Ohne zu zögern, hob er sie hoch. »Ich bringe sie ins Haus, ruf Dr. Spencer an«, befahl er Rose, die mit besorgtem Gesicht dabeistand.
»Schon gut, ich brauche keinen Arzt«, erklärte Joyce und klammerte ihre Arme um Callans Hals. »Ich bin okay, wirklich.«
Er stieß mit dem Fuß die Haustür auf, trug sie in ihr Schlafzimmer und setzte sie vorsichtig auf ihrem Bett ab. »Du wirst dich jetzt hier hinlegen und liegen bleiben, bis Dr. Spencer da war.«
»Hör auf mich zu bevormunden, McDermott, es geht mir gut«, widersprach sie und wollte wieder aufstehen.
Energisch drückte er sie zurück in die Kissen und beugte sich über sie. »Warum musst du eigentlich immer so störrisch sein, Sprosse?«, seufzte er mit seinem Gesicht dicht vor dem ihren. »Kannst du nicht einfach mal tun, was man dir sagt?«
In diesem Moment bemerkte sie, wie besorgt er war, sie sah die Angst in seinen Augen und sah noch etwas darin, das sie nicht genau definieren konnte. Spontan legte sie ihre Hand um seinen Nacken und zog seinen Kopf zu sich herunter.
»Also gut, ausnahmsweise. Aber das gilt nur für jetzt, damit das gleich klar ist.«
Sanft strich er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Du kleine Kratzbürste«, murmelte er liebevoll, »du hast mir einen ganz schönen Schreck eingejagt.«
Er senkte seine Lippen auf ihren Mund, küsste sie zärtlich, löste damit augenblicklich eine wahre Sintflut von Gefühlen in ihr aus. Sehnsüchtig streichelte sie über seinen Rücken, zog ihn dichter an sich.
»Callan«, flüsterte sie an seinem Ohr, »ich …«
Rose kam herein und erschrocken fuhren sie auseinander. »Der Arzt wird gleich … oh, tut mir leid, ich wollte euch nicht stören.«
»Schon gut«, brummte Callan und stand auf. »Ich wollte sowieso gerade gehen.«
Ohne sich noch einmal nach Joyce umzudrehen, verließ er mit großen Schritten das Zimmer.
Rose setzte sich zu ihr ans Bett. »Wie geht es dir?«, fragte sie liebevoll und schaute sie forschend an.
Joyce war klar, dass sie nicht nur von dem Sturz sprach. Sie dachte an Callan, an seinen Antrag, und daran, dass sie nach wie vor auf ihre Periode wartete. Mühsam zwang sie sich ein Lächeln ins Gesicht. »Nun, ich würde sagen, unter den gegebenen Umständen ganz gut.«
Obwohl sie außer einer kleinen Prellung an der Schulter weiter keinen Schaden davongetragen hatte, blieb Joyce auf Roses Drängen hin den restlichen Samstag sowie den Sonntag im Bett. Sie las, schlief und wünschte sich, Callan würde zu ihr kommen und nach ihr sehen, doch er ließ sich nicht blicken.
Als sie am Montagmorgen ihre Regel immer noch nicht hatte, hielt sie die Ungewissheit nicht mehr aus. Nach dem Frühstück setzte sie sich in den Jeep, erklärte ihrer Großmutter beiläufig, sie müsse etwas besorgen
Weitere Kostenlose Bücher