Die McDermotts 01 - Niemals
dass du dich nicht zu etwas nötigen lässt, was du selbst nicht willst. Ich möchte dir nur eindringlich raten, wenigstens jetzt genau zu überlegen, was du tust. Denk darüber nach, was das Richtige ist – nicht nur für Joyce, sondern auch für dich.«
Ein paar Tage vergingen. Sheila und Justine waren abgereist, ein junges Pärchen war angekommen. Die Männer beschäftigten sich neben den üblichen Ausflügen und Reittrainings damit, den Pferdestall wieder aufzubauen, Joyce half ihrer Großmutter, sodass sie und Callan sich lediglich zu den Mahlzeiten sahen.
Callan lief nur noch mit düsterem Gesicht umher. Roses Worte kreisten unablässig durch seinen Kopf, sie hatten eine Lawine unterschiedlichster Gefühle in ihm ausgelöst. Was ihn daran am meisten erschreckte, war die Erkenntnis, dass Rose sich in einem Punkt getäuscht hatte: Das, was zwischen Joyce und ihm geschehen war, war für ihn keineswegs bedeutungslos, und genau das war es, wovor er sich die ganze Zeit insgeheim gefürchtet hatte, mehr als vor Roses Reaktion. Gleichzeitig sehnte er sich nach Joyce, es verging kein Abend, an dem er nicht in seinem Bett lag und sich wünschte, sie wäre bei ihm. Er dachte an ihren weichen, wundervollen Körper, an ihre Leidenschaft und Hingabe. Mit schmerzhaftem Verlangen verzehrte er sich danach, sie in seinen Armen zu halten, sie zu lieben und mehr von diesen perfekten Momenten zu erleben, die sie ihm geschenkt hatte.
Genau wie Callan sehnte Joyce sich nach seiner Nähe, nach seinen Küssen, nach seinen Zärtlichkeiten. Doch sie wusste, dass es besser war, diese Wünsche aus ihrem Kopf zu verbannen. Für ihn war es lediglich eine belanglose Abwechslung gewesen, damit musste sie sich abfinden, so schwer es ihr auch fiel. Zusätzlich zu diesen Gedanken quälte sie noch eine weitere Angst: Bereits gestern hätte sie ihre Periode bekommen müssen, aber bisher war nichts geschehen. Obwohl sie sich einredete, dass das vermutlich an der ganzen Aufregung lag, befürchtete sie, dass die Nacht mit Callan nicht ohne Folgen geblieben war. Sie hatten mehrmals miteinander geschlafen und das genau zum kritischen Zeitpunkt. Es würde an ein Wunder grenzen, wenn dabei nichts passiert war. Angespannt horchte sie in sich hinein, wartete, hoffte, bangte, trug nach außen weiterhin eine fröhliche Miene zur Schau und tat so, als sei alles in bester Ordnung.
Am Freitagmorgen nach dem Frühstück erschien Callan plötzlich in der Küche, wo Joyce gerade das Geschirr spülte. Rose saß noch mit den Gästen im Esszimmer und sie waren allein.
»Hi«, murmelte er zaghaft, und Joyce rechnete damit, dass er sie wieder nach der möglichen Schwangerschaft fragen würde.
»Hast du Lust, heute Abend mit mir auszugehen?«
»Was?« Sie glaubte, sich verhört zu haben. »Hast du am frühen Morgen schon getrunken, McDermott?«
Er seufzte. »Das war eine ernst gemeinte Einladung.«
»Du meinst, ob ich mit zum Tanzabend in die Cactus-Bar fahre?«, fragte sie verständnislos.
»Zum Teufel Sprosse, stell dich nicht dümmer als du bist«, knurrte er. »Ich will mit dir ausgehen, ich bitte dich um eine Verabredung, ich hätte gerne ein Date mit dir – hast du es jetzt begriffen?«
Schweigend schaute sie ihn an, versuchte zu ergründen, was auf einmal in ihn gefahren war.
»Also was ist nun?«, wollte er ungeduldig wissen.
»Na schön, McDermott«, sagte sie schließlich zögernd, »wenn dir so viel daran liegt, gehe ich mit dir aus. Ich habe zwar keine Ahnung, was das werden soll, und bestimmt werde ich es bereuen, aber von mir aus.«
Er nickte erleichtert. »Okay, ich hole dich um fünf Uhr ab.«
Bevor sie noch etwas sagen konnte, war er verschwunden und mit einem merkwürdig beklommenen Gefühl im Bauch wandte Joyce sich wieder dem Abwasch zu.
31
Am Abend überlegte Joyce lange, was sie anziehen sollte. Mit keinem Wort hatte Callan erwähnt, wo er mit ihr hingehen wollte und die Auswahl ihrer Kleidung war begrenzt. Schließlich entschied sie sich für ein hellblaues Sommerkleid, welches zwar chic, aber dennoch nicht übertrieben elegant war. Ihr Herz klopfte, als sie vor dem Spiegel stand und sich zurechtmachte, und nach wie vor fragte sie sich, was Callan wohl vorhaben mochte. Sie legte ein wenig Parfum auf, schlüpfte in ein Paar hochhackige Sandalen und ging hinaus ins Wohnzimmer.
Keine fünf Minuten später erschien Callan und ihr blieb fast die Luft weg, als sie ihn sah. Er trug eine schwarze Hose, dazu ein helles Hemd und zu ihrem
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