Die McDermotts 02 - Manchmal
Melodys Locken waren völlig zerzaust, an ihrer Bluse fehlte ein Knopf, einer ihrer Strümpfe hatte eine Laufmasche. Adrian sah genauso ramponiert aus, seine Haare waren ebenfalls verstrubbelt, das Hemd zerknittert. Beide waren sie komplett durchnässt und erschienen eher wie Landstreicher als wie Geschäftsleute.
»Mein Gott, wir haben uns benommen wie zwei Teenager«, stellte Melody fest.
Adrian grinste. »Allerdings, ich glaube, ich war sechzehn, als ich so etwas zum letzten Mal gemacht habe.« Er beugte sich zu ihr, küsste sie zärtlich auf die Wange und raunte ihr dann ins Ohr: »Ich muss jedoch zugeben, dass ich es sehr genossen habe. – Du hast da übrigens einen Fleck auf deinem Rock.«
Ein kleiner Schauer lief ihr über den Rücken, sie schaute an sich herunter und seufzte. »Na toll, ich habe es ja geahnt«, murmelte sie gespielt vorwurfsvoll und hielt ihre Tasche so, dass sie das Corpus Delicti verdeckte.
Als sie kurz darauf den Konferenzraum betraten, waren die anderen Teilnehmer bereits vollzählig versammelt. Sie ignorierten geflissentlich die erstaunten Blicke und begaben sich zu ihren Plätzen.
»Wir sind in das Unwetter gekommen«, erklärte Adrian entschuldigend.
»Ja, das war ein ganz schöner Regenguss«, nickte Wayne Moreland, »ich hoffe, ihr hattet nicht zu viele Unannehmlichkeiten.«
»Nein«, Adrian schüttelte den Kopf und lächelte, »die hatten wir nicht.«
Die Besprechung begann und wie am Tag zuvor verliefen die Gespräche alles andere als zufriedenstellend. Geistesabwesend verfolgte Melody die Diskussion, machte ein paar Notizen für Adrian und musste die ganze Zeit daran denken, was im Auto geschehen war. Ab und zu schaute sie ihn verstohlen von der Seite an, bemerkte, dass er zwar ein wenig mitgenommen, aber irgendwie zufrieden aussah. Seine Augen strahlten und ein kaum wahrnehmbares Lächeln spielte um seine Mundwinkel. Es kostete sie sämtliche Beherrschung, nicht mit den Händen durch sein zerzaustes Haar zu fahren, am liebsten hätte sie sich in seine Arme geworfen und ihn geküsst.
»Die Sicherheitsmaßnahmen sind nun mal nötig und so etwas ist eben nicht billig«, sagte Adrian gerade pragmatisch, während er versuchte, zu vergessen, dass Melody kein Höschen unter ihrem Rock trug. Der Gedanke daran erregte ihn dermaßen, dass es ihm schwerfiel, sich auf die Gespräche zu konzentrieren. Ihre Nähe wirkte auf ihn wie eine Droge. Sie saß dicht neben ihm, roch nach Parfüm, nach Regen und nach Sex und dieser Geruch, zusammen mit der Erinnerung an ihre lustvollen Schreie, vernebelte ihm völlig den Verstand.
Die Debatte uferte immer weiter aus, eine Einigung schien nicht in Sicht und gegen Abend stand Adrian plötzlich auf. »Tut mir leid Gentlemen, aber ich sehe nicht, dass das hier noch irgendeinen Sinn hat. Meine Meinung dazu kennen Sie, ich befürworte die zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen, egal was sie kosten werden. Wir können es uns nicht leisten, irgendwann ein ähnliches Desaster wie auf der Deepwater Horizon zu erleben. Abgesehen von den Schäden, die dabei entstehen könnten, haben wir alle einen guten Namen zu verlieren. Da die meisten von Ihnen jedoch offenbar mehr daran interessiert sind, die Ausgaben zu dämpfen, ziehe ich mich aus dem Projekt zurück.«
Er ging zu Wayne Moreland, gab ihm die Hand. »Tut mir leid Wayne, ich hoffe, du verstehst mich. Wir sehen uns auf dem Jahresball.«
Mit einem kurzen Nicken in die Runde verließ er den Konferenzraum, Melody murmelte hastig ein »Auf Wiedersehen« und folgte ihm nach draußen. Eilig stürmte er auf sein Auto zu, sie hatte Mühe, mit ihm Schritt zu halten. Die Fahrt zum Hotel verlief schweigend, irgendwie wirkte er sehr angespannt, und sie wagte nicht, ihn zu fragen, was plötzlich los war.
»Pack deine Sachen ein, wir fahren nach Hause«, befahl er ihr, als sie in ihrem Zimmer angekommen waren.
»Okay.«
Es dauerte nicht lange, bis sie sich umgezogen und alles eingepackt hatten. Adrian bezahlte die Rechnung für die Suite und zwanzig Minuten später fuhren sie auf dem Highway in Richtung Crystal City.
Nach einer Weile hielt Melody es nicht mehr aus. »Warum bist du aus dem Projekt ausgestiegen?«, fragte sie leise.
»Du hast ja gesehen, dass es zu nichts führt. Ich hatte keine Lust, meine Zeit weiter dort zu vertrödeln – Zeit, die ich viel lieber mit dir genießen möchte.«
Überrascht sah sie ihn an. »Aber … wir hätten doch noch den Abend für uns gehabt?«
»Ja, damit wir morgen
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