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Die McDermotts 02 - Manchmal

Die McDermotts 02 - Manchmal

Titel: Die McDermotts 02 - Manchmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Schuster
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sie konnte sich nicht wirklich darauf konzentrieren. Immer wieder hob sie den Blick, schaute zu Adrian und dachte an das, was er ihr erzählt hatte.
    Ein tiefes, warmes Gefühl stieg in ihr auf, und als sie nach einer ganzen Weile sah, wie er sich müde seinen Nacken rieb, stand sie spontan auf und trat zu ihm. Vorsichtig legte sie ihm die Hände auf die Schultern, begann ihn sanft zu massieren. Sie spürte, wie er kurz zusammenzuckte, sich dann aber sofort entspannte und ihre Berührungen genoss. Langsam ging sie in ein behutsames Streicheln über, strich zärtlich über seinen Rücken.
    Am liebsten hätte sie ihn in ihre Arme gezogen und sein Hemd geöffnet, um seine Haut unter ihren Fingern zu spüren. Doch sie wusste, dass es nicht der richtige Zeitpunkt dafür war, nicht nach diesem Gespräch. Außerdem war es besser, ihn den Anfang machen zu lassen – sofern er es denn wollte. Alles andere würde nur unnötige Komplikationen mit sich bringen.
    Sie beugte sich zu ihm herunter, küsste ganz sacht den kleinen Haarwirbel in seinem Nacken, drückte dabei liebevoll seine Schultern. »Ich gehe jetzt schlafen«, sagte sie leise, »gute Nacht, und machen Sie nicht mehr so lange.«
    »Gute Nacht.« Er hob den Kopf, setzte seine Lesebrille ab und schaute ihr nach, wie sie zu ihrer Zimmertür ging. »Danke fürs Zuhören.«
    »Schon gut.« Sie lächelte. »Und übrigens: Man kann alles haben – manchmal kommt es nur auf den richtigen Zeitpunkt an.«

23
    Am Mittwochmorgen saß Adrian auf dem Balkon und frühstückte, als Melody aus ihrem Schlafzimmer kam. Sie war bereits fix und fertig angezogen, trug eines ihrer Kostüme, dazu eine weiße Bluse und hochhackige Pumps. Zum wiederholten Male stellte er fest, dass ihre Figur darin perfekt zur Geltung kam, und als sie jetzt lächelnd zu ihm auf den Balkon trat, schlug sein Herz ein wenig höher.
    Ich hätte sie gestern Abend nicht alleine ins Bett gehen lassen sollen, ging es ihm frustriert durch den Kopf, während er ihr Kaffee eingoss. Die halbe Nacht hatte er wach gelegen und an ihre zärtlichen Berührungen gedacht, hatte sich danach gesehnt, sie in seinen Armen zu halten und mehr von ihr zu bekommen.
    »Also Chef, was liegt heute an?«, fragte sie jetzt fröhlich und riss ihn aus seinen Wunschträumen.
    »Am besten ziehen Sie sich flache Schuhe an, wir machen gleich einen kleinen Ausflug«, erklärte er. »Wir fahren nach Padre Island und sehen uns mal an, wo die Plattform gebaut werden soll. Von dort aus geht es anschließend direkt zur Texco, und ich hoffe, dass die Gespräche heute etwas produktiver verlaufen als gestern.«
    Sie frühstückten gemütlich und waren kurz darauf unterwegs zu der länglichen, vorgelagerten Insel vor Corpus Christi. Auf einem Parkplatz am Rande des Mustang Island State Park stellte Adrian den Wagen ab und sie gingen zu Fuß weiter. Gemächlich spazierten sie durch das Naturschutzgebiet, bis sie schließlich auf der dem Ozean zugewandten Seite der Insel ankamen.
    »Es ist wunderschön hier«, sagte Melody fasziniert, »es wäre wirklich schade, das durch den Bau einer Ölplattform zu verschandeln.«
    »Die Bohrinsel wird viel weiter draußen sein, man wird sie von hier aus kaum sehen können«, erläuterte er.
    »Trotzdem«, beharrte sie, »denken Sie nur mal daran, was mit der Deepwater Horizon passiert ist. Nicht auszudenken, wenn das hier alles durch die Folgen einer Ölpest zerstört werden würde.«
    Wie so oft hob er in gewohnter Manier eine Augenbraue und schaute sie an. »Sind Sie etwa eine von diesen verkappten Umweltschützern?«
    »Und wenn es so wäre?«, fragte sie herausfordernd. »Denkt irgendeiner von euch Firmenbossen eigentlich auch mal an etwas anderes als Geldscheffeln?«
    Einen Moment starrte er sie irritiert an, sah das Funkeln in ihren grünen Augen, sah, wie der Wind ihre Haare zerzauste, und hätte sie am liebsten in seine Arme gerissen.
    »Oh ja, das tue ich allerdings«, murmelte er mehr zu sich selbst. Dann hatte er sich wieder im Griff. »Sie tun ja gerade so, als ob täglich solche Unglücke geschehen würden. Das sind Einzelfälle, die von den Medien überdimensional aufgebauscht werden.«
    »Aufgebauscht?«, wiederholte sie streitlustig. »Fragen Sie doch mal die ganzen Tiere, die ölverschmiert gestorben sind. Bestimmt sind die auch der Meinung, dass das alles nur
aufgebauscht
ist.«
    Er seufzte. »Ja, es ist mir durchaus bewusst, dass diese Dinge schlimm sind, ich bin schließlich kein gefühlloser Klotz.

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