Die McDermotts 02 - Manchmal
dem Nachttisch fiel. »Hat Lance also doch recht gehabt, die beiden treiben es miteinander.«
Der Gedanke daran gefiel ihr überhaupt nicht, und das nicht nur wegen Darrens Auftrag. In den letzten Jahren hatte sie es mehr als einmal bereut, dass sie damals so dumm gewesen war, Adrian zu betrügen und ihre Ehe aufs Spiel zu setzen. Zum Zeitpunkt ihrer Scheidung war Adrians Firma noch im Aufbau gewesen und hatte nicht viel abgeworfen. Zwar hatte er stets versucht, ihr jeden Wunsch von den Augen abzulesen, allerdings hatte er ihr bei Weitem nicht das luxuriöse Leben bieten können, das sie sich immer gewünscht hatte. Also war sie auf der Suche nach einem finanzkräftigen Versorger von einem Mann zum nächsten gewandert. Aber sehr schnell hatte sie feststellen müssen, dass die potenziellen Kandidaten entweder bereits verheiratet oder ihrer rasch überdrüssig waren und ihre Träume hatten sich bald in Luft aufgelöst. Doch inzwischen war die Dermoil Company ein renommiertes Unternehmen und Adrian äußerst vermögend, und das war der Hauptgrund, weshalb sie sich auf dieses Spiel eingelassen hatte, die Ranch interessierte sie dabei nur am Rande. Selbst wenn sie die Hälfte des Anwesens bekäme, das Geld wäre in kürzester Zeit aufgebraucht und sie würde erneut mit leeren Händen dastehen. Nein, sie wollte mehr – sie wollte Adrian zurück.
Sie strich mit den Fingern über ein Hemd von ihm, das auf einem Bügel am Schrank hing und überlegte, wie sie es anstellen könnte, ihn zurückzugewinnen. Es würde nicht leicht werden, er war auf sie nicht gut zu sprechen, und nach dem Auftritt von vorhin noch weniger als bisher. Aber das war nötig gewesen, um sich überhaupt erst mal Zutritt zu verschaffen, er hätte sonst nie ein Wort mit ihr gewechselt. Jetzt lag es an ihr, sich von der reißenden Tigerin in ein schnurrendes Kätzchen zu verwandeln. Sie würde so sanft und nachgiebig sein, wie er sie nie zuvor erlebt hatte, und sich von ihrer besten Seite zeigen.
»Es wäre doch gelacht, wenn ich dieses halbe Kind nicht ausstechen könnte«, murmelte sie hämisch, »was kann sie ihm schon geben. Ich werde ihm klarmachen, dass es ein Fehler war, sich von mir scheiden zu lassen.«
Obwohl Adrian und Melody damit rechneten, dass der Einzug von Florence Ärger bringen würde, verlief das restliche Wochenende erstaunlich ruhig. Florence hielt sich durchgehend in ihrem Zimmer auf, kam nur einmal kurz nach unten, um sich eine Flasche Wasser zu holen. Mit einem verächtlichen Blick auf Melody und Adrian, die kuschelnd auf der Couch saßen und lasen, verschwand sie wieder, ohne ein Wort zu verlieren.
»Ich traue ihr nicht«, sagte Adrian, als sie am Montagmorgen in die Firma fuhren. »Das scheint mir wie die Ruhe vor dem Sturm, ich bin mir sicher, dass sie irgendetwas ausbrütet.«
»Noch etwas?«, fragte Melody gedehnt. »Ich finde, die Geschichte mit der Ranch reicht völlig aus.«
»Ich werde jetzt gleich meinen Anwalt anrufen. Sollte er auch nur den Hauch einer Andeutung machen, dass sie keinen Anspruch auf das Haus hat, werfe ich sie in hohem Bogen hinaus«, erklärte Adrian grimmig.
Doch als Melody eine halbe Stunde später in sein Büro kam, um ihm einen Kaffee zu bringen, saß er niedergeschlagen in seinem Stuhl, und sie ahnte, dass das Gespräch nicht so zufriedenstellend verlaufen war, wie sie es sich erhofft hatten.
»Was hat der Anwalt gesagt?«, fragte sie leise.
Er zuckte hilflos mit den Schultern. »Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder zahle ich sie freiwillig aus oder ich lasse mich auf einen Rechtsstreit ein, der sich ewig hinziehen kann, und solange habe ich keine Chance, sie loszuwerden.«
»Aber wie kann das sein?«
»Es ist tatsächlich so, dass ihr bei der Scheidung die Hälfte meines Vermögens zugestanden hätte, denn es gab keinen Ehevertrag. Ich habe ihr damals eine großzügige Abfindung angeboten, um ein langwieriges Hin und Her zu vermeiden. Geldgierig, wie sie war, hat sie sofort angenommen und jetzt behauptet sie, ich hätte sie über den Tisch gezogen. Angeblich hätte ich verschwiegen, dass sich die Ranch in meinem Besitz befindet. Es ist zwar unüblich, dass geschiedene Eheleute nach einer solch langen Zeit noch Forderungen stellen, aber es gibt wohl Präzedenzfälle, wo zugunsten des Klägers entschieden wurde. Andererseits muss sie erst mal beweisen, dass sie keine Kenntnis von dem Haus hatte und das dürfte ihr schwerfallen. Die Chancen stehen also fünfzig zu fünfzig, und mein
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