Die McKettricks aus Texas: Über alle Grenzen (German Edition)

liebte. Natürlich wusste er, wie er ihr lustvolle Stunden verschaffen konnte. Das war eine leichte Aufgabe, denn Paige war heute eine erwachsene Frau, reif und empfänglich. Und sie war sehr großzügig im gegenseitigen Geben und Nehmen.
    Sie war auch noch vieles andere.
    Klug und dreist, zum Beispiel. Sie hatte Pläne und Ziele und viele Meinungen, oftmals völlig andere als Austin. Außerdem besaß sie dieses Haus im Ort, und sie würde einen Job in der Klinik in Blue River antreten, sobald die Stelle frei würde. Sie brauchte weder Austin noch sonst irgendeinen Mann, denn sie kam sehr gut allein zurecht. Das Gleiche galt für ihre Schwestern Libby und Julie.
    Keine der Remington-Frauen brauchte ihren Mann.
    Aber sie wollten sie.
    Er straffte die Schultern. „Ich habe vor, Paige Remington zu bitten, meine Frau zu werden“, sagte er. „Und ich habe keine Ahnung, wie sie darauf reagieren wird. Vielleicht sagt sie Ja, vielleicht auch Nein. Ihr wisst ja sicher noch, dass sie ziemlich stur sein kann.“ Er machte eine kurze Pause, und ein Lächeln huschte über sein Gesicht. „Na ja, an Sturheit übertrifftsie mich wohl nicht so leicht“, räumte er ein. „Wie dem auch sei, das wollte ich euch erzählen. Dass ich diese Frau nach all den Jahren noch immer so sehr liebe, dass es mir Angst macht. Und dass mir diese andere Sache leidtut. Euren Unfall auf der Rückfahrt vom Rodeo, meine ich.“
    Erneut war seine Kehle wie zugeschnürt.
    Natürlich wusste er, dass seine Eltern ihm niemals einen Vorwurf aus dem Unfall gemacht hätten. Sie waren unerschütterliche, liebende Eltern gewesen, alle beide. Allerdings war klar, dass ihnen ihre Beziehung die wichtigste war. Das hatte jedoch nie dazu geführt, dass sich Tate, Garrett oder Austin ausgeschlossen fühlten. Im Gegenteil, der feste Zusammenhalt der Eltern gab den Kindern ein tiefes Gefühl von Sicherheit.
    Austin stand noch eine Weile am Grab. Er hing seinen Erinnerungen nach und vermisste seine Eltern. Schließlich nickte er zum Abschied, drehte sich um und ging davon. Auf dem Weg zum Wagen setzte er seinen Hut wieder auf. Shep trottete neben ihm, wie immer gespannt auf alles, was als Nächstes kam. Seit der Doc den Verband an seinem Hinterlauf durch einen kleineren ersetzt hatte, war der Hund wieder lebhaft wie ein Welpe.
    Als sie den Wagen erreichten, ging Austin auf die Beifahrerseite und öffnete die Tür für Shep. Er hatte noch immer keine Zeit gefunden, sich seinen neuen Wagen zu kaufen. Der alte stand nach der Reparatur in einem der Schuppen, neben vorzeitlichen Geräten zur Heuernte.
    Shep brauchte nur noch einen kleinen Schwung, um in den Wagen zu springen. Auf den Sitz schaffte er es schon ganz allein.
    Bevor Austin einstieg, schaute er noch einmal zurück zum Friedhof. Seine Eltern, seine Großeltern und Urgroßeltern waren alle dort begraben, angefangen mit Clay McKettrick und seiner Frau. An diesem Ort waren Generationen von McKettricks versammelt.
    Ein paar Minuten saß Austin still hinter dem Lenkrad. Paige erwartete ihn im Haus. Wahrscheinlich war sie schon ganz zappelig– je länger sie diesen Gipsverband tragen musste, umso gereizter wurde sie. Es war schwer, mit ihr auszukommen, aber Austin genoss es trotzdem. Es gab häufig Auseinandersetzungen, aber dafür waren die Versöhnungen umso schöner.
    Heute Abend fand die letzte Vorstellung von Julies Highschool-Musical statt, das ein spektakulärer Erfolg für Blue-River-Verhältnisse gewesen war. Die ganze Familie würde sich diese Vorstellung ansehen.
    Eines Tages würde auch er auf diesem Friedhof liegen, genau wie seine gesamte texanische Verwandtschaft. Er hoffte nur, dass ihm genug Zeit zu leben und zu lieben blieb, bevor dieser unausweichliche Tag kam. Er wollte Rinder züchten, sich mit seinen Brüdern zanken und mit Paige Babys bekommen.
    Er wollte diese Babys aufwachsen sehen und miterleben, wie sie sich verliebten, heirateten und selbst Kinder in die Welt setzten.
    Er wollte mit Audrey und Ava an ihren Hochzeitstagen tanzen und Calvins Hand schütteln, wenn der geniale Junge irgendeine Eliteuniversität mit Bestnoten verließ. Calvin würde Großes vollbringen, genau wie die Zwillinge.
    Um diesen Lebensplan verwirklichen zu können, musste Austin jedoch erst einmal Paige fragen, ob sie ihn denn zum Ehemann haben wollte. Sie schlief zwar gern mit ihm, aber möglicherweise würde einiges an Überzeugungsarbeit nötig sein, damit sie in eine Ehe mit ihm einwilligte.
    Es war schließlich