Die McKettricks aus Texas: Über alle Grenzen (German Edition)
hatte.
Und sie war noch längst nicht aus dem Gröbsten heraus.
Shep gab einen leisen, wehmütigen Laut von sich.
„Du hast vollkommen recht“, sagte Austin. Vermutlich würde er wie einer dieser verrückten alten Junggesellen enden, die zwei verschiedene Paar Socken trugen und ständig mit allen möglichen Kreaturen sprachen. „Hier ist unser Platz,vorerst jedenfalls. Hier auf der Silver Spur Ranch.“
Mit mildem Interesse sah der Hund zu, wie Austin sich eine Jogginghose – zerschlissen und löchrig, aber wenigstens sauber – vom Stapel am Boden seines Kleiderschranks nahm.
Er achtete darauf, keine hastigen Bewegungen zu machen, damit seine Rückenschmerzen nicht wieder anfingen. Darum lehnte er sich auch an die Schlafzimmerwand, um in die Jogginghose zu steigen. Dabei redete er weiter mit dem Hund. „Nein, wir zwei müssen hierbleiben und uns um die Arbeit kümmern.“ Er ging zu der langen Fensterreihe und sah auf das in der Dunkelheit liegende Weideland. „Ob wir nun wollen oder nicht. Schließlich sind wir McKettricks, du und ich.“
Plötzlich bemerkte er das kurze Aufflackern eines Lichts. Er glaubte zumindest, es gesehen zu haben.
Austin spähte angestrengt hinaus.
Und dann sah er es erneut, deutlicher diesmal, weit hinten am Rand des Ölfelds.
Etwas regte sich in ihm – abgesehen von dem Gefühl, schuld am Tod der Eltern zu sein, und der äußerst beunruhigenden Erkenntnis, dass er Paige Remington nach wie vor begehrte.
„Was zum Geier ist das?“, fragte er Shep.
Der Hund hatte keine nützliche Antwort zu bieten.
Rasch, wenn auch vorsichtig, zog Austin die Jogginghose wieder aus und stattdessen eine Jeans an, außerdem Socken, ein warmes Flanellhemd und seine Stiefel.
Auf dem Flur überlegte er, ob er bei Garrett klopfen sollte, um ihn in seinen Plan einzuweihen. Falls man die vage Idee überhaupt einen Plan nennen konnte. Aber dann verwarf er den Gedanken.
Was sollte er ihm auch sagen? „Ich habe ein Licht drüben am Ölfeld gesehen, und jetzt will ich mal nachsehen. Du weißt schon, genau wie diese Deppen in den Horrorfilmen.“
In dieser Situation reichte ein Depp vollkommen. Es war nicht nötig, noch einen zu rekrutieren.
Im Badezimmer suchte er auf der Ablage sein Handy, konnte es aber nicht finden. Vermutlich hatte er es unten gelassen, inseiner Jeanstasche, als er sich bis auf die Unterwäsche für den Pool ausgezogen hatte.
Er konnte es auf dem Weg nach draußen holen.
Mit dem erneuten Vorsatz, in Zukunft gründlicher aufzuräumen, schob Austin die nassen Handtücher und die Boxershorts mit dem Fuß zu einem kleinen Haufen auf der Badematte zusammen. Sich danach zu bücken, um die Sachen in die Wäscheluke zu befördern, schien ihm angesichts seiner jüngsten Neigung zu Rückenkrämpfen zu riskant.
Eigentlich eine idiotische Vorsichtsmaßnahme, dachte er. Schließlich war er auf dem Weg zu einem verlassenen Ölfeld in der Dunkelheit, nur in Begleitung eines nervösen Hundes.
Unten fand er die Hauptküche leer vor. Ein oder zwei Lampen brannten noch. Er entdeckte seine Jeans auf einem der Liegestühle am Pool und kramte in den Taschen nach seinem Handy und den Schlüsseln.
Obwohl er sich vorgenommen hatte, nach vorn zu schauen, musste er wieder an Paige im Pool denken. Er sah sie vor sich im Wasser, ihre leuchtenden Augen und ihre Haare, in denen die Wassertropfen wie winzige Diamanten funkelten.
Als er das Handy einsteckte, gab er sich Mühe, nicht mit den Schlüsseln zu klimpern. Er wollte schließlich niemanden auf sich aufmerksam machen. Allerdings war es höchst unwahrscheinlich, dass jemand in einem Haus von dieser Größe Schlüsselgeklimper hörte.
Austin ging in die Garage. Er hatte sich noch gar nicht überlegt, wie er den Hund in den Wagen heben sollte. Aber kaum hatte er die Tür geöffnet, kletterte Shep auf das Trittbrett und von dort in den Wagen. Dann sprang er auf den Beifahrersitz und saß dort erwartungsvoll hechelnd.
„Der geborene Ranchhund“, sagte Austin und lachte.
Die hohen schmiedeeisernen und mit Messing verzierten Flügel des Tors waren schon zur Nacht geschlossen. Austin drückte einen Knopf auf seiner Fernbedienung, die an der Sonnenblendebefestigt war. Das Tor öffnete sich summend mit gut geöltem Schwung.
Er bog nach links ab und schloss das Tor mit einem erneuten Knopfdruck hinter sich. Er dachte an seinen Vorfahren Clay McKettrick, der die Ranch gegründet hatte. Clay hätte diese moderne Technik für reinsten Irrsinn erklärt.
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