Die Medica von Bologna / Roman
Tönen gelobt.« Aldrovandi lächelte.
»Das habe ich«, bestätigte Gaspare.
»Danke«, sagte ich. »Sehr freundlich.« Mir fiel ein, was Marco über den Professor erzählt hatte, von seiner ausgeprägten Sammelwut, seiner Vorliebe für absonderliche Exponate, seiner Leidenschaft für den Anbau und die Kultivierung von Heilkräutern. Als hätte er meine Gedanken erraten, sagte er: »Die Kräuter für den Theriak sind dieses Jahr gut bis sehr gut, leider nicht hervorragend, davon konnte sich jedermann die letzten Tage im Garten und im Obstgarten von San Salvatore überzeugen, wo sie von den Apothekern wie immer für die Öffentlichkeit ausgestellt wurden.«
»Der Professor gehört auch dieses Jahr wieder zu den auserwählten Protomedici, die für die Begutachtung und Freigabe der Kräuter zuständig sind«, erklärte Gaspare.
»So ist es«, sagte Aldrovandi, und seine Stimme klang keineswegs glücklich dabei. »Auserwählt von den geschätzten Kollegen der Universität – von den Apothekern Bolognas dagegen am liebsten zum Teufel gejagt. Die Herren Farmacisti lieben es nun einmal nicht, wenn man ihre Herbarien bewertet und ihnen bei der Zubereitung der Heildroge über die Schulter schaut.«
Ich sagte höflich: »Eure Arbeit ist sicher sehr wichtig, Professore.«
»Wie man’s nimmt. Einerseits ist sie es in der Tat, weil der Preis für die Unze Theriak dieses Jahr auf zwanzig Baiocchi festgelegt wurde, was bei einer erwarteten Menge von fünfhundert Pfund einen unvorstellbar hohen Erlös bedeutet, andererseits hält mich die Arbeit von meiner geliebten Sammelei und Gärtnerei ab. In meinem Kräutergarten im Palazzo Publico reifen
amomum
und
costus
in diesem Jahr besonders gut heran.«
Ich muss ihn wohl fragend angesehen haben, denn der Professor fühlte sich aufgefordert, ein paar erklärende Sätze anzufügen: »
Amomum,
verehrte Schwester, ist eine seltene Droge, ähnlich dem Kardamom,
costus
wiederum ist ein Sammelbegriff für einige Pflanzen mit hohem Gehalt an
aromatica.
Der Wert beider Drogen für die Zubereitung des Theriaks kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Leider sind die Herren Farmacisti da ganz anderer Ansicht. Sie würden mich, wie gesagt, am liebsten zum Teufel jagen, ich wiederum wünsche mir manchmal, man möge sie steinigen.«
Gaspare lächelte amüsiert, der Streit zwischen den Apothekern und Aldrovandi wegen seiner zwei Kräuter war ihm bekannt.
»Jeder kann wütend werden, Professore, das ist einfach. Aber wütend auf den Richtigen zu sein, im richtigen Maß, zur richtigen Zeit, zum richtigen Zweck und auf die richtige Art – das ist schwierig.«
»… sagt Aristoteles, ja, ja, ich weiß. Ihr seid ein wandelndes Nachschlagewerk, lieber Dottore.« Aldrovandi schien die Bemerkung nicht übelzunehmen. »Nun ja, gesundheitlich jedenfalls geht es mir gut.«
»Das freut mich zu hören.«
»Ich muss nun weiter. Die Beigabe der Kräuter erfolgt in Kürze, da darf ich nicht fehlen. Es hat mich gefreut, Euch zu sehen, und es war mir eine Freude, Euch kennenzulernen, Schwester Carla.« Aldrovandi nickte verbindlich, steuerte auf eine Ansammlung grün gekleideter Diener zu und verschwand.
Ich brauchte einige Augenblicke, um zu begreifen, was mir gerade widerfahren war: Einer der berühmtesten Ärzte und Naturforscher Italiens, Inhaber des Lehrstuhls für Medizin und Kräutermedizin am Archiginnasio, hatte soeben versichert, es sei ihm eine Freude, mich kennengelernt zu haben! War es nur reine Höflichkeit gewesen, eine der üblichen Floskeln, oder hatte es daran gelegen, dass ich mich in Begleitung von Gaspare befand?
Während mir all das durch den Kopf ging, wurde ich mit einem weiteren Herrn bekannt gemacht, der sich als Cristoforo Colberti vorstellte, seines Zeichens Farmacista und Besitzer der Apotheke Del Monte in der Nähe des Mezzo della Citta, des Mittelpunkts der Stadt. Signore Colberti war von der Statur her ein Mann, der mich stark an Alberto Dominelli, den Bewunderer, Bewahrer und Sammler kleiner Dinge erinnerte. Nur war er jünger und bunter gewandet. Er hatte keine Runzeln im Gesicht, aber eine wahre Löwenmähne auf dem Kopf. Seine grauen Haare quollen unter dem Barett hervor und standen ab wie Draht. »Ich liefere mitunter Kräuter an das Kloster«, sagte er, nachdem er erfahren hatte, wer ich war. »Auch solche gegen die Rückenschmerzen von Schwester Arianna. Wie geht es ihr?«
»Leider nicht sehr gut«, antwortete ich.
»Sie müsste zusätzlich Dehn- und
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