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Die Medica von Bologna / Roman

Die Medica von Bologna / Roman

Titel: Die Medica von Bologna / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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ihrem Gespräch ergab, und trat schüchtern vor. »
Buongiorno,
Signora«, sagte ich. »Ich hoffe, ich störe nicht. Ich wollte nur kurz guten Tag wünschen.«
    »Buongiorno.«
Gaspares Mutter musterte mich. In ihren Augen lag etwas Abschätzendes, als prüfe sie, ob ich es wert sei, sie anzusprechen. Wie das Ergebnis ihrer Begutachtung ausfiel, wusste ich nicht, da sie keine Miene verzog.
    »Nun, Signora«, sagte ich, meine aufkommende Mutlosigkeit bekämpfend, »Gaspare … ich meine, Euer Sohn, sagte mir, dass Ihr heute hier sein würdet. Ihr tragt wieder das salamandergrüne Atlaskleid, das ich schon einmal an Euch bewundert habe, und deshalb … nun deshalb habe ich ein Geschenk für Euch.« Ich öffnete meinen Weidenkorb, den ich die ganze Zeit bei mir getragen hatte, und zog ein großes Schultertuch hervor. Es war ebenfalls grün, aber heller abgestuft, und harmonierte deshalb mit dem Kleid der Signora aufs Trefflichste. Ich hatte die ganze Nacht darauf verwandt, es herzustellen, und mir zudem als Verzierung etwas Besonderes ausgedacht. »Wie Ihr seht, Signora, habe ich das Tuch mit einem Motiv bestickt, das Herkules beim Tragen des Himmelsgewölbes zeigt, während Atlas, der Titanensohn, für ihn die drei goldenen Äpfel der Hera holt. Ich dachte mir, die Stickerei und die Geschichte würden gut zu einem Atlaskleid wie dem Euren passen.«
    »Wofür gebt Ihr mir das?« Signora Tagliacozzi zog die Brauen hoch. Es war die gleiche Angewohnheit, wie ich sie von ihrem Sohn kannte.
    »Nun, Signora …« Ich suchte nach Worten. Dann beschloss ich, es einfach mit der Wahrheit zu versuchen. »Nun, Signora, ich … ich möchte, dass Ihr mir gewogen seid.«
    »So, so.« Gaspares Mutter nahm das Tuch, betrachtete es kurz und legte es sich über den Arm. »Sehr freundlich von Euch, vielen Dank.« Sie blickte mich an, als wollte sie fragen: Ist noch etwas?, und ich verstand. »Ich … ich gehe dann wieder hinunter«, sagte ich.
    »Tu das nur«, sagte Gaspare. »Ich komme gleich nach.«
    Wenig später hatte er mich in dem Gewimmel erspäht und legte mir den Arm um die Schultern. »Ich muss nach Hause, Bleiweißmädchen«, sagte er, »meine Mutter bat mich, dort noch einige Dinge für sie zu erledigen.«
    »Ja, gewiss«, sagte ich und spürte Enttäuschung, denn ich wäre noch gern geblieben. Gemeinsam drängten wir zum Ausgang, was sich als äußerst schwierig erwies, da immer mehr Menschen ins Archiginnasio strömten, angezogen von der unmittelbar bevorstehenden Beigabe der geheimen Kräutermischung in den Theriak. Doch Gaspare war ein kräftiger Mann. Es gelang ihm, sich einen Weg zu bahnen und uns heil durch die Menge zu schleusen. Kurz danach wurde für einen Augenblick die Sicht frei, und ich erkannte, wo wir waren. Wir befanden uns am Fuß der großen Treppe, die hinauf in die Hofloggia führte. Und auf einem der Treppenpfeiler sah ich es liegen, das Schultertuch, das ich Minuten zuvor Signora Tagliacozzi geschenkt hatte. Es konnte kein Zweifel daran bestehen, dass es mein Schultertuch war, denn es wies deutlich die Herkules-Stickerei auf.
    »Caspita!«
Gaspares Lachen klang etwas künstlich. »Was ist das denn? Da scheint meine Mutter das schöne Tuch verloren zu haben. Ich will es mitnehmen und ihr zurückgeben.«
    »Ja«, sagte ich.
    Und im selben Moment war mir klar, dass sie das Tuch nicht verloren hatte.
     
    Den Abend dieses ereignisreichen Tages verbrachte ich nicht in Gaspares terrakottafarbenem Haus, sondern in meinem eigenen.
    Ich wollte für mich sein, um über den Vorfall mit dem Tuch nachzudenken und meine Schlüsse daraus zu ziehen. Außerdem wollte ich noch etwas anderes: eine Viper sezieren. Während Gaspare mit seiner Mutter gesprochen hatte, war ich zum Stand von Signore Colberti gegangen und hatte ihm eine seiner Schlangen abgekauft. Glücklicherweise hatte er nicht gefragt, wofür ich das Tier brauchte, sondern nur versichert, dass es sich um gute, frische Ware handele.
    Nun lag der Vipernwurm vor mir auf dem großen Schneidertisch, daneben drei Skalpelle, die ich mir ebenfalls besorgt hatte. Ich rief mir die von Gaspare gehaltene Lektion ins Gedächtnis und ging genauso vor, wie er es seinen
Studiosi
gezeigt hatte. Ab und zu zog ich meine Aufzeichnungen zu Rate, während ich die ersten Schnitte machte. Obwohl die Tätigkeit für mich neu und ungewohnt war, kam sie mir doch vertraut vor, vielleicht, weil ich sie im Geist schon hundertmal durchgeführt hatte.
    Und sie beruhigte mich. Das

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