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Die Medica von Bologna / Roman

Die Medica von Bologna / Roman

Titel: Die Medica von Bologna / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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Hochzeit, die Kinder, die schönen Tage der Vergangenheit. Nun sei er bereit, den Kampf gegen die Pestilenz erneut aufzunehmen.
    »Ihr solltet Euch noch etwas schonen, Dottore. Hinter Euch liegt eine schwere Zeit.«
    »Und vor mir liegt viel Arbeit. Oder wollt Ihr für mich auf die Straßen gehen, wo die Kranken in ihrem Elend liegen?«
    Seine Frage war zweifellos rhetorisch gemeint, aber ich sagte: »Ja, ich will Euch begleiten. Wenn ich eine Ärztin sein will, muss ich Euch begleiten.«
    »Das kommt überhaupt nicht in Frage. Ihr seid jung und schön – trotz Eurer
voglia di vino.
Ihr habt das ganze Leben noch vor Euch.«
    »Ihr habt mein Feuermal bemerkt?«
    »Ich habe die Augen eines Arztes. Und als Arzt sage ich Euch: Ein Feuermal ist nicht das Schlimmste, man kann damit ohne gesundheitliche Einschränkung leben. Es ist nichts gegen einen verkrüppelten Fuß oder einen Tumor in der Brust. Nein, nein, Ihr bleibt schön in meinem Haus, denn hier seid Ihr in Sicherheit.«
    »Ich bestehe darauf, Euch zu begleiten.«
    »Tut Ihr das wirklich?«
    »Ja, Dottore.«
    Er seufzte. »Ihr seid genauso hartnäckig, wie meine Tochter es war. Der konnte ich auch nichts abschlagen. Aber bevor ich ja sage, will ich Euch die Ausrüstung des Pestarztes zeigen. Sie ist schwer, einengend und schweißtreibend. Wenn Ihr sie seht, überlegt Ihr es Euch vielleicht noch einmal.«
    Er führte mich in seinen Behandlungsraum, blieb vor einem hohen Schrank stehen und öffnete ihn. »Hier seht Ihr den vielleicht wichtigsten Teil des Pestanzugs, die Maske.«
    Es war ein seltsamer Apparat, den ich erblickte, eine Maske mit zwei Augenlöchern und einem schnabelartigen Fortsatz, der in seiner Form an eine Rabenkrähe erinnerte. In dem Fortsatz steckte, wie er demonstrierte, unter den Atmungslöchern ein Knäuel aus den verschiedensten Kräutern. »Die Kräuter bilden eine Abwehr vor den angreifenden Stoffen aus der Luft, wobei jeder Pestarzt auf seine eigene Mischung schwört«, erklärte er mir. »Ich für meinen Teil nehme Lorbeer, Wacholder, Pinie, Lärche und Tanne. Das Mischungsverhältnis beträgt bei Lorbeer und Lärche jeweils ein Eintel Teil, bei den drei anderen Pflanzen jeweils zwei Eintel Teile. Die Verbindung aller Kräuter muss sehr innig sein, wobei ich das gesamte Knäuel noch einmal in Fruchtwasser tauche, es trocknen lasse und erst dann in den Schnabel stopfe.«
    »Fruchtwasser, Dottore?«, fragte ich verwundert.
    »Richtig, es ist das Fruchtwasser von verstorbenen, pestkranken Frauen. Ich habe die Föten aus dem Mutterleib herauspräpariert und sie auf Merkmale der Seuche untersucht, doch bei keinem von ihnen fand ich die charakteristischen Bubonen. Daraus schloss ich: Die Pest kann zwar die Mutter niederringen, nicht aber ihr Kind. Warum? Ich denke, es liegt an dem Wasser, in dem der Fötus ruht. Die Flüssigkeit wirkt wie eine undurchdringliche Schutzmauer. Eine Eigenschaft, die ich mir zunutze mache.«
    »Führt Ihr darauf Euer bisheriges Überleben zurück?«
    Der Doktor zuckte mit den Schultern. »Wenn Gott will, dass ich lebe, werde ich leben, wenn nicht, wird er mich zu sich nehmen. Als Arzt ist man in Gottes Hand, vielleicht mehr als jeder andere, denn die Zunft, die während der Pest am meisten Tote zu beklagen hat, ist die unsere.«
    Ich roch an den Kräutern und nahm einen intensiven Duft nach Frische, Herbe und Wald wahr.
    »Nun zu der Brille, die der Pestarzt trägt: Sie muss mindestens genauso gut abdichten wie die Maske«, fuhr der Doktor fort. »Seht, sie weist deshalb an der Seite Lederstücke auf, die sich eng an die Haut schmiegen.«
    »Ich sehe sie«, sagte ich.
    Er legte Maske und Brille beiseite und holte ein knapp geschnittenes Lederhemd und eine ebensolche Hose hervor. »Das ist meine Unterkleidung, gut ansitzend, um die Poren der Haut, durch die verderbliche Stoffe eindringen könnten, hermetisch abzudichten. Darüber trage ich diesen langen Überwurf, dazu lederne Handschuhe und den Lederhut. Die Stiefel sind aus demselben Material. So vermeide ich während der Behandlung jegliche Berührung mit der Luft.«
    »Es muss sehr anstrengend sein, den ganzen Tag in dieser Kleidung herumzulaufen«, sagte ich. »Nützt sie denn wirklich etwas?«
    Der Doktor seufzte. »Ihr glaubt nicht, wie oft ich mir diese Frage schon gestellt habe. Niemand vermag sie abschließend zu beantworten. Doch immerhin ist die Kleidung eine Art Schutzmaterie zwischen der Pest und dem eigenen Körper.«
    Er hängte die einzelnen Teile

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