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Die Medica von Bologna / Roman

Die Medica von Bologna / Roman

Titel: Die Medica von Bologna / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Serno
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seine Nase und verzog das Gesicht vor Schmerzen.
    »Ist es sehr schlimm?«, fragte ich.
    »Ach, es geht«, antwortete er. »Am Anfang war es viel schlimmer. Ich meine, als sie mir den Arm durchbohrt haben.«
    »Den Arm durchbohrt?« Wahrscheinlich schaute ich ziemlich entsetzt, denn er lächelte amüsiert und sagte: »Weinessig haben sie mir vorher auf den Arm geschmiert, die Helfer von dem Professor, damit es nicht so weh tut, aber es hat trotzdem höllisch weh getan, das könnt Ihr mir glauben, Schwester.«
    Ich überging, dass er mich »Schwester« genannt und damit gewissermaßen befördert hatte, denn ich war viel zu interessiert an den medizinischen Eingriffen, die an ihm vorgenommen worden waren, und fragte: »Was hat der Professor denn im Einzelnen gemacht?«
    »Wenn ich das alles noch so genau wüsste, Schwester, aber ich will’s versuchen: Also, erst wollten sie wissen, wie ich die Nasenspitze verloren hab, das ist, nebenbei gesagt, bei ’nem Messerkampf passiert, dann haben sie mich immer wieder gefragt, ob ich gesund wär und so was und wie alt ich wär und ob ich die gallische Krankheit hätt, und als sie endlich glaubten, ich wär gesund, da haben sie gezögert, weil sie sagten, in der Winterzeit könnte man die Sache nicht machen. Aber dann hat mir der Professor doch einen Scudo geboten, wenn ich meine Nase operieren lass. Da hab ich natürlich nicht nein gesagt, für einen Scudo hätt ich mir noch ganz andere Teile operieren lassen.« Conor grinste vielsagend, aber ich ging nicht auf ihn ein. »Und weiter?«
    »Tja, wie ich schon gesagt hab, sie haben mir den Arm mit ’nem Skalpell durchbohrt, und wenn ich gewusst hätt, wie sehr das zwiebelt, hätt ich mir das mit dem Scudo bestimmt vorher überlegt, aber es war zu spät, und die Helfer von dem Professor haben mir Leinenstreifen durch den Schlitz im Arm gezogen, immer hin und her, dass ich die Englein im Himmel singen gehört hab, und ich hab nach ’nem Schnaps gefragt, damit ich’s besser aushalt, aber sie haben mir nichts gegeben. Dann haben sie das Leinen wieder rausgezogen, und ich musste tagelang warten, und es hat geeitert, und sie haben gesagt, das wär gut so, das wär guter Eiter und was weiß ich noch alles, und irgendwann haben sie mir den Lappen auf die Nase genäht, und nun soll ich warten. Aber es soll auch bald vorbei sein, und dann krieg ich meinen Scudo.«
    »Aha.« Von dem, was Conor erzählte, hatte ich so gut wie nichts verstanden, weshalb ich mehrere Male nachhakte, aber wie sich zeigte, war sein Gedächtnis sehr bruchstückhaft, vielleicht wegen der Schmerzen, die er hatte ertragen müssen. Deshalb fragte ich: »Was soll denn noch gemacht werden für die neue Nase?«
    »Autsch!« Conor hatte sich mit der freien Hand am Kopf kratzen wollen, aber wohl eine unbedachte Bewegung gemacht. Er unterdrückte einen Fluch. »Da hat’s wieder gezwiebelt, und nur, weil’s wieder lose ist!«
    Ich nahm die Klage zum Anlass, seine Weste zu überprüfen, und stellte fest, dass sie trotz der Schnürung nicht stramm genug saß. Gerade vom Sitz dieser Weste aber, das sagte mir mein Auge als Schneiderin, hing der gesamte Halt der Verbände ab. »Ist die Weste speziell für dich angefertigt worden?«, fragte ich ihn.
    »Nein, wieso?«, fragte er zurück. »Die war schon da. Einer von den Helfern kam damit an und hat gesagt, ich soll sie überziehen. Das war, glaube ich, bevor sie mir den Lappen an die Nase genäht haben.«
    »Du müsstest eine leibgeschneiderte Weste tragen. Diese hier kann noch so fest geschnürt sein, sie wird dich niemals richtig ruhig stellen.«
    »Und nun?«
    Ich überlegte. Es wäre kein Problem gewesen, Conor eine passende Weste zu schneidern, aber um sie anzuziehen, hätte er die alte ausziehen und sich sämtlicher Verbände entledigen müssen, und genau das war in seiner Situation nicht möglich. Er musste wohl oder übel bis zum Ende seiner Behandlung in dem schlechtsitzenden Kleidungsstück verharren. »Nun bringe ich die Schüssel fort«, sagte ich. »Ich hoffe, es hat dir geschmeckt.«
    »Das hat’s«, sagte er.
     
    Auch am nächsten und übernächsten Tag versuchte ich, von Conor Genaueres über seine Operation zu erfahren, aber das war nicht möglich. Er blieb bei seinen wirren Angaben, aus denen ich nicht klug wurde. Dafür erzählte er mir umso mehr über die Bettler in Bologna. Einmal, ich musste ihm gerade ausgiebig den Rücken an einer für ihn unerreichbaren Stelle kratzen, sagte er, zu mir nach oben

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