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Die Medizinfrau

Die Medizinfrau

Titel: Die Medizinfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Carmichael
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würde.
    »Ich muß gehen, Gabriel.«
    »Wir schaffen es nicht. Der Schlamm ist zu aufgeweicht.«
    »Unsinn! Er ist gefroren.«
    Er blickte sie finster an.
    »Wenn du mich nicht begleiten willst, gehe ich alleine.«
    Seine Lippen wurden zum schmalen Strich. »Ich könnte dich zwingen, mit mir umzukehren, und ich hätte gute Lust dazu. Aus Sturheit riskierst du dein Leben, weiter nichts.«
    »Was willst du tun, Gabriel? Mich auf dem Sattel festbinden wie einen Sack Mehl, mich wieder an dein Bett fesseln?«
    Die Wut kroch ihm den Hals hinauf und bildete rote Flecken in seinem Gesicht. »Verflucht, Olivia! Du bist störrischer als ein Maulesel.« Er gab den Zwillingen ein Zeichen. »Ich bringe Olivia in die Stadt. Ihr beide reitet zur Hütte zurück und bleibt dort. Nehmt Hunter mit. Und macht keine Dummheiten!«
    »Pa!« protestierten beide. »Wieso hast du uns mitgenommen, wenn wir nicht mit in die Stadt dürfen?«
    »Weil ich nicht glaubte, daß der Weg offen ist, deshalb!« Wütend funkelte er die Zwillinge und den kleinen Wolf, die Berge, die Schlammlawine und den Himmel an.
    Das zornigste Funkeln hob er sich freilich für Olivia auf.
     
    Der Gestank des Mannes erfüllte Sylvesters kleines Büro im Anbau der Erzmühle – alter Schweiß, Tabak und Whiskey. Sylvester mußte sich zusammennehmen, um das Gesicht nicht zu verziehen. Der Kerl sah nämlich so aus, als könnte er eine derartige Geste übelnehmen. Er schien einer von denen zu sein, mit dem ein kluger Mann sich nicht anlegte – wenn er mit heiler Haut davonkommen wollte.
    Dennoch wünschte Sylvester sich, nicht atmen zu müssen.
    »Aus welchem Grund wollten Sie mich sprechen, Mr … ähm …«
    »Rodgers. Cal Rodgers ist der Name. Ich arbeite für Ace Candliss in Virginia City.«
    »Ace Candliss. Entsinne mich nicht, den Mann zu kennen.«
    »In Virginia City kennt ihn jeder. Und in Helena. Kommt bald groß raus, jetzt wo Montana Bundesstaat ist. Läßt sich für die Wahl zum Senator aufstellen. Großer Mann.«
    »Und was kann ich für Sie und Mr. Candliss tun?«
    »Der Boß hörte in Helena, daß Sie sich nach einem Kerl erkundigt haben, der sich hier irgendwo in den Bergen verkrochen hat.« Rodgers holte den Brief aus seiner Westentasche, den Sylvester an den Marshal in Helena geschrieben hatte. »Da drin steht, der Kerl hat schwarze Haare, grüne Augen und ist Ire.«
    »Ja. Der Mann heißt Gabriel Danaher.«
    »Einen solchen Mann sucht der Boß. Der heißt aber nicht Danaher, sondern O’Connell. Will O’Connell. Er hat zwei Halbblutkinder bei sich. Na ja, vielleicht hat er die auch schon beseitigt.« Aus der anderen Westentasche zog Rodgers einen zerknitterten, gefalteten Handzettel, den er Sylvester über den Schreibtisch zuschob, der das unansehnliche Papier widerwillig öffnete.
    Die Zeichnungen auf dem Steckbrief könnte Danaher darstellen; schwer zu sagen. Unter der Zeichnung war eine Summe von dreihundert Dollar für seine Auslieferung ausgesetzt, tot oder lebendig. Das Verbrechen: Mord. Sylvester dachte an Olivia, und sein Herz zog sich zusammen.
    »Dieser O’Connell hat den Bruder von meinem Boß abgeknallt. Und eine Frau hat er auch auf dem Gewissen, aber das zählt nicht, weil sie nur eine dreckige Indianerin war.«
    »Danaher könnte dieser O’Connell sein. Soweit ich weiß, hat er keine Kinder bei sich, aber soll mit zwei Indianerinnen zusammenleben. Ich habe Erkundigungen über ihn eingezogen, weil er im Verdacht steht, etwas mit dem Verschwinden einer Freundin meiner Frau zu tun zu haben.«
    »Wissen Sie, wo ich den Kerl finde?«
    »Ja. Er hat eine Mine in den Bergen, unter dem Thunder Ridge. Wir haben bereits versucht, in die Berge zu reiten, aber der Weg ist von einer Lawine verschüttet. Sobald er frei ist, reite ich mit ein paar Männern wieder hinauf.«
    »Glauben Sie, der Weg ist schon frei?«
    »Ich bezweifle es. Es ist zu kalt. Und der Mann, der weiß, wo die Hütte liegt, hat seine Frau zum Arzt in Butte gebracht. Er ist erst wieder in etwa einer Woche zurück.«
    »Na ja, solange kann ich noch warten. Ich hab’ in Jefferson City und in Boulder zu tun. Schätze, das dauert eine Woche oder so.«
    »Wenn der Mann wirklich wegen Mordes gesucht wird, sollten wir der Polizei seine Verhaftung überlassen.«
    »Mr. Candliss erledigt seine Probleme gerne auf die saubere Weise, verstehen Sie? Und auf die Gesetzeshüter in dieser Gegend ist kein rechter Verlaß. Keine Bange, Talbot. Jeder kriegt was von Will O’Connell ab, wenn

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