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Die Medizinfrau

Die Medizinfrau

Titel: Die Medizinfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Carmichael
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spürte sie in ihrem Herzen. Plötzlich stiegen ihr Tränen in die Augen.
    »Gabriel …«
    Er hob ihr Kinn und drehte ihr Gesicht zu sich herum. Schweigend sah er, wie ihr die Tränen über die Wangen liefen.
    »Du weißt wirklich nicht, was du willst, stimmt’s, Doc?« sagte er schließlich.
    »Ich wußte es«, flüsterte sie. Ihre Kehle war schmerzlich eng.
    »Ja. Ich wußte auch genau, was ich wollte, aber ich änderte meine Meinung, als ich dich lieben lernte. Vielleicht sind wir beide ein wenig erwachsener geworden.«
    »Gabriel …«
    »Schon gut, Doc. Vielleicht hast du recht. Vielleicht ist die ganze Sache unmöglich.«
    Er legte seine Lippen auf ihre, in einem kurzen, trockenen Kuß, in dem keine Leidenschaft war, nur Bedauern. Als Gabriel sein Pferd bestieg und wegritt, Curly hinter sich führend, biß Olivia sich auf die Unterlippe, bis sie ihr Blut schmeckte.

Kapitel 16
    »Sylvester Talbot, es ist mir egal, was du von Gabriel Danaher hältst. Du wirst jedenfalls nicht den Marshall auf ihn hetzen wie einen Jagdhund auf die Fuchsfährte. Zumindest so lange nicht, bis ich von Olivia erfahren habe, was wirklich in den Bergen passiert ist.«
    »Liebste, rege dich nicht auf. Danaher ist die Aufregung nicht wert, und Olivia wird mir zweifellos zustimmen, daß der Schurke hinter Gitter gehört. Mit Sicherheit hat sie den Mann nur verteidigt, weil er sie eingeschüchtert hat.«
    »Wenn Mr. Danaher sie eingeschüchtert hat, warum ist sie dann mit ihm allein nach draußen gegangen?«
    »Wenn sie einen Funken Verstand hat, warnt sie ihn, sich in Zukunft von ihr fernzuhalten.«
    »Sie sagt aber, sie sei freiwillig mit ihm gegangen.«
    »Unsinn. Möglicherweise hat der Mann wirklich einen Arzt gebraucht. Keine anständige Frau begleitet einen Kerl wie ihn freiwillig. Er ist ein Außenseiter und außerdem ein Krimineller.«
    Sylvester verschwieg seiner Frau das Gespräch mit Rodgers.
    Wenn sie wüßte, daß ihre Freundin in den letzten Wochen in den Händen eines Killers war, würde sie sich nur unnötig aufregen. Danaher mußte der Mann sein, den Rodgers und sein Auftraggeber suchten. Als Sylvester hörte, daß die Indianerinnen, die mit dem Mann in den Bergen lebten, seine Töchter waren, nicht seine Huren, war er sich seiner Sache sicher. Ein Name war schnell geändert.
    »Ich glaube nicht, daß Mr. Danaher schlechter ist als neunzig Prozent der Männer, die sich hier herumtreiben. Die Menschen mißtrauen ihm, weil er ein Einzelgänger ist. Er hat Olivia unbeschadet zurückgebracht. Und wenn meine Intuition mich nicht täuscht, ist etwas zwischen den beiden vorgefallen. Wenn Olivia etwas für ihn empfindet, kann er nicht der Schurke sein, für den ihn jeder zu halten scheint.«
    »Amy, der Kerl hat mit einer Indianerin zusammengelebt und hat Kinder mit ihr.« Vermutlich hat er sie außerdem umgebracht, doch das war nichts für Amys empfindsame Ohren.
    »Die Frauen, mit denen er jetzt lebt …«
    »Sind seine Kinder, Halbblutbastarde.«
    »Das hast du mir bisher nicht gesagt.«
    »Ich habe es erst heute erfahren von jemand, der ihn aus Virginia City kennt.«
    »Was ist daran schlecht, eine Indianerin zur Frau zu haben?«
    »Kein Verbrechen, gewiß. Aber ist einer, der sich mit Indianern abgibt, etwa der richtige Umgang für Olivia? Ein Mann mit Indianermischlingen. Gütiger Gott!«
    »Kinder sind Kinder, Sylvester.«
    »Du lebst nicht lange genug im Westen, um zu wissen, wie die Menschen hier darüber denken. Das gleiche gilt für Olivia. Der Mann ist ein unerwünschter Außenseiter, ein Taugenichts. Meiner Meinung nach sollte er wenigstens ein paar Tage im Gefängnis sitzen für das, was er Olivia angetan hat.«
    So lange jedenfalls, bis Rodgers wieder in Elkhorn auftauchte.
    »Sylvester, du erstaunst mich. Deine Einstellung ist unchristlich und unbarmherzig. Hast du mir nicht einmal gesagt, daß fast jeder Mann im Westen eine Vergangenheit hat, die man besser nicht näher untersucht? Wenn Gabriel Danaher Olivia nichts angetan hat, hast du keinen Grund, ihn zu verdammen.«
    »Amy, das ist wirklich kein Thema für Frauen. Überlasse mir die Entscheidung, was mit Mr. Danaher geschehen soll.«
    »Es ist sehr wohl ein Thema für mich, weil Olivia darin verwickelt ist. Und ich lasse nicht zu, daß du sie aufregst, wenn du solche Ansichten in ihrem Beisein äußerst. Sobald sie sich ausgeruht und erholt hat, werde ich von ihr hören, was für ein Mensch dieser Mr. Danaher ist.«
    »Aber Amy! Olivia sollte

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