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Die Medizinfrau

Die Medizinfrau

Titel: Die Medizinfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Carmichael
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ein, um einen drohenden Streik zu vermeiden. »Sylvester hat recht, Amy. Es ist immer angebracht, eine zweite Meinung einzuholen. Ich fühle mich in keiner Weise angegriffen, wenn Sylvester Dr. Cahill konsultieren will. In Anbetracht der Schwierigkeiten und traurigen Ergebnisse deiner ersten beiden Schwangerschaften, sollte nichts außer acht gelassen werden, damit es diesmal gutgeht.«
    »Siehst du? Sogar Olivia hält es für eine gute Idee.«
    »Olivia ist nur hochherzig.«
    Sylvester seufzte erneut.
    Die Dämmerung brach herein. Mit dem Schwinden des Tageslichts wurde es in den vierzehn Nachtlokalen von Elkhorn voll und lärmend. Im Silver Pick Saloon, der vor ihnen lag, schien es besonders lebhaft herzugehen. Schrille Klaviermusik drang auf die Straße, begleitet von rauhem Männergeschrei, Schlägen, Krachen, dem Klirren von zerbrochenem Glas und zersplitterndem Mobiliar.
    Sylvester nahm Amy und Olivia am Arm und führte sie auf die andere Straßenseite. »Hätte ich nur die Kutsche geholt. Amy dürfte solch rauhen Männerprügeleien nicht ausgesetzt werden.«
    Olivia warf einen mißtrauischen Blick zur Kneipe hinüber. »Die Straße war völlig ruhig, als Amy und ich Mr. Shriners Laden verlassen haben.«
    »So geht es hier fast jeden Abend zu«, erklärte ihr Sylvester. »In Montana ist man nicht so zivilisiert wie in New York, Olivia. Saufen und Raufen sind die beliebtesten Freizeitbeschäftigungen der Bergarbeiter und Goldwäscher.«
    »Glaube mir, Sylvester, auch in New York gibt es … O Gott!«
    Ein Mann flog aus der Kneipentür und landete mit einem Purzelbaum auf der Straße. Ein zweiter folgte ihm rückwärts taumelnd und landete mit dem Hinterteil im Wassertrog. Als er sich prustend und fluchend aus dem kalten Naß befreite, segelte ein dritter durch das geschlossene Fenster, inmitten klirrender Glassplitter. Er rappelte sich hoch, taumelte ein paar Schritte weiter, bevor er auf dem Gehsteig zusammenbrach und mit dem Gesicht nach unten im Straßenstaub liegenblieb.
    Ohne nachzudenken, eilte Olivia auf die drei Männer zu. Der erste stand wieder auf den Beinen, als sie bei ihm war.
    »Sind Sie verletzt?«
    Der Mann grinste sie aus blutunterlaufenen Augen an. »Nein, Madam. Danke der Nachfrage.« Er klopfte sich den Staub notdürftig ab, peilte die Kneipentür an und stürmte drauf los.
    Der zweite war aus dem Wassertrog geklettert und wrang seine Hemdzipfel aus. Olivias teilnahmsvolle Frage nach seinem Befinden wischte er mit einer abfälligen Handbewegung fort. Die Pfütze unter seinen durchweichten Stiefeln vergrößerte sich, als er dastand und den glasigen Blick auf die Kneipentür richtete.
    »Soll ich Ihnen nicht wenigstens eine trockene Decke besorgen?«
    Er schaute sie angewidert an, brummte einige unverständliche Worte und entfernte sich. Bei jedem Schritt quietschte das Wasser in seinen Stiefeln.
    Der dritte Mann blieb dort liegen, wo er hingefallen war. Olivia kniete neben ihm, als Sylvester sich zu ihr hinunterbeugte.
    »Was in aller Welt tust du da?«
    Im Lärm des Klaviergeklimpers und des Geschreis der Raufbolde in der Bar ging seine entrüstete Frage beinahe unter.
    »Der Mann ist verletzt!« schrie sie in den Tumult.
    »Das geht dich nichts an!«
    »Ich bin Ärztin, Sylvester!«
    Er versuchte, sie hochzuziehen, aber sie ließ sich nicht beirren. Der Verletzte hob stöhnend den Kopf, sackte aber gleich wieder vornüber. Blut glänzte in seinem Haar, eine Gesichtshälfte war verfärbt und geschwollen. Olivia untersuchte ihn oberflächlich nach Knochenbrüchen oder einer Verletzung der Wirbelsäule, die eine Veränderung der Körperlage nicht zugelassen hätten. Der Mann schien nichts gebrochen zu haben. Sie drehte ihn auf den Rücken und hob seinen Kopf auf den Gehsteig.
    »Gabriel Danaher.« Im schwachen Licht erkannte Olivia erst jetzt das verdreckte Gesicht des Mannes, der sie in Shriners Laden belästigt hatte.
    »Woher kennst du seinen Namen?« fragte Sylvester entrüstet.
    »Ich habe ihn heute nachmittag im Laden von Shriner kennengelernt.«
    »Er ist gewiß niemand, mit dem du Bekanntschaft schließen solltest, und er verdient deine Fürsorge nicht. Gabe Danaher ist Pöbel, und wenn er im Straßendreck liegt, so heißt das nichts anderes, als daß er dorthin gehört. Nun komm, bevor Amy sich aufregt.«
    »Bring Amy nach Hause, Sylvester. Ich komme gleich nach.«
    »Olivia!«
    Olivia hatte keine Zeit, Sylvester zu erklären, daß die Slums von New York, wo sie ein Jahr lang drei

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