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Die Medizinfrau

Die Medizinfrau

Titel: Die Medizinfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Carmichael
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Mädchen will er sich rächen. So sehr haßt er mich.«
    Olivia vermochte sich nicht vorzustellen, welcher Unhold sich an Kindern rächte, nur weil er ihren Vater haßte. »Bist du sicher, daß er hier hinaufkommt?«
    »Bestimmt sucht er sie hier.«
    Sie nahm seine Hand und verschränkte ihre Finger in seinen. »Longshot hat dich zu mir zurückgebracht. Was hätte ich getan, Gabriel, ohne zu wissen, ob du lebst, wo du bist? Was hätten Katy und Ellen getan? Übrigens die Kinder …«
    Zwei sorgenvolle Kindergesichter, einander zum Verwechseln ähnlich, schauten vom Speicher herunter.
    »Ihr könnt jetzt herunterkommen und eurem Vater guten Tag sagen, Kinder. Er ist aufgewacht.«
    Lärmend polterten sie die Leiter herunter. Unten angekommen schlichen sie auf Zehenspitzen ans Bett. »Geht’s dir gut, Pa?« fragte Ellen im Flüsterton.
    »Du klingst, als wärst du bei meiner Beerdigung, Schatz. So schnell bin ich nicht kleinzukriegen.«
    »Da braucht es schon mehr als eine Kugel, um unseren Pa umzubringen!« erklärte Katy.
    »Wie ich sehe, trägst du wieder Hosen.«
    »Es muß sein. Schlechte Zeiten für Frauen.«
    Gabe seufzte. »Vielleicht hast du recht. Glaubst du, du kannst Olivia und Ellen heute nacht ins Tal bringen?«
    »Wenn es sein muß.«
    »Gabriel!«
    Er hob eine Hand, um Olivia zum Schweigen zu bringen. »Candliss wird morgen hier sein, Katy. Ich bin ziemlich sicher. Er darf dich und Ellen und auch Olivia hier nicht finden. Bei den Talbots seid ihr in Sicherheit.«
    Katy machte ein nachdenkliches Gesicht.
    »Gabriel, du bist ein sturer Esel. Du bist nicht in der Verfassung, irgendwohin zu gehen, und wir lassen dich nicht allein. Mr. Candliss wird nicht wagen, den Mädchen etwas anzutun, da er wissen muß, daß ich als Zeugin gegen ihn aussage.«
    »Du kennst Candliss nicht, Olivia. Er hält sich für einen bedeutenden Mann in diesem Staat, der tun und lassen kann, was ihm beliebt.«
    »Ich habe eine Idee«, sagte Katy mit einem Lächeln.
    Gabriel widersetzte sich Katys Plan energisch, doch flach und hilflos auf dem Rücken liegend, konnte er seine Einwände nicht durchsetzen. Mit vereinten Kräften zimmerten die Mädchen eine Tragbahre, während Olivia Decken, Zündhölzer, Lampen, Wasser und Proviant zusammenpackte. Dann legten sie Gabriel und die Vorräte auf die Bahre und schleppten ihn zu dritt in den Schacht.
    Der Eingang zum neuen Stollen, den Gabe hinter der Einsturzstelle geöffnet hatte, war kaum zu sehen, und Katy und Ellen rollten noch einige Felsbrocken davor. Sie betteten Gabriel so bequem wie möglich in seine kleine unterirdische Felsenkammer, dann liefen Katy und Ellen nach draußen wie zwei geschäftige Eichhörnchen, um die Spuren der Tragbahre von der Hütte zum Stollen zu verwischen.
    »Wenn ich je wieder hier rauskomme«, drohte Gabriel von seinem Lager, »lege ich dich übers Knie, und du wirst es bereuen, ein so eigensinniges, ungehorsames Frauenzimmer zu sein.«
    Olivia tätschelte seine Wange und lächelte. »Das muß auf mich abgefärbt haben. Ich wußte gleich, es kann nichts Gutes dabei rauskommen, wenn man sich mit einem Iren einläßt.«
    »Du spielst mit dem Feuer, Olivia.«
    »Das tue ich, seit ich dich und deine Töchter kennengelernt habe.«
    »Sei bitte ernst.«
    »Ich bin ernst.« Sie beugte sich vor, und ihre Lippen berührten seine. Seine Arme umfingen sie, und er forderte einen Kuß, der weit mehr war, als sie beabsichtigt hatte.
    »Ich hatte geglaubt, ich darf dich nie wieder küssen, Doc.«
    Sie küßte ihn noch einmal, genoß seine warmen Lippen, das Kitzeln seines Dreitagebartes. »Versprich mir, daß du hier bleibst – um unseretwillen!«
    Die Augen, die sich in ihre senkten, waren nicht mehr verschwommen; sie glühten vor Liebe und Besorgnis. »Die Mädchen …«
    »Wir sind darauf vorbereitet, das verspreche ich dir. Diese Mädchen lassen sich so schnell nicht unterkriegen, wie du weißt. Mr. Candliss wird ihnen nicht zu nahe kommen. Ich knalle ihn persönlich ab, wenn es sein muß.«
    Er berührte ihre Lippen mit einem Finger. »Du könntest Irin sein.«
    Sie hätte alles gegeben, um bei ihm bleiben zu können. Im Schein der Grubenlampe war sein Gesicht so entsetzlich blaß, tiefe Falten hatten sich eingegraben. Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Morgen bin ich wieder mit frischem Wasser und Essen da.«
    »Was ist aus deiner Angst vor engen Räumen geworden?«
    Olivia lächelte. »Anscheinend bin ich geheilt.«
    Es gab wichtigere Dinge, vor denen es Angst

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