Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Medizinfrau

Die Medizinfrau

Titel: Die Medizinfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Carmichael
Vom Netzwerk:
wird.«
    In einer Woche – Zeit genug, die Zwillinge bei den Talbots unterzubringen und zum Prozeß nach Virginia City zu fahren. Trotz ihrer Weigerung, die Kinder nach Virginia City zu bringen, würde sie sich nicht davon abhalten lassen, am Prozeß teilzunehmen. Gabriel brauchte sie nicht zu sehen, aber sie mußte über den Verlauf der Gerichtsverhandlung Bescheid wissen.
    »Bring den Karton hinaus in den Wagen, Ellen. Katy, schau im Speicher nach, ob ihr noch etwas vergessen habt.«
    Olivia seufzte.
    »Seid ihr sicher, daß ihr das Maultiergespann mit dem schweren Wagen ins Tal bringen könnt? Ihr habt selbst gesagt, daß der Weg in einem sehr schlechten Zustand ist.«
    »So schwer ist das Zeug auch wieder nicht. Und ich habe schon oft Fuhrwerke ins Tal gebracht. Ich hole die Geschirre rein, um sie heute abend zu überprüfen, damit kein Riemen reißt.«
    Ellen warf Olivia einen traurigen Blick zu, als Katy die Tür hinter sich zugemacht hatte. »Du hast recht, Olivia. Pa will uns nicht dort haben. Katy würde in Schwierigkeiten geraten, und Pa würde versuchen, uns rauszuholen.«
    Katys Gebrüll erstickte Olivias Entgegnung.
     
    Gabe ritt eine ganze Ewigkeit, wie ihm schien. Wohin er ritt, wußte er nicht. Er ritt und ertrug die Schmerzen. Er war nur darauf bedacht, sich im Sattel zu halten. Manchmal verlor er das Bewußtsein. Die Schmerzen ließen nicht nach. Immer war er in Bewegung.
    Nun wäre Longshot stehen geblieben und ließ sich zu keinem weiteren Schritt bewegen. Er war zu müde, um es noch einmal zu versuchen. Stimmen hallten in seinem Kopf – oder waren sie echt? Er wußte es nicht.
    »Pa! Was ist passiert! Pa? Er ist verletzt. Alles ist voll Blut!« Das war Katy, und ihre vor Angst schrille Stimme mobilisierte seine letzten Kräfte. Er wollte etwas sagen, schaffte es aber nicht.
    Ellens Stimme: »Er hat sich selber im Sattel festgebunden. Pa? Pa?«
    »Gabriel! Mein Gott! Wie du aussiehst!« Das war die Stimme, nach der er sich auf dem langen Ritt gesehnt hatte. »Kinder, helft mir, die Verschnürung durchzuschneiden!«
    Die Schnüre, die tief in sein Fleisch schnitten, lockerten sich. Nur die Stricke hatten ihn im Sattel gehalten. Er fühlte, wie er seitlich nach unten rutschte. Dunkelheit hüllte ihn ein, bevor er den Boden berührte.
     
    Olivia war bei ihm, als er aufwachte. Sein Blick war verschwommen und wirr und sein Gesicht so bleich wie ein Bettlaken.
    »Gabriel? Kannst du mich hören?«
    Seine Lippen bewegten sich zuerst lautlos, dann flüsterte er: »Olivia?«
    »Gut. Jetzt bist du wieder bei Bewußtsein.«
    »Wo bin ich?«
    »In deinem Bett in der Hütte.«
    »Wie zum Teufel komme ich hierher?«
    »Du bist vor zwei Stunden hier angeritten.«
    Er versuchte, sich aufzurichten, fiel aber wieder ins Kissen zurück. »Verfluchtes Pferd! Ich muß wohl das Bewußtsein verloren haben, bevor wir Elkhorn erreichten. Und die Stute hat mich bis zur Hütte gebracht.« Er sah sie stirnrunzelnd und immer noch benommen an. »Die Hütte? Was machst du in der Hütte? Ich sagte dir doch, du sollst dich dort nicht blicken lassen.«
    »Wir wollten ein paar Sachen für die Mädchen packen. Wir sind völlig sicher. Die Männer, die ich angeheuert habe, waren hier, aber ich habe sie nach Elkhorn geschickt, bevor sie mitkriegten, daß du wieder da bist.«
    »Wir müssen von hier fort!«
    »Du bleibst liegen, Gabriel. Du hast sehr viel Blut verloren. Es ist ein Wunder, daß du es überhaupt geschafft hast.«
    »Candliss wird meine Spur verfolgen. Er darf die Mädchen nicht finden. Ich wollte nicht zur Hütte. Ich wollte nach Elkhorn, um euch zu warnen …«
    Olivia drückte ihn wieder ins Kissen, als er erneut versuchte, sich aufzurichten. »Bleib liegen, oder ich fessle dich ans Bett.« Sie feixte genießerisch. »Das hab’ ich schon mal gesehen.«
    Er umfing ihr Handgelenk.
    »Entspann dich, Gabriel. Mr. Candliss kommt mit Sicherheit nicht heute abend hier herauf. Der Weg ist verschneit und eisig. Wir drei hätten es bei Tage kaum geschafft. Wenn dieser Mr. Candliss dir bis Elkhorn gefolgt ist, wird er erst morgen früh aufbrechen können – falls er nicht riskieren will, einen Felshang hinabzustürzen. Das gibt uns Zeit, in Ruhe nachzudenken.« Sie berührte sein frisch verbundenes Bein. »War das sein Abschiedsgeschenk?«
    Gabe schloß erschöpft die Augen. »Ja. So könnte man es nennen. Candliss will den Mädchen etwas antun. Er ermöglichte mir zum Schein die Flucht, nur um mich abzuknallen. Und an den

Weitere Kostenlose Bücher