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Die Medizinfrau

Die Medizinfrau

Titel: Die Medizinfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Carmichael
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in Gabes Kopf zu hämmern. »Er wollte mich nach Elkhorn bringen, aber eine Lawine hat den Weg versperrt. Sobald der Weg passierbar ist, bin ich von hier fort.«
    Katys trotzig verkniffener Mund entspannte sich ein wenig. »Ich schätze, Sie wollen wirklich in die Stadt zurück, wie?«
    »Ich würde Elkhorn zwar nicht als Stadt bezeichnen, aber ich muß wirklich so bald wie möglich zurück, ihr beide seid fast wieder gesund.«
    »Ich bin stark wie ein Bär«, versicherte Katy.
    »Es freut mich, daß du so gute Fortschritte machst.«
    »Ellen ist auch wieder gesund.«
    Danaher unterbrach sie mit strenger Stimme: »Wenn du nicht sofort ins Bett gehst, bist du nicht lange stark wie ein Bär.«
    »Ich konnte nicht schlafen, weil Ellen so laut schnarcht.« Sie warf Olivia einen argwöhnischen Seitenblick zu. »Ich schlaf lieber hier unten.«
    Danaher nahm Katy bei den Schultern und drehte sie zur Leiter um. »Du sagst selber, es geht dir wieder gut, und du kannst in deinem eigenen Bett schlafen. Und was das Schnarchen anlangt, sägst du doppelt so laut wie deine Schwester. Ich weiß es, ich höre mir euer Schnarchen seit zehn Jahren an.«
    »Ach, Pa!«
    »Marsch nach oben! Nimm einen Krug Wasser mit und wasch dir Gesicht und Hände.«
    Katy trottete widerwillig zur Leiter. Danaher gab ihr eine Schüssel und einen Krug mit Wasser.
    »Dein Hals hat es auch nötig.«
    »Pa!«
    »Und zieh ein frisches Nachthemd an.«
    Sie rollte die Augen zum Himmel.
    Danaher trat an die Leiter und legte ihr einen Finger unters Kinn. »Wie wär’s mit einem Gutenachtkuß, Katy, mein Schatz?«
    Katy schnitt eine Grimasse. Einen Augenblick maßen Vater und Tochter einander mit Blicken, dann lächelte sie verschmitzt. »Gute Nacht, Pa.«
    Er bekam einen Schmatz auf die Wange. »Gute Nacht, Weiße Stute.«
    Katy grinste und gab ihm noch einen Kuß, bevor sie die Leiter hinaufkletterte.
    »Weiße Stute?« fragte Olivia mit hochgezogener Augenbraue.
    »Ihr indianischer Name. Sie mag ihn lieber als Katy. Sie bekam ihn von Minnies Großonkel. Büffelhaut war sein Name, und er war ein großer Häuptling. Katy fühlt sich geehrt, nach dem Lieblingspferd des Häuptlings genannt zu werden.« Olivia fand es zwar etwas merkwürdig, einen Pferdenamen zu bekommen, schluckte eine entsprechende Bemerkung aber hinunter.
    »Hat er auch Ellen einen Indianernamen gegeben?«
    »Ellen heißt ›die den Himmel aufleuchten läßt‹.«
    »Wie kam der Häuptling denn darauf?«
    »In der Nacht der Geburt der Zwillinge fielen Sternschnuppen.«
    »Hmmm. Interessant.« Sie unterdrückte ein Gähnen. »Es war ein langer Tag. Wenn Sie nichts dagegen haben, gehe ich jetzt ins Bett.«
    »Gute Idee. Auch ich bin müde.«
    »Also, gute Nacht. Und … danke, Mr. Danaher, daß Sie in dem Schneesturm nach mir gesucht haben. Es war dumm von mir, nicht auf Sie zu hören.«
    »Keine Ursache, Großmaulfrau. Angenehm, wenn eine Frau einsieht, daß sie einen Fehler gemacht hat.«
    Sie schnitt ihm eine Grimasse und wandte sich zur Leiter. Erst dann fiel ihr ein, daß der Dachboden von seinen rechtmäßigen Besitzerinnen wieder in Anspruch genommen worden war. Da es nur noch ein Bett in der Hütte gab, und die Krankenlager viel zu kurz für sie waren, entstand eine etwas peinliche Situation.
    »Ich bin ja aus meinem Bett vertrieben worden, das hätte ich beinahe vergessen.«
    Sie hoffte, er würde die erzwungene Nähe der letzten Tage nicht zum Vorwand für weitere Annäherungsversuche nehmen.
    »Ich hole ein paar Decken«, bot sie an, »damit Sie es sich vor dem Kamin gemütlich machen können.« Olivia hatte nicht die Absicht, auf dem Fußboden zu schlafen. Ohne Gabriel Danaher und seine Töchter würde sie schließlich in einem weichen Federbett im Gästezimmer der Talbots schlafen.
    »Ich glaube nicht, daß wir mehr Decken brauchen.« Danahers Gesichtsausdruck war zwar völlig neutral, doch in seinen Augen glühte ein teuflischer Funke. Er war so schnell wieder erloschen, daß sie ihn beinahe nicht bemerkt hätte. Doch sie hatte bereits Übung darin, Gefahren zu erkennen; Argwohn keimte in ihr auf.
    »Sie werden es auf den blanken Brettern recht unbequem haben.«
    »Ich schlafe nicht auf dem Fußboden.«
    »Aha? Wollen Sie mich etwa zwingen, auf dem Fußboden zu nächtigen? Mr. Danaher, Sie mögen gute Eigenschaften besitzen, Ritterlichkeit gehört jedenfalls nicht dazu.«
    Er lächelte sein irisches Spötterlächeln, das sie zur Weißglut brachte.
    »Ich halte mich für

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