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Die Medizinfrau

Die Medizinfrau

Titel: Die Medizinfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Carmichael
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stellte Katy fest.
    Und Olivia warf ihm unter halb gesenkten Lidern einen verschmitzten Blick zu. Er lachte in sich hinein. »Wenn das so ist …«
    Hätte sie einen Wolf nach Hause gebracht, wäre er nicht so nachsichtig gewesen. Das stand fest!
    Katys Ärger legte sich beim Anblick des Welpen, den sie sofort Hunter taufte, da Olivia nicht in der Lage war, ihm einen Namen zu geben. Ihr Vater und Krummer Stab bauten eine Kiste mit hohen Wänden, damit er nicht herausspringen konnte., Olivia und Ellen polsterten sie mit Laub und Tannennadeln aus. Das kleine graue Gesicht mit der spitzen Schnauze und den pelzigen Ohren hatte es Katy sofort angetan.
    Bevor Krummer Stab sich verabschiedete, kauerte er neben Hunters Kiste und sah zu, wie Katy ihn mit Fleischbrocken fütterte. In wenigen Minuten hatte sie dem Welpen beigebracht, die Heischstücke zu nehmen, ohne sie in die Finger zu beißen. Der kluge, kleine Kerl nahm die Brocken schon recht vorsichtig.
    »Kluger Wolf«, stellte Krummer Stab fest. »Sein Leben ist nicht mehr wie früher, aber er nimmt es an.«
    Katy hob den Kopf; Krummer Stab schaute nicht mehr auf den Wolf, sondern auf sie.
    »Auch dein Leben ist nicht wie früher«, sagte er mit ernster Stimme. »Du mußt klug sein wie der Wolf, Weißes Pferd.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Du weißt, was ich sagen will.«
    »Mein Leben wird sich nicht ändern. Nicht bevor Pa und Ellen und ich von hier fortgehen, und Pa mit Ace Candliss abrechnet.«
    »Wenn der Wolf sich nicht ändert, stirbt er.«
    Katy schob die Unterlippe vor.
    »Eichhornfrau hat einmal zu mir gesagt, ihre Enkeltochter ist eigensinnig wie ein Büffelbulle.«
    Katy grinste. Sie sah Eichhornfraus Gesicht vor sich, in tiefer Versenkung, wenn sie ihre Weissagungen sprach und ihre Träume deutete.
    »Sag meiner Großmutter, daß sich nicht viele Menschen mit einem Büffel einlassen.«
    »Es gibt keine Büffel mehr«, entgegnete Krummer Stab.
    Mit dieser unheilvollen Bemerkung ließ er sie und den Wolf allein.
    Krummer Stab verabschiedete sich am Nachmittag, um nach Norden zu ziehen, trotz aller Bitten der Zwillinge, über Weihnachten zu bleiben. Diesmal war das Winterlager von Büffelhöcker sein Ziel, dessen Nichte Fallender Regen war. »Pferdegänger erinnert mich daran, daß Mann eine Frau braucht«, verkündete er.
    »Ich erinnere dich daran!« rief ihr Vater fassungslos.
    »Fallender Regen ist gute Frau. Nicht zu jung, nicht zu alt. Nicht so klug wie Großmaulfrau. Gibt keine Widerrede.«
    »Ich erinnere dich an gar nichts!« knurrte ihr Vater.
    Krummer Stab grinste nur und ging. Als er fort war, fühlte Katy sich verlassen. Krummer Stab verstand sie. Er war nicht immer ihrer Meinung, aber wenigstens verstand er sie. Früher hatte ihr Vater sie verstanden, aber seit diese Frau da war, hatte er keine Zeit mehr, um an Katy und ihre Gefühle zu denken. Und Ellen war zum Feind übergelaufen. Sie hielt die Frau Doktor für eine ›echte Lady‹, wie sie Katy erklärt hatte, als sie sich bei Ellen über die Unzulänglichkeiten des Eindringlings beklagte. Ihre eigene Schwester war dieser Person ins Netz gegangen.
    Den Nachmittag verbrachte sie damit, das Dach des Hühnerstalls zu reparieren. Mit dem Hammer auf Nägel einzuschlagen, linderte ihre Wut ein wenig, aber nicht viel. Als es Zeit zum Abendessen wurde, schnürte ihr der Zorn immer noch die Brust zu und machte sie übellaunig. Der Knoten verengte sich, als ihr Vater verkündete, er habe den Nachmittag damit verbracht, mit Olivia Schießübungen zu machen. Stundenlang hatten die beiden auf die Schießscheibe geschossen und ihr nichts davon gesagt. Katy fragte sich nur, ob die Frau wußte, wo bei einer Flinte hinten und vorne war. Und als ihr Pa sagte, Olivia sei ein Naturtalent, konnte Katy ein verächtliches Grunzen nicht unterdrücken.
    »Was war das, Katy?« fragte ihr Vater unheilvoll.
    »Nichts.«
    »Vielleicht gehst du morgen mit Olivia schießen und gibst ihr einige Tips.«
    »Ich muß arbeiten.«
    »Morgen ist Weihnachten«, erinnerte Gabe sie grinsend. »Du könntest dir einen Tag freinehmen und etwas Spaß haben.«
    »Was soll daran Spaß machen, eine Frau, die von nichts eine Ahnung hat, davon abzuhalten, sich selbst zu erschießen? Warum will sie überhaupt schießen lernen?«
    »Du bist unhöflich, Katy.«
    »Na und?! Sie hat euch alle dazu gebracht, sie zu unterhalten und sie zu behandeln, als sei sie etwas Besonderes. Mich täuscht sie aber nicht!«
    »Was ist in dich gefahren,

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