Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy
zwei glänzende Armbänder, die zu dick waren, um aus echtem Gold zu sein, und eine blitzende Armbanduhr mit kleinen hellen Steinen, die unmöglich Diamanten sein konnten.
»Mama, ist alles in Ordnung?«
Nach einigen sehr langen Sekunden drehte sie sich unvermittelt zu mir um.
»Nein, … nein! Es ist nicht alles in Ordnung!«, sagte sie, ohne die Augen so weit zu heben, dass sie mich ansah.
Dann schwieg sie erneut. Als ich die Stille nicht mehr ertrug, beugte ich mich zu ihr hinüber und tätschelte ihre Hand, um sie vielleicht ein wenig zu trösten, auch wenn ich keine Ahnung hatte, worin ihr Kummer bestand. Sie entzog mir sofort ihren Arm.
»Fass mich nicht an, … hörst du? Fass mich nicht an. Es wird Zeit, dass du deine Absichten deutlich machst, … hörst du? Ich für meinen Teil habe keine Ahnung, was los ist. Ich weiß nicht, was du mit meiner Tochter anstellst. Die Geschichte geht schon viel zu lange. Ich habe alles dazu gesagt, was ich zu sagen habe.«
Aha, daher wehte also der Wind. Die arme Frau. Ich lächelte.
»Aber Mama, du musst doch längst wissen, dass es mir sehr ernst ist. Ola und ich lieben uns noch immer sehr. Ich habe sie gerade vor ein paar Tagen an der Uni besucht. Du brauchst dir wirklich keine Sorgen zu machen. Ola ist meine Frau.«
»Das höre ich mir nun schon seit Jahren immer wieder an. Immer dieselbe Leier. Allmählich bin ich es leid. Tag für Tag: Meine Frau, meine Frau, meine Frau, … ich liebe sie, ich liebe sie, ich liebe sie … Ist sie eine Frau für große Worte? Ist es eine Liebe für große Worte? Jedenfalls hält Liebe nicht den Topf am Kochen.«
»Mama, aber du kennst doch meine Situation. Sobald ich eine gute Arbeit habe, … sobald ich eine Wohnung habe, … wird mich keiner mehr mahnen müssen, den Brautpreis zu zahlen. Das ist doch alles längst abgemacht.«
Sie sah mich an, als hätte ich ihr gerade erklärt, dass »Auto« mit einem O anfängt.
»Und wie lange sollen wir noch warten, bis du eine Wohnung hast? Für Ola wird es Zeit, weißt du das nicht? Sie wäre längst verheiratet und irgendwo gut versorgt, wenn dein ganzes dummes Zeug nicht wäre.«
Sie zupfte ihr Gewand zurecht und lachte. Der Klang enthielt nicht das kleinste Quäntchen Belustigung.
»Hör zu, ich will es dir ganz einfach erklären. Es gibt andere Männer auf der Welt, die sie mit Freuden zur Frau nehmen würden, aber deinetwegen zögert sie. Ola wird nicht jünger. Ich habe sie schon fast ganz durch das Studium gebracht. Dabei hatte ich damit gerechnet, dass sie und ihr Mann inzwischen längst für mich und die Kinder sorgen würden. Und jetzt bin ich es langsam leid.«
Es war kein Wunder, dass sie aufgebracht war. Zwar hatte Olas Mutter schon immer einen leichten Hang zur Bitterkeit gezeigt, vermutlich wegen der vielen schartigen Frisbees, die ihr das Leben zugeworfen hatte, aber in ihrer Lage hätten alle Eltern genauso reagiert wie sie. Ich war noch dabei, meinen gesamten Wortschatz nach den passenden Formeln zu durchsuchen, um sie zu besänftigen, als sie zischte. Ihre Augen wurden dunkel und schmal – und sahen mich endlich an. Angst griff nach meinem Herzen.
»Andere Männer finden ihren Weg«, sagte sie. »Andere Männer wissen, was sie tun müssen, um im Leben voranzukommen. Nur du nicht. Sollen wir dein Diplom essen? Wenn ich sage, dass du ein Nichtsnutz bist, klingt das, als wollte ich dich beleidigen. Aber ich kann in der ganzen Zeit, seitdem ihr zwei euch kennt, nicht sehen, wirklich überhaupt nicht, dass Ola etwas davon hat, dass ihr zusammen seid. Wenn du mich fragst, bist du eine einzige große Enttäuschung.«
Mein Herz brach entzwei. Vor meinen Augen tanzten kleine bunte, leuchtende Sterne. Ich fühlte mich, als hätte sie sich von ihrem Stuhl erhoben, einen ihrer dicken Füße fest auf den Boden gestellt und mir mit dem anderen mit voller Wucht die Zähne eingetreten. Zum ersten Mal fragte ich mich, was meine Familie, was Ola, wirklich von mir dachten. Waren auch sie der Meinung, dass ich, Kingsley Onyeaghalanwanneya Ibe, eine Enttäuschung war?
Vielleicht hatte ich nicht so klug gehandelt wie andere junge Männer, die »ihren Weg fanden«. Vielleicht hatte ich mir zu viel auf meine Studienleistungen eingebildet. Schließlich lebte mein Vater trotz seiner geistigen Brillanz in bitterer Armut. Mich schauderte bei dem Gedanken, so zu enden wie er, mit vollem Kopf und leeren Taschen.
Meine Gedanken wanderten zum Halbbruder meiner Mutter, Onkel Boniface. Er
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