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Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy

Titel: Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adaobi Tricia Nwaubani
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halbwüchsige Tochter, die dem Aussehen nach die ältere Schwester der Mutter hätte sein können. Außerdem hatte, wer immer für die Kulisse verantwortlich war, vergessen, das große gerahmte Foto der Familie an der Wand des teuer möblierten Wohnzimmers durch eines zu ersetzen, auf dem die Schauspieler zu sehen waren, die das Haus leihweise benutzten, um diese Szenen zu drehen.
    Die Hauptdarstellerin hatte gerade entdeckt, dass der Mann, den sie heiraten wollte, ihr lang verlorener Vater war, als ich die ersten Schreie hörte. Ich nahm an, sie kämen aus dem Fernseher. Doch als Godfrey den Ton leiser stellte, wussten wir, dass sie aus unserer Wohnung kamen. Wir eilten zu unseren Eltern ins Schlafzimmer.
    Auf dem Fußboden hinter der Tür lag mein Vater mit abgespreizten Armen wie ein toter Hahn. Meine Mutter hockte neben ihm, die Hände auf seinen Schultern und den Kopf an seiner Brust. Sie schüttelte ihn, lauschte nach seinem Herzen und schrie.
    » Hewu Chineke m o! «, rief sie. »O mein Gott, ihr Leute, wenn ihr mich sehen könntet! Hewu! «
    Ihr Gesicht war tränennass. Wir versammelten uns kauernd um die reglose Gestalt meines Vaters. Meine Mutter lag auf ihm, sie hielt ihn an den Schultern, und ihr Kopf lag an seiner Brust. Sie schüttelte ihn, lauschte nach dem Klopfen seines Herzens und schrie.
    Ich riss mich zusammen und bemühte mich um ein wenig von der Denkfähigkeit, die den Menschen von den Tieren der Wildnis unterscheidet.
    »Godfrey, … schnell! Lauf nach oben und frag, ob Mister Nwude uns helfen kann, Papa mit seinem Auto ins Krankenhaus zu bringen. Los, … mach schnell!«
    Den anderen befahl ich: »Ihr anderen geht raus hier, … verlasst das Zimmer. Er braucht Luft.«
    Ich scheuchte alle hinaus und schloss die Tür. Meine Mutter weinte immer noch. Ich fühlte meinem Vater wieder und wieder den Puls. Godfrey kehrte zurück.
    »Mister Nwude hat gesagt, wir sollen ihn rausbringen. Er trifft uns unten.«
    Ich wandte mich an meine Mutter.
    »Mama, bitte zieh dir was über.«
    Sie holte ein Boubou aus dem Schrank, das vorne auf dem Bauch mit schwarzen Flecken von unreifen Plantanen bedeckt war, und zog es über ihr Nachthemd. Ich bückte mich und packte Vater an den Schultern, während Godfrey seine Beine nahm. So hoben wir ihn hoch. Seinen Kopf balancierte ich vorsichtig auf meinem Bauch, und wir trugen ihn hinaus. Irgendjemand Fixes hatte bereits die Haustür aufgesperrt, den Haupteingang des Hauses, den wir nur bei besonderen Gelegenheiten benutzten. Von dort war es nicht weit zu Mister Nwudes himmelblauem VW Käfer .
    Mister Nwude eilte hinzu. Er trug eine Kombination, derer er sich normalerweise geschämt hätte: Boxershorts zu Badezimmerschlappen und ein nur halb zugeknöpftes kurzärmeliges Hemd. Seine Frau stand neben Mutter, während wir Vater möglichst bequem auf den Hintersitz legten. Meine Mutter und ich quetschten uns zu zweit auf den Beifahrersitz und bekamen mit Mühe die Tür zu. Das alte Auto brauste, so gut es konnte, los und ließ den Rest unseres Haushalts sprachlos glotzend zurück.

8

    Wo ist Ihre Karte?«, fragte die Schwester.
    Wir befanden uns in der Notaufnahme des Staatlichen Krankenhauses.
    »Welche Karte?«, fragte ich.
    »Die Sie bekommen haben, als Sie Ihre Einzahlung gemacht haben.«
    »Wir haben keine Einzahlung gemacht.«
    »Gut, dann machen Sie schnell, damit ich bald einen Arzt holen kann, der ihn untersucht.« Sie deutete mit dem Kinn zu meinem Vater hin, der von meiner Mutter bewacht auf einer Holzbank lag. »Zahlen Sie Ihr Geld ein, und dann kommen Sie wieder und füllen diese Formulare aus.«
    Wovon redete sie?
    »Sie gehen hier durch die Halle«, erklärte sie. »Da hinten biegen Sie rechts in den Korridor ein und gehen bis zum Ende, dann ein Stück nach links, und dort sehen Sie eine blaue Tür. Drei Türen hinter der blauen Tür steht eine Tür weit offen. Da treten Sie ein und stellen sich links in die Schlange. Das ist die Kasse. Wenn Sie Ihre Einzahlung gemacht haben, kommen Sie mit der Quittung wieder her.«
    Einzahlung? Ich sah Mister Nwude an. Er sah die Schwester an.
    »Madam, bitte, dies ist ein Notfall«, sagte Mister Nwude.
    »Lassen Sie ihn jetzt von einem Arzt untersuchen, und wir bringen das Geld gleich morgen früh.«
    Es fehlte nicht viel, und sie hätte gelacht.
    »Madam«, flehte ich, »bitte, wir bringen das Geld als Allererstes morgen früh.«
    Sie verschränkte die Arme und sah mich an. Ich überlegte, ob es zu Drecksack die weibliche

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