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Die Meerhexe

Die Meerhexe

Titel: Die Meerhexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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teil. Vier davon waren Amerikaner: sie repräsentierten große Ölgesellschaften der Vereinigten Staaten. Ein fünfter war aus Honduras, ein sechster aus Venezuela, ein siebter aus Nigeria. Nummer acht und neun waren Ölscheichs aus dem Golfgebiet. Und Nummer zehn kam aus der Sowjetunion. Da er als einziger nicht das geringste Interesse an der Kontrolle des amerikanischen Ölmarktes hatte, kann man nur zu dem Schluß kommen, daß er lediglich dort war, um Unruhe zu stiften.« Lord Worth sah die fünf Leute, die mit ihm im Zimmer waren, der Reihe nach an: alle hingen buchstäblich an seinen Lippen. Hochzufrieden fuhr er fort: »Die Konferenz wurde nur aus einem einzigen Grund abgehalten: um einen Weg zu finden, mich auszuschalten, genauer gesagt, um den Ölstrom von der Meerhexe – das ist der Name meiner Bohrinsel – zu unterbinden, weil ich sie alle beträchtlich unterbot und demzufolge alle möglichen fiskalischen Probleme verursachte. Sollte es im Ölgeschäft irgendwelche Anstandsregeln geben, so müßte ich sie erst noch entdecken – ich glaube, in dieser Hinsicht würde Ihre Steuerfahndung mir rückhaltlos zustimmen. Die North Hudson Oil Company – das ist der offizielle Name meiner Gesellschaft – ist übrigens noch nie überprüft worden.
    Der einzige Weg, den Ölstrom für immer zum Versiegen zu bringen, ist die Zerstörung der Meerhexe. Als die zehn mit ihrem Latein am Ende waren, riefen sie einen professionellen Unruhestifter herein – einen Mann, den ich persönlich gut kenne und der ein außerordentlich gefährlicher Bursche ist. Aus Gründen, die ich nicht darlegen werde, bevor ich von Ihrer Seite das Versprechen habe, daß Sie mir helfen, hegt er einen tiefen Groll gegen mich. Und er ist einer der besten Sprengstoffexperten der Welt – wenn nicht überhaupt der beste.
    Nach Beendigung der Konferenz nahm besagter Unruhestifter die Abgesandten Venezuelas und der Sowjetunion beiseite und bat sie um die Unterstützung ihrer Marine. Sie wurde ihm zugesagt.« Lord Worth machte wieder eine Pause und sah von einem zum anderen. »Vielleicht werden Sie mir jetzt glauben, daß ich nicht phantasiere.
    Ich möchte noch hinzusetzen, daß dieser Mann mich so haßt, daß er den Auftrag wahrscheinlich auch ohne Bezahlung übernommen hätte. Aber tatsächlich hat er eine Million Dollar verlangt – und auch bekommen. Und außerdem noch die geforderten zehn Millionen Dollar Spesen. Und wozu braucht er zehn Millionen Dollar, wenn nicht dazu, alle Möglichkeiten von Gewaltakten ausschöpfen zu können?«
    »Das ist ja ungeheuerlich!« Der Außenminister schüttelte fassungslos den Kopf. »Sie sind außerordentlich gut informiert, Lord Worth. Ihr Geheimdienst scheint es mit unserem aufnehmen zu können.«
    »Er ist bedeutend besser – ich zahle den Leuten mehr. Die Ölbranche ist mit einem Dschungel zu vergleichen, in dem nur der Gerissenste überlebt.«
    »Sprechen Sie von Industriespionage?«
    »Aber natürlich nicht.« Es war durchaus möglich, daß Lord Worth tatsächlich glaubte, was er da im Brustton der Überzeugung sagte.
    »Dieser Freund, für den es vielleicht das Ende seiner Karriere …«
    »Genau.«
    »Geben Sie mir alle Einzelheiten und die Namensliste. Kreuzen Sie den Namen Ihres Freundes an. Ich werde dafür sorgen, daß nur ich diese Liste zu sehen bekomme und daß er nicht in die Sache hineingezogen wird.«
    »Das ist sehr freundlich, Herr Außenminister.«
    »Als Gegenleistung werde ich mich mit dem Verteidigungsministerium und dem Pentagon beraten.« Er machte eine Pause. »Aber das wird nicht einmal nötig sein. Ich kann selbst dafür garantieren, daß Sie ausreichenden Schutz zu Wasser und aus der Luft erhalten.«
    Lord Worth zweifelte keinen Augenblick an seinen Worten. Belton stand in dem Ruf, absolut integer zu sein. Und außerdem hieß es zu Recht, daß er die unersetzliche rechte Hand des Präsidenten war. Auf Belton war unbedingt Verlaß. Lord Worth beschloß, seine Erleichterung nicht allzu überschwenglich zu zeigen. »Ich bin Ihnen sehr dankbar«, sagte er deshalb nur. Dann sah er zu der Sekretärin hinüber und dann zu Howell: »Wenn ich die Dienste der Dame kurz in Anspruch nehmen dürfte …«
    »Aber selbstverständlich.« Die Sekretärin blätterte um und sah Lord Worth erwartungsvoll an.
    »Der Ort: Lake Tahoe, Kalifornien. Die Adresse: …«
    Lord Worth brach ab, als das Telefon klingelte. Die Sekretärin lächelte ihn entschuldigend an und hob den Hörer ab.

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