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Die Mehrbegabten

Die Mehrbegabten

Titel: Die Mehrbegabten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Snyders Operation unterzogen, so daß sie juristisch wie körperlich keine Frau mehr war; sie besaß keine Geschlechtsorgane als solche, keine Brüste; ihre Hüften waren schmal wie die eines Mannes, und ihr Gesicht war unergründlich und grausam.
    »Überlegen Sie sich«, sagte Barnes zu ihr, als sie den Korridor entlanggingen – vorbei an den Doppelreihen bewaffneter Polizisten – und Grems massive, mit Ornamenten verzierte Eichentür erreichten, »wie gut Sie sich fühlen würden, wenn es Ihnen doch gelungen wäre, über Irma Grem etwas herauszubekommen. Sehr schade.« Er stieß sie an, als die Tür aufging, und sie betraten Grems Schlafbüro. Grem lag in seinem riesigen Bett, umgeben von Zeitungsausschnitten der Times, einen verschlagenen Ausdruck im Gesicht.
    »Ratsvorsitzender«, sagte Barnes, »das ist Alice Noyes, die Spezialagentin, die beauftragt war, Material über das moralische Verhalten Ihrer Frau zu beschaffen.«
    »Ich habe Sie schon gesehen«, sagte Grem zu ihr.
    »Richtig, Vorsitzender«, sagte Alice Noyes und nickte.
    »Ich wünsche, daß meine Frau von Eric Cordon ermordet wird, als weltweite Liveübertragung im Fernsehen«, sagte Grem ruhig.
    Barnes starrte ihn an. Friedlich starrte Grem zurück, noch immer den verschlagenen Ausdruck im Gesicht.
    Nach einer Pause sagte Alice Noyes: »Es wäre natürlich leicht, sie umzulegen. Ein tödlicher Flitzerunfall bei einer Einkaufstour nach Europa oder Asien, sie ist ja dauernd unterwegs. Aber durch Eric Cordon – «
    »Das ist das Erfinderische daran«, sagte Grem.

    Wieder blieb es kurze Zeit still, bevor Alice Noyes sagte: »Bei allem Respekt, Vorsitzender, sollen wir das Projekt ausarbeiten, oder haben Sie bereits eine Vorstellung davon, wie wir vorgehen sollen und können? Je mehr Sie uns sagen könnten, desto besser unsere Ausgangslage.«
    Grem sah sie an. »Meinen Sie damit, ob ich weiß, wie es gemacht werden soll?«
    »Ich bin auch verwirrt«, sagte Direktor Barnes. »Insbesondere versuche ich mir vorzustellen, welche Wirkung es auf den Durchschnittsbürger haben würde, wenn Cordon so etwas täte.«
    »Er würde wissen, daß die ganze Liebe und das Schenken, die gegenseitige Hilfe und Verständnisbereitschaft und Zusammenarbeit unter den Alten Menschen, Neuen Menschen und Außergewöhnlichen – er würde wissen, daß das alles nur bombastischer Quatsch war. Und ich wäre endlich Irma los. Vergessen Sie diesen Punkt nicht, Direktor, vergessen Sie diesen Punkt nicht.«
    »Diesen Punkt vergesse ich ganz gewiß nicht«, sagte Barnes, »aber ich weiß immer noch nicht, wie das eigentlich möglich sein soll.«
    »Bei Cordons Hinrichtung werden alle hohen Amtsträger der Regierung anwesend sein«,
    sagte Grem, »einschließlich der Ehefrauen – meiner Frau. Cordon wird von einem runden Dutzend bewaffneter Polizisten hereingeführt. Die Fernsehkameras werden alles verfolgen; vergessen Sie das nicht. Dann packt plötzlich Cordon, in einem dieser überraschenden Zwischenfälle, die manchmal vorkommen, die Handfeuerwaffe eines Beamten, zielt auf mich, verfehlt mich jedoch und tötet Irma, die natürlich neben mir sitzen wird.«
    »Heiliger Gott«, sagte Direktor Barnes dumpf; er spürte, wie sich eine ungeheure Last auf ihn legte und ihn niederdrückte. »Sollen wir Cordons Gehirn verändern, damit er gezwungen ist, das zu tun? Oder fragen wir ihn einfach, ob es ihm etwas ausmachen würde – «
    »Cordon wird schon tot sein«, sagte Grem. »Spätestens am Tag vorher.«
    »Aber wie – «
    »Sein Gehirn wird durch eine synthetische Neuro-Kontrollkapsel ersetzt«, sagte Grem, »die ihn anweist, zu tun, was wir von ihm – oder vielmehr von ihr – wollen. Das ist einfach genug. Amos Ild soll sie installieren.«
    »Der Neue Mensch, der das Große Ohr baut?« fragte Barnes. »Sie wollen ihn bitten, Ihnen zu helfen?«
    »Es ist ganz einfach so«, sagte Grem. »Wenn er es nicht tut, unterbinde ich alle Zahlungen für die Entwicklung des Großen Ohrs. Und wir nehmen einen anderen Neuen Menschen, der fähig ist, Cordons Gehirn auszulöffeln – « Er verstummte; Alice Noyes hatte gefröstelt. »Tut mir leid. Sein Gehirn zu entfernen, wenn Ihnen das lieber ist. Es bleibt sich gleich. Was meinen Sie, Barnes? Ist das nicht brillant?« Er schwieg kurze Zeit, und es herrschte Stille. »Antworten Sie mir!«
    »Es würde dazu beitragen, die Minusmensch-Bewegung zu diskreditieren«, sagte Barnes bedächtig. »Aber das Risiko ist zu groß. Das Risiko überwiegt den

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