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Die Mehrbegabten

Die Mehrbegabten

Titel: Die Mehrbegabten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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mich ab.«
    »Haben Sie Geld?« fragte er.
    »Nein.«
    »Aber Sie kommen durch?«
    »Ja. Ich komme immer durch.« Sie sprach ohne Verbitterung. Sie schien ihm sein Zögern nicht übelzunehmen. Vielleicht hat es zwischen ihnen so etwas schon öfter gegeben, dachte er. Und andere sind, wie ich, hineingezogen worden. Mit den besten Absichten.
    »Ich will Ihnen sagen, was Ihnen zustoßen kann, wenn Sie mich mitnehmen«, sagte Charley. »Sie können erwischt werden, weil Sie mit Cordons Schriften in einem Raum sind. Sie können verhaftet werden wegen der Strafvorschriften bei Minderjährigen. Ihre Frau, die ebenfalls festgenommen wird, weil sie sich in einem Raum mit Cordon-Material aufhält, wird Sie verlassen und Sie nie verstehen, Ihnen nie verzeihen. Und trotzdem können Sie mich nicht einfach absetzen, obwohl Sie mich überhaupt nicht kennen, weil ich ein Mädchen bin und nirgends hin kann – «
    »Freunde«, sagte er. »Sie müssen doch Freunde haben, zu denen Sie gehen können.« Oder haben die zuviel Angst vor Denny? dachte er. »Sie haben recht«, sagte er gleich darauf. »Ich kann Sie nicht einfach absetzen.«
    Kidnapping, dachte er; das kann man mir auch noch vorwerfen, wenn Denny den ÖSD verständigt. Aber – Denny konnte und würde das nicht tun, weil er dann seinerseits als Verkäufer von Cordon-Material auffliegen würde. Das konnte er nicht riskieren.
    »Sie sind ein seltsames kleines Mädchen«, sagte er zu Charley. »In mancher Beziehung sind Sie die Naivität selbst, in anderer so zäh wie eine Lagerhausratte.« Lag das am Verkaufen von illegalem Material? fragte er sich. Oder war es umgekehrt gelaufen… sie war hart und zäh aufgewachsen und dann zu einer solchen Tätigkeit gekommen. Er sah sie an und betrachtete ihre Kleidung. Sie ist zu gut angezogen, dachte er; das sind teure Sachen. Vielleicht ist sie habgierig – das ist ein Antrieb, genug Geld zu verdienen. Für sie war Kleidung wichtiger. Für Denny der Shellingberg 8. Ohne das wären sie einfach nur Teenager, die in Jeans und ausgebeulten Pullovern zur Schule gingen.
    Böses, dachte er, im Dienst des Guten. Oder waren Cordons Schriften nicht gut? Er hatte nie zuvor eine authentische Broschüre von Cordon gesehen; jetzt hatte er wohl eine und konnte sie lesen und selbst entscheiden. Und sie behalten, wenn sie gut war? Und wenn nicht, sie den Wölfen vorwerfen. Denny und den Streifenwagen mit ihren telepathischen Lauschern, den Außergewöhnlichen?
    »Ich bin das Leben«, sagte sie.
    »Was?« fragte er verblüfft.
    »Für Sie bin ich das Leben. Was sind Sie, achtunddreißig? Vierzig? Was haben Sie erlebt? Haben Sie irgend etwas getan? Sehen Sie mich an. Ich bin das Leben, und wenn Sie mit mir zusammen sind, färbt etwas davon auf Sie ab. Sie fühlen sich jetzt schon nicht mehr so alt, habe ich recht? Wenn ich hier neben Ihnen sitze.«
    »Ich bin vierunddreißig und fühle mich keineswegs alt«, sagte Nick. »Neben Ihnen zu sitzen bedeutet im Gegenteil, daß ich mich älter fühle, nicht jünger. Nichts färbt ab.«
    »Das kommt schon noch«, sagte sie.
    »Sie wissen das wohl aus Erfahrung«, erwiderte er. »Mit älteren Männern. Vor mir.«
    Sie öffnete ihre Handtasche und zog Spiegel und Wangenstift heraus. Sie begann verschnörkelte Linien von ihren Augen über die Backenknochen zum Unterkiefer zu ziehen.
    »Sie verwenden zuviel Schminke«, sagte er.
    »Gut, nennen Sie mich eine Zwei-Pop-Hure.«
    »Was?« sagte er und starrte sie an, während der Flitzer einen Augenblick lang unkontrolliert durch den vormittäglichen Verkehr flog.
    »Nichts.« Sie legte Spiegel und Wangenstift in die Handtasche zurück. »Wollen Sie Alkohol?« fragte sie. »Denny und ich haben viele Verbindungen. Ich könnte Ihnen vielleicht sogar – wie heißt das gleich? – ach ja, Scotch besorgen.«
    »In irgendeiner fliegenden Destille bei Nacht aus weiß Gott was gemacht«, sagte Nick.
    Sie begann hilflos zu lachen, den Kopf gesenkt, die rechte Hand über den Augen. »Ich kann mir eine Destille vorstellen, wie sie durch den mitternächtlichen Himmel flattert, unterwegs zu einem neuen Platz. Wo der ÖSD sie nicht findet.« Sie lachte immer noch und hielt sich den Kopf, als könne sie die Vorstellung nicht loswerden.
    »Von Alkohol kann man blind werden«, sagte Nick.
    »Quatsch. Von Methylalkohol.«
    »Woher wissen Sie so genau, daß es keiner ist?«
    »Woher weiß man irgend etwas? Denny könnte uns jederzeit einholen und umbringen, oder der ÖSD… es ist nur

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