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Die Mehrbegabten

Die Mehrbegabten

Titel: Die Mehrbegabten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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einfach nicht wahrscheinlich, und man muß nach dem gehen, was wahrscheinlich, nicht möglich ist. Möglich ist alles.« Sie lächelte ihn an. »Aber das ist gut, verstehen Sie? Es heißt, daß man immer hoffen kann; er sagt das, Cordon – ich habe es mir gemerkt. Cordon sagt es immer und immer wieder. Er hat eigentlich keine große Botschaft, aber daran erinnere ich mich. Sie und ich könnten uns ineinander verlieben; Sie könnten Ihre Frau und ich Denny verlassen, dann würde er ganz wahnsinnig werden – er würde sich voll laufen lassen – und zuerst uns, dann sich selbst umbringen.« Sie lachte, und ihre glänzenden Augen tanzten. »Aber ist das nicht großartig? Sehen Sie nicht, wie großartig das ist?«
    Er sah es nicht.
    »Sie werden es schon noch sehen«, sagte Charley. »Aber reden Sie die nächsten zehn Minuten nicht mit mir. Ich muß mir überlegen, was ich Ihrer Frau sage.«
    »Ich sage es ihr.«
    »Sie würden alles verderben. Ich mache das.« Sie kniff die Augen zusammen und konzentrierte sich. Er flog weiter, in Richtung seines Apartments.
    8

    Fred Huff, persönlicher Assistent von ÖSD-Direktor Barnes, legte eine Liste auf den Schreibtisch seines Vorgesetzten und sagte: »Verzeihen Sie, aber Sie haben einen täglichen Bericht über Wohnung 3XX 24J verlangt. Hier ist er. Wir haben Standard-Stimmenbänder verwendet, um die Leute zu identifizieren, die auftauchten. Nur eine Person – ich meine, eine neue Person – erschien. Ein Nicholas Appleton.«
    »Hört sich nicht nach sehr viel an«, sagte Barnes.
    »Wir haben es durch den Computer laufen lassen, den von der Wyoming-Universität gemieteten. Als er alle Daten über diesen Nicholas Appleton hatte, Alter, Beruf, Vergangenheit, ob er verheiratet ist, Kinder hat und so weiter, kam er zu einer interessanten Schlußfolgerung.«
    »Appleton hat bisher noch nie gegen irgendwelche Gesetze verstoßen.«
    »Sie meinen, er ist noch nie erwischt worden. Das haben wir den Computer auch gefragt. Wie groß sind die Aussichten, daß dieser Mann bewußt ein Vergehen begeht? Er sagte, vermutlich nein, das würde er wohl nicht tun.«
    »Hat er doch schon getan, als er 3XX 24J aufsuchte«, erwiderte Barnes trocken.
    »Ist registriert; deshalb die Computer-Prognose. Ausgehend von diesem und ähnlichen Fällen in den letzten Stunden, erklärte der Computer, daß die Nachricht von Cordons bevorstehender Hinrichtung die Reihen des Cordonschen Untergrunds um vierzig Prozent verstärkt hat.«
    »Quatsch«, sagte Barnes.
    »Das ergibt sich aber nach der statistischen Wahrscheinlichkeit.«
    »Sie meinen, die haben sich im Protest zusammengeschlossen? Offen?«
    »Nicht offen, nein. Im Protest, ja.«
    »Fragen Sie den Computer, wie die Reaktion auf die Mitteilung von Cordons Tod sein wird. «
    »Kann er nicht berechnen. Nicht genug Daten. Nun, er hat berechnet, aber auf so viele mögliche Arten, daß uns das nichts nützt. Zehn Prozent: eine Massenerhebung. Fünfzehn Prozent: Die Weigerung, zu glauben, daß – «
    »Und die größte Wahrscheinlichkeit?«
    »Spricht für den Glauben, daß Cordon tot ist, aber Provoni nicht; daß er lebt und zurückkehren wird. Selbst ohne Cordon. Sie dürfen nicht vergessen, daß Tausende von Cordons Schriften – authentisch oder gefälscht – in jeder Minute auf der ganzen Erde verbreitet werden. Sein Tod wird dem kein Ende machen. Denken Sie an den berühmten Revolutionär des zwanzigsten Jahrhunderts, Che Guevara. Obwohl er tot war, kam das Tagebuch, das er hinterließ – «
    »Wie Christus«, sagte Barnes. Er fühlte sich deprimiert; er hatte angefangen, zu brüten. »Bring Jesus um, und du bekommst das Neue Testament. Bring Che Guevara um, und du hast ein Tagebuch mit Anweisungen, wie man auf der ganzen Welt an die Macht kommt. Bring Cordon um – «
    Ein Summer an Barnes’ Schreibtisch ertönte.
    »Ja, Ratsvorsitzender«, sagte Barnes ins Mikrofon. »Agentin Noyes ist bei mir.« Er nickte ihr zu, und sie stand von dem Ledersessel vor seinem Schreibtisch auf. »Wir kommen.« Er gab ihr ein Zeichen und verspürte gleichzeitig eine starke Abneigung gegen sie.
    Er mochte Polizeibeamtinnen nicht, vor allem jene nicht, die gern Uniform trugen. Eine Frau, hatte er schon vor langer Zeit entschieden, gehört nicht in eine Uniform. Die weiblichen Spitzel störten ihn nicht, weil sie in keiner Weise aufgefordert waren, ihre Weiblichkeit zu verleugnen. Agentin Noyes aber war geschlechtslos – tatsächlich und physiologisch. Sie hatte sich

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