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Die Mehrbegabten

Die Mehrbegabten

Titel: Die Mehrbegabten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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werden.«
    »Guter Gedanke.« Grem nickte.
    »Sie nehmen einen solchen Vorschlag ernst?« sagte Barnes fassungslos.
    »Er ist gut. Er beseitigt das Element, das Sie angesprochen haben, wonach – «
    Barnes entfuhr es: » Sie müssen Ihr öffentliches Leben von Ihrem privaten Leben trennen. Sie haben alles durcheinander gebracht.«
    »Und ich will Ihnen mal etwas sagen«, erwiderte Grem, noch immer mit rotem Gesicht und heiser. »Dieser Rechtsanwalt Denfeld – ich möchte, daß Schriften von Cordon in seiner Wohnung verstreut werden, und dann soll es eine Razzia bei ihm geben. Wir stecken ihn ins Gefängnis von Brightforth zusammen mit diesem Cordon. Dort können sie miteinander reden, bis sie schwarz werden.«
    »Denfeld kann reden«, pflichtete Alice Noyes ihm bei. »Und Cordon kann alles aufschreiben. Und die anderen Häftlinge können es lesen.«
    »Ich finde, es ist ein Glanzstück meines angeborenen Genies, meine öffentlichen und privaten Probleme mit einem Streich zu lösen«, erklärte Grem. »Das entspricht den Anforderungen von Occams Rasiermesser, wenn Sie verstehen, was ich meine. Verstehen Sie, was ich meine?«
    Weder Barnes noch Noyes antworteten. Barnes fragte sich, wie er sein Rücktrittsgesuch annullieren sollte – das überhastet und ohne Rücksicht auf künftige Möglichkeiten erfolgt war. Und während er das dachte, begriff er, daß Willis Grem wie immer mithörte.
    »Keine Sorge«, sagte Grem. »Sie brauchen nicht zurückzutreten. Denn, wissen Sie, Ihr Vorschlag eines Scharfschützen in Irmas Nähe, der sie abknallt, wenn Cordon die Attrappe abfeuert, gefällt mir. Ja, er gefällt mir sogar sehr. Danke für den Beitrag.«
    »Gern geschehen«, murmelte Barnes und hielt seine Aversion und seine brodelnden Gedanken nieder.
    »Was Sie denken, ist mir egal«, sagte Grem. »Mich interessiert nur, was Sie tun. Seien Sie feindselig, soviel Sie wollen, es spielt keine Rolle, solange Sie diesem Unternehmen nur Ihre volle und ungeteilte Aufmerksamkeit widmen. Es muß bald sein… Cordon könnte uns wegsterben, oder was weiß ich. Wir brauchen einen Namen für das Unternehmen. Ein Codewort. Wie nennen wir es?«
    »Barabbas«, sagte Barnes.
    »Den Sinn verstehe ich nicht, aber mir soll es recht sein«, erklärte Grem. »Also gut, von jetzt an ist das Operation Barabbas. Wir gebrauchen nur noch diese Bezeichnung, sowohl schriftlich als auch mündlich.«
    »Barabbas«, wiederholte Alice Noyes sachlich. »Das war eine Situation, in der von zwei
    Personen die falsche umgebracht wurde.«
    »Oh«, stieß Grem hervor. »Na, klingt aber immer noch gut.« Er zupfte gereizt an seiner Unterlippe. »Wie hieß die Person, die unschuldig war und umgebracht wurde?«
    »Jesus von Nazareth«, sagte Barnes.
    »Ziehen Sie etwa einen Vergleich?« fragte Grem scharf. »Daß Cordon Christus ähnlich ist? «
    »Soll schon vorgekommen sein«, meinte Barnes. »Aber ich will etwas anderes sagen. Alle Schriften Cordons haben sich gegen Gewalt, Zwang und Roheit gewendet. Es ist unvorstellbar, daß er versuchen sollte, jemanden umzubringen.«
    »Das ist der springende Punkt«, erklärte Grem geduldig. »Genau das. Es wird alles widerlegen, was er je geschrieben hat. Es wird ihn als Heuchler ausweisen, es wird alle seine Schriften und Traktate untergraben. Verstehen Sie?«
    »Der Schuß wird nach hinten losgehen«, meinte Barnes.
    »Sie schätzen meine Lösung wirklich nicht«, sagte Grem und sah ihn forschend an.
    »Ich finde, daß Sie in diesem Fall überaus unbesonnen handeln«, sagte Barnes.
    »Was soll das heißen?« fragte Grem.
    »Schlecht beraten.«
    »Niemand hat mich beraten. Es war mein eigener Einfall.«
    Direktor Barnes gab es auf; er überließ sich seinen brütenden Gedanken und verstummte.
    Niemand schien es zu bemerken.
    »Das Unternehmen Barabbas kann also anlaufen«, sagte Grem jovial und lächelte breit und glücklich.

    9

    Auf das vereinbarte Klopfzeichen hin öffnete Kleo Appleton die Wohnungstür. Mitten am Tag heimkommen? fragte sie sich. Da mußte etwas passiert sein.
    Und dann sah sie ihn, mit einem kleinen Mädchen, das offenbar noch keine zwanzig war, gut gekleidet, mit viel Schminke und einem blendenden Lächeln auf dem Gesicht, als würde es sie wiedererkennen.
    »Sie müssen Kleo sein«, sagte das Mädchen. »Ich freue mich sehr, Sie kennenzulernen, nach allem, was Nick mir von Ihnen erzählt hat.«
    Sie und Nick betraten die Wohnung; sie besah sich die Einrichtung, die Wandfarben; nichts entging ihr.

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