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Die Mehrbegabten

Die Mehrbegabten

Titel: Die Mehrbegabten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Zuschnappen verschlingen.«
    »Ersparen wir uns weitere Spekulationen, bis wir ihnen wirklich gegenüberstehen«, meinte Barnes. Grem fing erschöpfte Gedanken von ihm auf, Gedanken an eine lange Ruhepause… und gleichzeitig die Erkenntnis, daß es für keinen von ihnen Ruhe geben würde.
    »Tut mir leid«, sagte Grem dazu.
    »Sie können nichts dafür.«
    »Ich sollte zurücktreten«, sagte Grem dumpf.
    »Zugunsten von wem?«
    »Sucht euch doch einen. Von eurem Typ .«
    »Das könnte bei einer Sitzung überlegt werden.«
    »Von wegen«, sagte Grem. »Ich werde besser doch nicht zurücktreten. Es wird keine Sitzung geben, in der darüber beraten wird.«
    Er fing einen flüchtigen Gedanken von Barnes auf, der schnell unterdrückt wurde. Vielleicht kommt es trotzdem dazu. Wenn du mit den fremden Wesen und dem Aufstand im Inneren nicht fertig wirst.
    Sie werden mich töten müssen, um mich aus dem Amt zu verdrängen, dachte Grem. Einen Weg finden, mich zu erledigen. Es ist schwer, Telepathen umzubringen.
    Aber wahrscheinlich suchen sie bereits nach einem Weg, entschied er.
    Es war kein angenehmer Gedanke.

    15

    Das Bewußtsein kehrte zurück, und Nick Appleton sah sich auf grünem Boden liegen. Grün: die Farbe der ÖSD, der Staatspolizei. Er befand sich in einem ÖSD-Internierungslager, vermutlich in einem Durchgangslager.
    Er hob den Kopf und schaute sich mit zusammengekniffenen Augen um. Dreißig, vierzig Männer, viele mit Verbänden, viele mit blutenden Wunden. Ich gehöre wohl zu den Glücklicheren, entschied er. Und Charley – sie würde bei den Frauen sein und die Stimme erheben, um ihre Bewacher schrill zu beschimpfen. Sie wird sich tapfer schlagen, dachte er; sie wird ihnen in die Weichteile treten, wenn sie kommen, um sie in ein ständiges Umsiedlerlager zu schleppen. Ich werde sie nie wiedersehen, dachte er. Sie hat geleuchtet wie ein Stern. Ich habe sie geliebt. Selbst für diese kurze Zeit. Es war, als hätte ich durch den Vorhang des Alltagslebens geblickt und kurz gesehen, was ich brauche, um glücklich zu sein.
    »Sie haben nicht zufällig Schmerztabletten bei sich?« fragte ein junger Mann neben ihm. »Ich habe mir das Bein gebrochen, und es tut verdammt weh.«
    »Bedaure, nein« erwiderte Nick. Er kehrte zu seinen Gedanken zurück.
    »Seien Sie nicht so pessimistisch«, sagte der Junge. »Lassen Sie sich von den Kerlen nicht unterkriegen. Hier drin.« Er tippte sich an den Kopf.
    »Das Wissen, daß ich vielleicht den Rest meines Lebens in einem Umsiedlungslager auf Luna oder in Südwest-Utah verbringen werde, hindert mich am Lächeln.«
    »Aber Sie haben gehört, daß Provoni zurückkommt und Hilfe mitbringt«, sagte der Junge mit strahlender Miene. Seine Augen glänzten, trotz der Schmerzen in seinem Bein. »Es wird keine Lager mehr geben. ›Der Schleier des Firmaments ist zerrissen, und der Himmel wird sich auftun.‹«
    »Wir haben über zweitausend Jahre gewartet, seitdem das geschrieben wurde«, sagte Nick. »Und es ist noch nicht geschehen.«
    Noch kein ganzer Tag als Minusmensch, dachte Nick, und seht, was aus mir geworden ist!
    Ein hochgewachsener, schlanker Mann in der Nähe, mit einer klaffenden Wunde über dem rechten Auge, fragte: »Weiß jemand von euch, ob Provonis Nachricht an andere Druckereien weitergegeben worden ist?«
    »Ach, sicher.« Die Augen des Jungen leuchteten auf. »Sie haben es gleich gewußt; unser Nachrichtenmann brauchte nur auf eine Taste zu drücken.« Er strahlte Nick und den anderen Mann an. »Ist das nicht wunderbar?« meinte er. »Das, sogar das.« Er zeigte auf die anderen Männer in der schlecht beleuchteten, schlecht gelüfteten Zelle. »Es ist einfach großartig. Es ist schön.«
    »Das macht Sie high?« fragte Nick.
    »Ich bin mit der Literatur früherer Jahrhunderte nicht sehr vertraut«, erwiderte der junge Mann verächtlich auf Nicks Anachronismus. »Ich kann damit leben! Alles das – ist mein! Bis Thors Provoni landet. Er wird bald landen, und der Schleier des Firmaments – «
    Ein uniformierter Polizeibeamter kam heran und blickte auf eine Liste. »Sind Sie der Besucher von 3XX 24J« erkundigte er sich bei Nick.
    »Ich bin Nick Appleton.«
    »Für uns sind Sie ein Mann, der an einem bestimmten Tag zu einer bestimmten Zeit eine bestimmte Wohnung aufgesucht hat. Also, sind Sie 3XX 24J, oder sind Sie es nicht?« Nick nickte. »Stehen Sie auf und kommen Sie mit«, sagte der Polizist und setzte sich in Bewegung. Nick stand mühsam auf und folgte dem

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