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Die Mehrbegabten

Die Mehrbegabten

Titel: Die Mehrbegabten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Ratsvorsitzende sich mit Ihnen befaßt, werden sie bestätigt sein – oder auch nicht.« Er faltete das Blatt zusammen und steckte es ein. »Kommen Sie mit.«
    Noch einmal blickte Nick in den riesigen, höhlenartigen Saal mit den zehntausend Fernsehschirmen. Wie Fische gleiten die Menschen herum, dachte er; dunkelrote Fische, männlich und weiblich, und von Zeit zu Zeit stoßen sie zusammen wie die Moleküle einer Flüssigkeit.
    Er hatte plötzlich eine Vision von der Hölle. Er sah sie als ektoplasmische Geister, ohne echte Körper. Die Leute hier hatten das Leben schon lange aufgegeben, und jetzt nahmen sie es von den Schirnen auf, die sie beobachteten – oder vielmehr von den Menschen auf den Schirmen. Die primitiven Eingeborenen in Südamerika haben vielleicht recht, dachte er, wenn sie glauben, daß jemand, der eine Person fotografiert, ihr die Seele stiehlt.
    Was ist das, wenn nicht eine Million, eine Milliarde, eine endlose Reihe von solchen Aufnahmen? Unheimlich, dachte er. Ich bin demoralisiert; ich denke aus Angst in Begriffen des Aberglaubens.
    »Dieser Raum«, sagte der Beauftragte des Ratsvorsitzenden, »ist die Datenquelle für den ÖSD auf dem ganzen Planeten. Faszinierend, nicht wahr? All diese Monitore… und Sie sehen nur einen Bruchteil davon; strenggenommen sehen Sie den Anbau, der vor zwei Jahren eingerichtet worden ist. Der zentrale Nervenkomplex ist von hier aus gar nicht sichtbar, aber glauben Sie mir, er ist entsetzlich groß.«
    »Entsetzlich?« fragte Nick, erstaunt über den Ausdruck. Er empfand schwach eine Art Mitgefühl für den Beauftragten des Ratsvorsitzenden.
    »An den Schirmen sind fast eine Million Polizeiangestellte eingesetzt. Ein enormer bürokratischer Aufwand.«
    »Aber hat er ihnen etwas genützt?« fragte Nick. »Heute? Als sie mit der Razzia anfingen?«
    »O ja. Das System funktioniert. Obwohl es von eigenartiger Ironie ist, daß doch hierzu so viele Leute und Arbeitsstunden benötigt werden, wenn man bedenkt, daß der ursprüngliche Gedanke doch der war – «
    Ein uniformierter Polizeioffizier tauchte vor ihnen auf.
    »Verschwinden Sie und bringen Sie den Mann zum Ratsvorsitzenden!« fauchte er.
    »Ja, Sir«, sagte der Beauftragte und führte Nick durch einen Korridor zu einer breiten, durchsichtigen Plastiktür. »Barnes«, sagte er halb zu sich selbst und runzelte indigniert die Stirn. »Barnes steht dem Ratsvorsitzenden am nächsten. Willis Grem hat einen Rat von zehn Männern und Frauen, und wen zieht er zu Rate? Immer Barnes. Deutet das für Sie auf angemessene Gehirnprozesse?«
    Wieder ein Fall, bei dem ein Neuer Mensch einen Außergewöhnlichen herabsetzte, begriff Nick; er sagte nichts, als sie in einen schimmernd roten Flitzer stiegen, der das Amtssiegel der Regierung trug.

    16

    In einem kleinen, modernen Büro, eines der neuen Spinnen-Mobiles über sich, lauschte Nick apathisch der Lautsprechermusik. Im Augenblick spielte die verdammte Anlage eine Auswahl von Victor-Herbert-Melodien. O Gott, dachte Nick erschöpft; er saß zusammengekauert da, den Kopf auf die Hände gestützt. Charley, dachte er. Lebst du noch? Bist du verletzt oder in Ordnung?
    Er entschied, daß es ihr gut ging. Charley würde sich nicht unterkriegen lassen. Sie würde eine volle Lebensspanne durchleben: gut über hundertzwölf Jahre, die durchschnittliche Lebenserwartung.
    Ob ich hier wohl herauskomme? fragte er sich. Er sah zwei Türen vor sich, eine, durch die sie hereingekommen waren, und eine weitere, die offenbar in innere, esoterische Büros führte.
    Vorsichtig probierte er die Klinke der ersten Tür. Abgesperrt. Er schlich auf die andere Tür zu, die ins Innere führte, drückte die Klinke hinunter, hielt den Atem an – und fand auch sie abgesperrt.
    Und löste einen Alarm aus. Er konnte die Anlage schrillen hören. Verdammt.
    Die Innentür öffnete sich; auf der Schwelle stand Polizeidirektor Barnes, eindrucksvoll in seiner dekorierten grünen Uniform von der etwas helleren Farbe, die nur von den höheren Rängen getragen wurde.
    Sie starrten einander an.
    »3XX 24J?« fragte Direktor Barnes.
    »Nick Appleton. 3XX 24J ist eine Wohnungsnummer, und nicht einmal meine eigene. Oder sie war es. Ihre Leute werden die Wohnung inzwischen auf der Suche nach Cordon-Schriften auf den Kopf gestellt haben.« Zum erstenmal dachte er an Kleo. »Wo ist meine Frau?« fragte er scharf. »Ist sie verletzt oder getötet worden? Kann ich sie sehen?« Und meinen Sohn? dachte er. Vor allem

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