Die Mehrbegabten
Augen verrieten Argwohn und Besorgnis. Er sah nun wieder aus wie bei ihrer ersten Begegnung. Diese Mischung aus Angst und Haß gegenüber den Behörden, den Vatersymbolen. In Denny überstürzten sich die Gedanken; sein Gesichtsausdruck wechselte ständig. »Aber was könnten sie mir vorwerfen?« fragte er heiser. »Menschenskind.« Er rieb sich den Kopf. »Der Alkohol bringt mich um, ich kann nicht denken. Ob ich mich herausreden kann? Mein Gott, ich muß etwas nehmen.« Er verschwand im Badezimmer und kramte im Medikamentenschrank. »Metamphetinhydrochlorid«, sagte er und griff nach einer Flasche. »Da wird mein Gehirn klar. Mein Gehirn muß klar sein, wenn ich da herauskommen will.«
»Auf und ab, auf und ab«, höhnte Charley.
»Keine Predigt!« sagte Denny, als er ins Wohnzimmer zurückkam. »Ich kann das nicht ertragen; ich werde verrückt.« Zu Nick sagte er: »Nehmen Sie sie mit. Charlotte, du bleibst bei Nick; versuch nicht, in die Wohnung zurückzukommen. Nick, haben Sie genug Geld? Genug, um für ein paar Tage ein Motelzimmer zu mieten?«
»Ich denke schon«, sagte Nick, von Glück erfaßt – er hatte Denny so sehr beunruhigt, daß er ausstieg.
»Dann suchen Sie sich ein Motel. Und rufen Sie mich nicht an – wahrscheinlich ist die Leitung angezapft. Sie bereiten sich sicher schon auf eine Razzia vor.«
»Paranoid«, sagte Charley kalt. Sie sah Nick an und
Und zwei schwarzuniformierte Polizisten betraten die Wohnung, ohne den Türknopf zu berühren oder einen Schlüssel zu gebrauchen. Die Tür öffnete sich einfach vor ihnen.
Der erste Polizist hielt Nick etwas hin. »Ist das eine Aufnahme von Ihnen, Sir?«
»Ja«, sagte Nick und starrte das Foto an. Woher hatten sie es? Das Bild – ein Abzug – lag in einer Schublade seiner Schlafzimmerkommode.
»Ihr bekommt mich nicht«, erklärte Charley fest. »Ihr bekommt mich nicht.« Sie ging auf sie zu und schrie: »Verschwindet!«
Der Polizist griff nach seiner schweren Laserpistole. Sein Kollege tat das gleiche.
Denny sprang den zweiten Polizisten an, und sie rollten über den Boden, wild miteinander ringend.
Charley trat dem ersten Polizisten in die Hoden, riß den Arm hoch und stieß ihm den Ellenbogen in die Kehle, so schnell, daß Nick es beinahe nicht sah. Dann lag der Polizist ausgestreckt am Boden und versuchte zu atmen, rang gurgelnd und vergeblich nach Luft.
»Da wird noch einer sein«, meinte Denny und erhob sich als Sieger. »Wahrscheinlich unten oder auf dem Dachlandeplatz. Riskieren wir es oben. Wenn wir die ›Seekuh‹ erreichen, können wir ihnen entwischen. Wußten Sie das, Appleton? Ich kann einen Polizeiflitzer abhängen. Ich schaffe bis zu hundertfünfzig.« Er ging zur Tür. Nick folgte ihm betäubt.
»Sie waren nicht hinter dir her«, sagte Denny zu Charley, als sie mit dem Lift hinauffuhren. »Sie hatten es auf Mr. Saubermann hier abgesehen.«
»Oh«, rief sie erstaunt. »Na gut, dann haben wir eben ihn gerettet, statt mich. Ist er nicht wichtig?«
»Ich hätte nicht eingegriffen, wenn ich gewußt hätte, daß sie es auf Sie abgesehen hatten«, sagte Denny zu Nick. »Ich kenne Sie nicht einmal. Aber ich habe einen nach dem Laser greifen sehen und erkannte ihn als Kommandospezialisten. Also wußte ich, daß sie jemand umbringen wollten.« Er lächelte, und seine großen blauen Augen funkelten heiter. »Wissen Sie, was ich habe?« Er griff in die Hüfttasche und zog eine winzige Pistole heraus. »Eine Notwehrwaffe. Von Colt hergestellt. 22er Kurzpatronen, aber mit verdammt hoher Mündungsgeschwindigkeit. Ich hatte keine Zeit, sie zu benutzen; ich war nicht vorbereitet. Aber jetzt bin ich es.« Er behielt die Waffe in der Hand, als sie das Dach erreichten.
»Nicht hinausgehen«, sagte Nick zu Charley.
»Ich gehe zuerst allein«, meinte Denny. »Weil ich die Waffe habe.« Er zeigte hinaus. »Da steht sie, die ›Kuh‹. Mensch, wenn sie die Zündkabel herausgerissen haben… das Ding muß anspringen, oder ich gehe hinunter und lege die beiden Kerle um.«
Er trat aus dem Lift.
Ein schwarzuniformierter Polizist beugte sich hinter dem geparkten Flitzer vor, richtete den Laser auf Denny und sagte: »Stehenbleiben!«
»He, Officer«, sagte Denny freundlich und zeigte seine leeren Hände. Die Pistole steckte jetzt im Ärmel. »Was ist los? Ich mache einen kleinen Ausflug, das ist alles. Sucht ihr immer noch nach Cordons Leuten? Wissen Sie nicht – «
Der Schwarze schoß ihn mit dem Laser nieder.
Charley drückte auf den
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