Die Meister der Am'churi (German Edition)
beschäftigt halten.
„Jivvin?“ Ein Elf war unbemerkt eingetreten. „Yumari lässt nach dir rufen. Sie hat alles vorbereitet und erbittet deine Hilfe.“
Nun waren es Jivvins Augen, die vor Aufregung zu leuchten begannen. Er sollte Yumari beibringen, die Kette als Schleuderwaffe einsetzen zu können. Einmal freigelassen würde sie ihr Opfer finden, es war nicht notwendig, absolute Zielgenauigkeit zu üben. Doch es wäre wenig hilfreich, wenn sie sich selbst mit der Kette fesselte oder einen ihrer eigenen Krieger damit treffen würde.
„Mach uns Ehre!“ Orophin schlug ihm krachend auf den Rücken, was Jivvin fast in die Knie gezwungen hätte. Allmählich ließ sich auch Tamu von der allgemeinen Erregung anstecken. Noch war es nicht soweit. Aber die letzten Handgriffe wurden nun getan, und dann würde er in seinen größten und bedeutsamsten Kampf ziehen.
Bald schon.
16.
„Es ist stark, das Menschlein, nicht wahr?“
Charur grollte leise, er hatte gewusst, dass Harla zurückkehren würde. Gemeinsam blickten sie auf Ni’yo hinab, der bewusstlos am Boden lag. Charur hatte ihn stundenlang körperlich und geistig gequält, ohne seine inneren Barrieren erschüttern zu können. Am Ende hatten ihn zwei Drachen zurückhalten müssen, um den Menschen nicht umzubringen oder einfach an die Brutlinge zu verfüttern.
„Ja, er ist stark und er macht mich wütend. Aber ich will ihn brechen, ich habe die geeigneten Waffen, ich kenne seine Schwachpunkte. Seine Verteidigung wird schwächer, ich spüre es! Es ist erstaunlich, wie lange er tatsächlich schon durchhält. Ich hatte reihenweise Elfen hier in all den Jahren, die man zum Tode verurteilt hatte. Nicht einer von ihnen hat länger als zwei Tage überstanden.“
„Aha. Daher weißt du einiges über Menschen und das Geschehen an der Oberwelt. Interessant.“ Harla stolzierte um ihn herum, in sein Blickfeld. „Sag mir, warum ich dich jetzt nicht einfach als Zwischenmahlzeit zu mir nehme und dann anschließend deine Statue zerstöre“, fragte er sie ruhig.
„Weil du neugierig bist und wissen willst, warum ich zu dir gekommen bin, denn Sehnsucht ist keine meiner Schwächen, wie du weißt.“
„Ist das so? Wo du doch so zahlreiche Schwächen hast ... Aber gut. Lass uns spielen, Harla. Warum bist du hier?“
„Ich helfe dir, diesen Mischling zu brechen und versorge dich mit Wissen über die Außenwelt, soviel du nur willst“, sagte sie mit einer Leichtigkeit, die sie wohl kaum fühlen konnte. Charur überdachte ihre Worte einen langen Augenblick, bevor er sich ihr wieder zuwandte. „Was verlangst du dafür?“
„Dass du meine Statue zertrümmern lässt oder es auch selbst übernimmst – sobald das Siegel gebrochen ist, nicht früher. Ich werde mich derweil in diesem Menschenkörper befinden.“ Erneut starrte er sie an, sinnend, abwehrend. Er hatte Zeit. Als sie unruhig wurde, legte er seinen Schweif um ihren Leib und hob sie hoch. Vorsichtiger als Ni’yo, sie war immer noch eine Verwandte. Eine Göttin. Eine mögliche Verbündete!
„Wenn ich das tue, bleibst du in dieser lächerlichen Hülle gefangen, die altern und verfallen wird.“
„Ja.“ Sie lächelte. Es verwirrte Charur, auf wie viele verschiedene Arten Menschen lächeln konnten und damit fast die gesamte Bandbreite ihrer Emotionen ausdrückten. Wenn er es richtig deutete, lächelte Harla triumphierend, und das gefiel ihm nicht.
„Was planst du? Wer gibt ein Dasein als Göttin oder gar Drache auf?“
„Jemand, der in der einen wie der anderen Gestalt ein bedeutungsloses Nichts ist!“, brüllte sie mit loderndem Blick. „Jemand, der dieser Hölle entflohen ist, nachdem er als Brutmutter missbraucht wurde und ansehen musste, wie seine Jungen einer nach dem andern gefressen wurden. Jemand, der als Letzter aufgestiegen ist und feststellen musste, dass auch in der Zwischenwelt der Platz begrenzt ist. Ich will ein Leben, Charur. Und sei es ein auf wenige Jahre begrenztes Menschenleben.“
Er musterte sie, diesmal mit anderen Augen. „Du hast dich verjüngt“, stellte er fest. „Vor drei Tagen war dein Körper schon im Verfall begriffen, jetzt ist er noch nicht einmal vollständig ausgewachsen. Und du bist …“ Nun verstand er. Harla würde keine Göttin mehr sein, aber dennoch Kräfte und Fähigkeiten behalten, die – Ni’yo und einige andere Gotteskinder ausgenommen – alle Menschen und Elfen übertraf. Sie würde eine Herrscherin unter den Sterblichen sein. Und mit dem
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