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Die Meister der Am'churi (German Edition)

Die Meister der Am'churi (German Edition)

Titel: Die Meister der Am'churi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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wurde aber tatsächlich ruhiger. Einige Augenblicke lang war es totenstill im Raum, alle starrten auf Perénn, dem Blut aus der Nase strömte, und Kamur.
    „Was ist mit Hitze?“, fragte Ilanrin plötzlich. „Unser Gift verfällt rasch an der Luft und wird von Hitze zerstört. Das Blut eines Drachen ist so heiß, dass es fast kocht.“
    Perénn wischte sich über das Gesicht und lächelte düster.
    „Ich habe einen Weg gefunden, das Gift zu schützen, genau dafür brauche ich einige rare Mittel für die Herstellung. Es hält nicht ewig, aber bevor Hitze es neutralisieren kann, ist auch ein Drache längst tot. Darauf leiste ich jeden Eid, es funktioniert. Einen Eid habe ich nie gebrochen“, setzte er ein wenig trotzig nach.
    Alle waren sich bewusst, was es bedeuten würde, sollte Perénn tatsächlich recht behalten.
    „Es ist nicht der Weg der Am’churi, in Gift liegt keinerlei Ehre“, sagte Tamu leise. „Doch bei solchen Gegnern bedeutet es nicht mehr und nicht weniger als einen Ausgleich der Kräfte. Mit einer solchen Waffe könnten wir es wagen, an ein Überleben zu denken. Vielleicht sogar an einen Sieg.“
    Kamur räusperte sich und zog aus seinem Reisebeutel ein langes, hauchfein geschliffenes Metallstäbchen hervor. Es gehörte zu einem Spielset, Hoga war ein Geschicklichkeitsspiel, mit dem Am’churi ihre Fingerfertigkeit schulten. Kamur stellte die Metallstäbe dafür selbst her, er war für seine Fähigkeiten beim Schmieden und für äußerste Geduld bekannt.
    „Meister, ich dachte gerade … Ein Dolch kann nur ein oder zweimal eingesetzt werden, dann müsste man das Gift neu auftragen. Das ist in einer Schlacht kaum möglich, und man kann auch nicht allzu viele Klingen mit sich schleppen, die Wandler noch weniger als wir.“ Er reichte Tamu das Stäbchen an. „Wenn Yumari sich erholt hat, könnte sie mir vielleicht helfen, Nadeln von solcher Länge herzustellen. Es dauert ein wenig, aber die müssten nicht schön aussehen, nur stabil sein.“
    Tamu wog das Metallstück und reichte es dann an Orophin, der es zwischen den Fingern zu zerbrechen versuchte. Trotz der Kraft, die in Orophins gewaltigen Händen steckte, brauchte er mehrere Anläufe dafür und nickte anerkennend. „Gut!“, sagte er, was für seine Verhältnisse einer Lobeshymne gleichkam.
    „Man könnte sie bündelweise mitnehmen, und selbst wenn sie zu schwach sein sollten, um unter Drachenschuppen zu gleiten, könnte man dafür mit einem einzelnen Dolch nachhelfen“, murmelte Tamu. Er verbarg seine Aufregung. Zum ersten Mal, seit Am’chur ihm vor etwa drei Wochen offenbart hatte, welches Unheil sie erwartete, wagte er, wahrhaftig Hoffnung zu schöpfen.
    „Wie viel Zeit benötigst du für das Gift?“, fragte er Perénn.
    „Zwei Tage, falls die Kalesh alles haben, was ich brauche.“ Er warf einen scheuen Blick zu Ilanrin; seit er vor Jahren ein Gefangener der Schattenelfen gewesen war, fürchtete er sie. Der alte Elf starrte ihn einfach nur an, ohne sich zu regen. Dann neigte er zu jedermanns Überraschung respektvoll den Kopf.
    „Ich sehe, dass Alter und Erfahrung tatsächlich jungen Ideen weichen müssen. Folge mir, Perénn, Sohn des Am’chur. Alles, was in Aru wächst und zu sammeln ist, können wir dir bieten.“ Er schob Perénn energisch in Richtung Tür, wandte sich allerdings noch einmal um und wies auf Kamur. „Du, lass dich von Norim zu den Schmieden bringen, sie können dir helfen, diese Aufgabe ist nicht zu schwierig. Doch Eile tut not! Lynea, ich schicke Weberinnen her, die für jeden Wolf ein eigenes Waffengeschirr aus Medas anfertigen werden, passend zur Größe in beiden Gestalten und der Fellfarbe, sodass die Tarnung nicht gefährdet ist. Zeig ihnen solch ein Metallstück, damit sie sich vorstellen können, wie sie passende Aufhängungen auszuarbeiten haben.“ Die Augen des Elfen leuchteten vor Leben und Tatkraft.
    Nun hat auch sein altes Leben wieder einen Sinn, dachte Tamu.
    „Lynea, ich denke, das kann ich vollständig in deiner Hand belassen?“, fragte er die Wandlerin, die sich gerade mit einigen ihrer Leute in eine lebhafte Diskussion darüber verstrickte, wie man die Giftnadeln transportieren konnte, ohne sich selbst daran zu verletzen, was den augenblicklichen Tod bedeuten würde. Wortlos nahm Lynea ihm die Reste des zerbrochenen Stabes aus der Hand und nickte ihm zu.
    „Am’churi, zu mir!“, befahl er dann. Seine Krieger hatten im Moment keine Aufgabe, er würde sie mit harten Waffenübungen

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