Die Meister der Am'churi (German Edition)
waren sein Element.
„Ich vermute, ihr gewinnt euer Betäubungsgift aus vergammelndem Fleisch?“, fragte er.
„Gewiss, es ist stärker als alles, was von Pflanzen, Schlangen oder Giftfröschen zu finden ist“, erwiderte der Elf nach kurzem Zögern, offenbar überrascht, dass Perénn davon wusste. „Es ist für Menschen gefährlich, es zu schlucken, und im Blut tötet es sie fast immer. Aber schon für einen Am’churi braucht es gewaltige Mengen, bei einem Drachen würde wohl ein Fass kaum genügen.“
„Es ist nicht leicht zu gewinnen, wirkt unzuverlässig, mal stärker als gedacht, meist schwächer als erhofft, und es lässt sich nur schwer aufbewahren, richtig?“, bohrte Perénn weiter. Der Elf nickte irritiert.
„Nun, ich habe als Jugendlicher einen Weg gefunden, das Gift – ich nenne es Botol – so zu isolieren, dass es frei von allen anderen Stoffen ist. Dieses reine Gift tötet in geringsten Mengen, selbst einen Drachen.“
„Du hast keinen Drachen für Experimente gehabt, und wirst es wohl kaum an einem Am’churi getestet haben, wie kannst du sicher sein …?“ Ilanrin stockte, als er Perénns Gesichtsausdruck sah. Offenkundig hatte auch dieser uralte Elf noch nicht alles erlebt, was diese Welt zu bieten hatte! Tamu rann ein eisiger Schauder über den Rücken. Er ahnte, wohin das führen würde, betete, dass er sich irrte.
„Ich …“ Perénn warf einen panischen Blick in Jivvins Richtung, dessen Züge versteinerten, als er begriff, was gemeint war. Tamus Hoffnung zerbrach. Er erinnerte sich allzu gut an dieses ehrlose Verbrechen, das ungesühnt geblieben war.
„Jivvin, diese eine Nacht, wir haben erst Jahre später erfahren, dass du es warst, der Ni’yo da gerettet hat …“ Perénns Gestammel war kaum zu verstehen. Kamur bewegte sich so unruhig, als suche er nach einem Fluchtweg.
„Ihr habt seinen gesamten Oberkörper mit Giftnadeln gespickt. Ich weiß nicht, was du mit geringer Menge meinst“, presste Jivvin mühsam beherrscht hervor. „Auch, wenn es ihn tatsächlich beinahe umgebracht hätte. Er war da allerdings erst vierzehn.“ Er drehte den Kopf und sagte in Richtung Wolfswandler und Elfen: „Die beiden da haben Ni’yo vergiftet, grausam gefoltert und in einer Haltung zurückgelassen, in der er die Wahl zwischen Ersticken und Wirbelsäulenbruch hatte. Es waren Tausende Nadeln!“
„An den Nadeln war das Gegenmittel, Jivvin“, flüsterte Perénn, totenbleich im Gesicht. „Er hatte kaum einen Hauch von dem Gift im Blut, aber es brauchte allein achthundert Einheiten Gegengift, damit er nicht aufhörte zu atmen. Mit dem bisschen, das ich ihm gegeben habe, hätte man eine ganze Menschenstadt ausrotten können!“ Er duckte sich unwillkürlich unter Jivvins starrem Blick. „In diese Haltung hatten wir ihn erst gezwungen, als wir dachten, er müsse jeden Moment erwachen, ich schwör’s! Wir waren sicher, dass er sich daraus befreien könnte.“
Tödlicher Hass loderte in Jivvins Augen, er ballte beständig die Fäuste, zitternd vor unterdrückter Wut. „Ich habe mich an einer der Nadeln gestochen, du Bastard. Der Schmerz war entsetzlich. Und nachdem ich ihn gefunden hatte, war er noch stundenlang gelähmt“, zischte er. „Beinahe wäre er mir unter den Händen weggestorben, er hatte sich erbrochen und wäre fast daran erstickt! Wenn ich nur ein wenig langsamer gewesen wäre, hätte nicht einmal Am’chur ihn retten können.“ Allen Anwesenden im Raum stand Zorn und Entsetzen ins Gesicht geschrieben, sogar Ilanrin, obgleich der als Einziger zusätzlich interessiert wirkte. Tamu stand bereit, Perénn zu beschützen, sobald der Erste die Nerven verlor.
„Ich wusste nicht, wie gefährlich das Gift wirklich sein würde, ich dachte …“, stotterte Perénn verängstigt. Er war tatsächlich nie ein wahrhaftiger Am’churi gewesen, und dennoch hatte der Gott ihn erwählt und trotz seiner Ehrlosigkeit nicht verstoßen.
In diesem Moment riss sich Lynea aus Brynns Griff, der verzweifelt versucht hatte, sie zurückzuhalten, und warf sich auf Perénn.
„Du widerlicher, stinkender, feiger Bastard!“ Sie schlug ihm heftig die Faust ins Gesicht und hätte ihn zweifellos getötet, bevor Tamu sie erreichen könnte, doch da ging Jivvin dazwischen. Er war stark genug sie festzuhalten und zu bändigen.
„Hör auf! Es ist mehr als zwölf Jahre her und Ni’yo hat es überlebt. Und wenn aus diesem Verbrechen etwas Gutes erwachsen kann, lass es zu!“
Sie fauchte wie eine Katze,
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